Viele Vorteile: ohne Auto zur Arbeit

Nachhaltige Mobilität für Zug

Für zahlreiche Pendler bedeutet der tägliche Arbeitsweg mit dem Auto ein regelmässiges Ärgernis, zu dem sie jedoch keine Alternative sehen. Dass dem längst nicht immer so ist, wollen die ZVB mit ihrem neuen Angebot Mobilitätsberatung Zug aufzeigen. Dabei beraten sie Zuger Unternehmen auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität.

2022 legte der Schweizer Pendler im Durchschnitt 14 Kilometer respektive 30 Minuten zurück, um von seinem Wohnort zur Arbeit zu gelangen. Bei einer Vollzeitstelle kommt man so hochgerechnet auf rund 300’000 zurückgelegte Kilometer Arbeitsweg im gesamten Berufsleben. Tut man dies mit dem Auto, so wie es die Hälfte der Pendlerinnen praktiziert, bedeutet das nicht nur über 60 verbrachte Wochen im PKW, sondern auch eine Belastung für die Umwelt, die sich in vielen Fällen durch die Nutzung eines alternativen Verkehrsmittels oder durch eine Effizienzsteigerung stark reduzieren liesse.

Nur fehlt es vielerorts an der Bereitschaft, sein Mobilitätsverhalten zu überdenken und oftmals werden manche Aspekte, welche die verschiedenen Verkehrsmittel mit sich bringen, ausser Acht gelassen. So beispielsweise wenn es um die Gesamtkosten rund um den motorisierten Individualverkehr (MIV) geht, wo gerne primär die Benzinkosten einkalkuliert werden, während beim jährlichen ÖV-Abo keine versteckten Kosten wie ein Service oder Reparaturkosten anfallen. Hinzu kommt, dass sich während der Zugfahrt beispielsweise der Arbeit gewidmet werden kann oder man überbrückt die Zeit, um sich mit einem Podcast zu entspannen oder sich durch seinen Social-Media-Feed zu scrollen.

Das Auto als Platzfresser

Zahlreiche Bilder, die Pendlerinnen auf der Strasse ohne ihr Fortbewegungsmittel zeigen, illustrieren, wie ineffizient das Auto in der Raumnutzung ist. Zwischen 1,4 und 1,6 Personen (im Pendlerverkehr sind es gar 1,1 Personen) beträgt die durchschnittliche Auslastung eines Autos, und im Durchschnitt werden pro Person, welche mit dem PKW fährt, 115 m2 Fläche benötigt, wie das Verkehrsplanungsbüro TEAMverkehr mit Sitz in Cham in seinem Magazin aufzeigt. Zum Vergleich: Beim ÖV liegt er zwischen 7 und 12 m2. Selbstredend spricht auch der Vergleich in Bezug auf die Umweltbelastung eine deutliche Sprache, wo das Auto im Vergleich zur Bahn bezüglich CO2-Fussabdruck je nach Strecke durchschnittlich 20- bis gar 30-mal schlechter abschneidet, wie eine Studie aus der Schweiz zeigt.

Stau auf der Schweizer Autobahn

Es staut in beide Richtungen in der Nähe von Regensdorf – kein seltenes Bild. Bild: taldav68 / Depositphotos

Es sind dies zahlreiche Faktoren, die das Auto, für viele Pendlerinnen alternativlos wirkend, in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und genau hier setzen die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) an bei ihrem neuen Angebot «Mobilitätsberatung Zug». Dieses wurde im vergangenen Dezember in Zusammenarbeit mit TEAMverkehr geschaffen und soll Zuger Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltige Mobilitätslösungen für sich und ihre Mitarbeiter zu finden.

In vier Schritten zum Erfolg

Der Ansatz besteht dabei grundsätzlich aus vier Schritten. Zu Beginn wird die Ausgangslage des Unternehmens analysiert: Wo liegt der Firmenstandort? Wie ist dieser mit dem ÖV oder mit dem Velo erschlossen? Wie viele Parkplätze stehen zur Verfügung? Was für einen Arbeitsweg legen die Mitarbeitenden zurück? Diese und zahlreiche weitere Fragen werden aufgegriffen, um Verlagerungs- und Einsparungspotenziale festlegen zu können.

Im Anschluss geht es darum, die Messgrössen und die Mobilitätsstrategie zu bestimmen. Dabei liegt es am Unternehmen selbst, Zielgrössen zu definieren, wie viel CO2-Einsparung angestrebt wird und/oder wie viele Mitarbeitende vom MIV auf den ÖV oder Fuss- respektive Veloverkehr wechseln sollen. Schritt drei umfasst die Umsetzung der vereinbarten Massnahmen. Es folgt deren Kommunikation nach innen und aussen und es werden beispielsweise Angebote zur Förderung von ÖV, Fuss- und Veloverkehr implementiert sowie bei Bedarf das Parkplatzmanagement überarbeitet.

