Längere Ladenöffnungszeiten für Zug – darüber wird abgestimmt

Einkaufstourismus verhindern oder Ladenpersonal stärker belasten?

Am 7. März wird Zug darüber abstimmen, ob die Läden im Kanton täglich eine Stunde länger offen haben dürfen. Eine Annahme der «Gesetzesinitiative für längere Ladenöffnungszeiten» würde bedeuten, dass die Läden von Montag bis Freitag bis 20 und samstags bis 18 Uhr geöffnet bleiben könnten.

Am 7. März wird im Kanton Zug sowohl über nationale als auch kantonale Vorlagen abgestimmt. Während national über das Verhüllungsverbot, das Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste sowie das Wirtschaftsabkommen mit Indonesien befunden wird, kommen im Kanton Zug die «Änderung des Steuergesetzes vom 27. August 2020» und die «Gesetzesinitiative für längere Ladenöffnungszeiten» auf den Prüfstand.

Letztere ist im September 2019 unter dem Namen «+1» ins Leben gerufen worden. Im überparteilichen Komitee machen sich Vertreterinnen und Vertreter aus liberalen Jungparteien wie Gian Brun von den Jungfreisinnigen, Klemens Item von den Jungen Grünliberalen und Kathi Büttel von der jungen SVP für liberalisiertere Öffnungszeiten stark. Der Zuger Kantonsrat lehnte die Gesetzesinitiative für längere Ladenöffnungszeiten mit 46 zu 26 Stimmen, unterbreitete jedoch keinen Gegenvorschlag. Also wird die Zuger Stimmbevölkerung nun das letzte Wort haben.

Das Komitee «Länger Einkaufen» wirbt mit den folgenden Argumenten für die Annahme:

  1. Viele Menschen haben keine Möglichkeit, vor 19 Uhr einzukaufen und sind genötigt, dies an Bahnhöfen und Tankstellen zu tun – zu höheren Preisen.
  2. Tankstellen und Bahnhöfe haben wegen ihrer längeren Öffnungszeiten einen klaren Vorteil, was mit der Initiative verhindert werden soll.
  3. Die Zuger Nachbarskantone haben oft längere Öffnungszeiten, was zum unökologischen Einkaufstourismus beisteuert.
  4. Die verlängerten Öffnungszeiten sind keine Pflicht, sondern eine Möglichkeit. Die Besitzer der Läden können ihre Öffnungszeiten unverändert beibehalten, wenn sie keine Verlängerung wollen.

FDP-Ständerat Matthias Michel unterstützt die Initiative mit den Worten: «Lieber lokale Läden offen halten, als nachts online im Ausland einkaufen.» Tabea Estermann, Co-Präsidentin der Jungen Grünliberalen Kanton Zug, argumentiert auch, dass die längeren Öffnungszeiten mehr mögliche Arbeitszeit für Unterbeschäftigte schaffen würden. Besonders betroffen seien Studierende und Frauen, vor allem Mütter.

Parteien wie die  Alternative – die Grünen Zug inklusive ihre Jungpartei sprechen sich mit den folgenden Argumenten gegen die Initiative aus:

  1. Die Arbeit im Verkauf ist bereits stressig, längere Arbeitszeiten würden das Ladenpersonal nur noch mehr ermüden und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
  2. Die Konsequenz der Initiative wären längere Arbeitszeiten oder deren Flexibilisierung. In den betroffenen Branchen sind die Arbeitstage jedoch bereits überdurchschnittlich lang und schlecht bezahlt.

Die Junge Alternative betont, dass im Dienstleistungssektor überwiegend Frauen arbeiten. Diese stünden wegen der Dreifachbelastung von Familien-, Care- und Erwerbsarbeit unter einem besonders hohen Risiko für gesundheitliche Langzeitschäden. Ihre Gesundheit würde durch die unregelmässigen Arbeitszeiten, sollte die Initiative angenommen werden, noch mehr gefährdet werden. Der zusätzliche Stress solle auch auf die Kinder der Arbeitnehmerinnen negative Auswirkungen haben und die unregelmässigen Arbeitszeiten erschwerten die Sicherstellung von Kinderbetreuung zusätzlich.

Der Kantonsrat lehnte die Initiative mit den folgenden Begründungen ab:

  1. Die aktuellen Öffnungszeiten sind ausreichend. Dies beweisen die kaum längeren Öffnungszeiten in anderen Kantonen, in denen die Öffnungszeiten liberalisierter sind.
  2. Mit längeren Öffnungszeiten muss das Personal für längere Zeit angestellt und bezahlt werden, worunter Kleinbetriebe besonders leiden und von Grossbetrieben verdrängt werden.
  3. Längere Arbeitszeiten werden das Personal um Erholungseffekt und Lebensqualität rauben, und das mit negativen Folgen auf ihre Gesundheit, ihr Familienleben und ihre Vereinstätigkeiten.
  4. Seit Anfang der Neunzigerjahre ist die Anzahl Angestellter im Detailhandel gesunken, doch die Arbeitszeiten wurden vielerorts verlängert. Die Annahme der Initiative wird die Detailhandelslehre weniger attraktiv machen.

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