Philipp Hofmann im dunklen Anzug im Bus

Philipp Hofmann ist Leiter Markt bei den ZVB. Bild: zVg

Der finale Schritt steht im Zeichen des Monitorings. So werden passende Messmethoden für die davor definierten Indikatoren entwickelt und es wird untersucht, ob die vereinbarten Ziele erreicht worden sind. Bei Bedarf können im Anschluss manche Stellschrauben angepasst werden und der Zyklus kann von vorne beginnen. «Im Schnitt begleiten wir ein Unternehmen rund sechs Monate durch den Prozess der Mobilitätsberatung», erklärt Philipp Hofmann, Leiter Markt bei den ZVB und Mitinitiator der Mobilitätsberatung Zug.

Auch mit finanziellen Anreizen

Er betont, dass es für jedes Unternehmen individuelle Lösungen braucht und auch die Zielsetzungen stark variieren können. «Wenn der Firmenstandort gut erschlossen ist und die Mitarbeitenden die nötige intrinsische Motivation mitbringen, ihr Mobilitätsverhalten anzupassen, haben wir einen grossen Hebel, mit dem wir arbeiten können.» Hofmann erklärt, dass nicht alle Unternehmen, die sich an die Mobilitätsberatung Zug wenden, dies tun, weil sie ein moderner und attraktiver Arbeitgeber sein wollen, der Nachhaltigkeit von sich aus grosse Bedeutung zukommen lässt. So gebe es immer mehr Firmen, die schlicht unter einem Mangel an Parkplätzen leiden und sich deswegen zum Handeln gezwungen fühlen.

Neben der Eigenmotivation der Mitarbeitenden können im Zusammenhang mit der Mobilitätsberatung auch von aussen Anreize geschaffen werden. Der Tarifverbund Zug, ein Zusammenschluss aller in der Region Zug involvierten Transportunternehmen, bietet das Zuger JobAbo an, welches nicht nur vom Tarifverbund vergünstigt abgegeben wird, sondern auch für sämtliche Tarifzonen genutzt werden kann, selbst wenn dies für den Arbeitsweg gar nicht nötig wäre. Ausserdem kann sich das Unternehmen finanziell am ÖV-Abo seines Mitarbeiters zusätzlich beteiligen. Dieser erhält das Abo so zu einem deutlich reduzierten Preis und er kann dieses auch in seiner Freizeit nutzen.

Flyer Mobilitätsberatung

Mit der Rakete wird es vermutlich eher nicht zur Arbeit gehen. Bild: zVg

Um dies in rein digitaler Form anbieten zu können, lancierten die ZVB mit einem lokalen Partner im Dezember mit Faboo eine neue Plattform, die mit Unternehmen, Kantonen, Städten und Umweltverbänden kooperiert. Dabei erhält das Unternehmen als Kunde einen Zugang und dessen Mitarbeiterinnen können mit ihrem Account das für sie passende Abo auswählen. Bereits konnten namhafte Unternehmen für Faboo gewonnen werden wie das Zuger Kantonsspital und das Institut Montana Zugerberg. Im Gegensatz zur Mobilitätsberatung, die sich auf Zuger Unternehmen beschränkt, handelt es sich bei Faboo um ein schweizweites Angebot. Das Interesse an der Plattform ist gross, gerade weil sie so einfach in der Handhabung ist. Der Mitarbeiter bezahlt seinen Teil per Kreditkarte, erhält das Abo auf seinen Swisspass und die Firma erhält monatlich eine Abrechnung.

Die Dusche nicht unterschätzen

Philipp Hofmann betont die Wichtigkeit von realistischen Zielen sowie eines konsequenten Einbezugs der Belegschaft, damit die Veränderungen im Mobilitätsverhalten auf einer gesunden Basis fruchten können und wirklich mitgetragen werden. «Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass gewisse Aspekte, vermeintliche Details, vergessen gehen, wenn die Angestellten nicht nach ihren Bedürfnissen gefragt werden.» Als Beispiel nennt er die Möglichkeit, am Arbeitsort duschen zu können, wenn man mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen soll.

Junge Frau auf Velo ist erschöpft

Soll es mit dem Velo zur Arbeit gehen, bildet für viele eine Duschmöglichkeit eine Grundvoraussetzung dafür. Bild: goffkein / Depositphotos

Die Mobilitätsberatung Zug und Faboo haben seit dem Start Ende 2023 gut 30 Unternehmen begleiten können, wobei aktuell die Kapazitäten von Seiten ZVB ausgelastet sind. Deswegen hat man eine Teilzeitstelle ausgeschrieben, um das dreiköpfige Kernteam rund um Philipp Hofmann und ZVB-Unternehmensleiter Cyrill Weber zu ergänzen. Entsprechend positiv ist das erste Fazit, das Hofmann zieht. «Wir spüren, dass das Angebot auf grossen Anklang stösst und der Bedarf da ist – wobei manche Firmen nicht an allen vier Schritten interessiert sind, sondern primär an jenen, bei denen sie Unterstützung benötigen.» In Bezug auf Faboo sei es wichtig gewesen, das Produkt innerhalb kurzer Zeit marktfähig zu machen und für das Problem eines schweizweit fehlenden durchgehenden digitalen Prozesses eine Lösung zu kreieren. Denn je niederschwelliger der Zugang zu ÖV-Abos ist, desto eher werden sie genutzt.

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