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Interview mit Tina Weirather

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Tina Weirather gewann insgesamt neun Weltcuprennen. Bild: zVg

Voraussichtlich noch bis Anfang Januar wird Tina Weirather für SRF Skirennen kommentieren, bevor sie sich in die Babypause verabschiedet. Pünktlich zum Saisonstart haben wir mit der Liechtensteinerin über Rivalitäten neben der Piste, den Rücktritt während Corona und Kommunikationsprobleme des Skirennsports gesprochen.

Tina Weirather, die Saison ging für den Skiweltcup bereits Ende Oktober in Sölden los. Nicht nur die Fahrerinnen mussten dafür bereit sein, sondern auch Sie als SRF-Expertin und Co-Kommentatorin. Wie intensiv verfolgen Sie die Fahrerinnen und ihren Formstand vor dem Saisonstart?

So nah wie möglich. Die Frage ist halt, wo man wie viel erfährt. Viele Zeitenlisten aus den Trainings bekommt man nicht zu Gesicht – diese wären natürlich sehr aufschlussreich. Wer gut drauf ist und bei wem es überhaupt nicht läuft, bekommt man jedoch trotzdem mit. Man muss sich auf jeden Fall aktiv informieren.

Auf Instagram gibt’s halt nicht viel mehr als Ferien- und ein paar Trainingsbilder zu sehen.

Anhand der Social-Media-Posts kann man nicht abschätzen, wie es jemandem geht, weil sich dort sowieso jede von ihrer besten Seite zeigt.

Doch auch die Athletinnen selbst sehen erst beim ersten Rennen, wo sie im Vergleich zur Konkurrenz stehen.

Ja, und deswegen war ich vor dem Saisonstart in Sölden auch immer so nervös. Du weisst nicht, ob du die Leistungen aus den Trainings abrufen kannst und falls ja, ob dies reicht.

Tina Weirather auf der Piste

Tina Weirather ist immer noch nah an den Athletinnen dran wie hier in St. Moritz. Bild: Facebook Tina Weirather

Wie viel haben Sie mit den Athletinnen vor und nach den Rennen zu tun, wenn man zum Beispiel im gleichen Hotel übernachtet?

Mit einigen mehr, mit anderen weniger. Besonders intensiv ist der Kontakt natürlich mit den Fahrerinnen, mit denen ich bereits während meiner Aktivzeit befreundet war. Doch ich habe auch zahlreiche junge, spannende Athletinnen kennengelernt, die erst nach meinem Rücktritt in den Weltcup kamen und sehr offen sind. Dies macht es umso aufregender, zu verfolgen, welche Talente nachstossen.

Eine Sprachbarriere besteht auch kaum wo, oder? Es sprechen ja fast alle Fahrerinnen Deutsch respektive Englisch.

Absolut. Als ich den Weltcup stiess, gab es noch einige italienische Fahrerinnen wie die Fanchini-Schwestern, die kein Englisch sprachen. Mittlerweile sprechen alle ziemlich gutes Englisch.

Von dem, was man mitbekommt, herrscht unter den Fahrerinnen eine sehr freundschaftliche bis familiäre Atmosphäre. Dies ist auch in anderen Sportarten der Fall und manche sehnen sich wieder vermehrt Rivalitäten herbei, wie es sie früher eher gab. Wie stehen Sie dazu?

Ich mag es eigentlich, wenn der Kampf auf der Piste gelassen wird, wobei es natürlich auch spannend ist, wenn sich zwei überhaupt nicht mögen. So war der Unterhaltungswert gross, wenn sich Henrik Kristoffersen und Lucas Braathen wieder mal einen medialen Schlagabtausch lieferten – immer mit einem Augenzwinkern. Beispielsweise, als Braathen in Sölden sein erstes Weltcuprennen gewann und Kristoffersen meinte, der erste Sieg sei einfach, viel schwieriger sei, sich an der Spitze zu halten. Damit konfrontiert, meinte Braathen wiederum, dass sein Ziel nicht sei, so gut wie Kristoffersen zu werden, sondern viel besser. Kleine Nadelstiche mag es durchaus mal leiden.

Tina Weirather mit Ski und kleinen Kugel

Einer der grössten Erfolge ihrer Karriere: der Gewinn der kleinen Kristallkugel im Super-G in der Saison 2017/18. Bild: Facebook Tina Weirather

Braucht es die richtigen Charaktere dafür, dass die Rivalität auch authentisch und nicht nur von den Medien herbeigeschrieben ist?

Das ist so, zwischen Marco Odermatt und Aleksander Aamodt Kilde beispielsweise wird es nie eine tiefe gegenseitige Abneigung geben. Zwischen Kristoffersen und Braathen war es etwas anderes, wobei sich die Rivalität durch Braathens Rücktritt nun leider erübrigt hat.

Generell entwickelt sich der Skirennsport weiter, wobei auch die TV-Sender darauf reagieren. So ist auch SRF bei der Berichterstattung neue Wege gegangen mit Formaten wie «Tina auf dem Lift mit…», «Stadt, Land, Ski» während der WM oder der «Tinalyse». Hinzu kommt der «Podcast am Pistenrand». Wurden diese Formate bewusst gewählt, um dem Publikum die Person hinter der Fahrerin näherzubringen?

Ja, daneben, dass ich als SRF-Expertin das Geschehene einordnen möchte, ist es mein grösstes Anliegen, dass die Athletinnen während der gesamten Übertragung im Mittelpunkt stehen und man auch den Menschen kennenlernt. Wenn das Publikum denkt, die Person zu kennen, ist es emotionaler mit dabei, als wenn nur Namen aus verschiedenen Nationen gegeneinander fahren. Um den Fahrerinnen diese Bühne zu geben, machen wir viele Portraits oder eben die Liftinterviews. Und im «Podcast am Pistenrand» geht es fast nur um Hintergrundgeschichten, die im Fernsehen manchmal weniger Platz finden.

Wie erlebten Sie während Ihrer Aktivkarriere die Medienarbeit? Kam es einem lästigen Muss gleich?

So würde ich es nicht formulieren. Aber klar, als Fahrerin freut man sich nach dem x-ten Interview nicht mehr auf das nächste, sondern würde die Zeit lieber anders nutzen. Doch meine Perspektive hat sich seither verändert. Ich realisierte erst später, wie wichtig Medienarbeit ist und schlicht Teil des Jobs ist. Ohne TV-Übertragungen gäbe es den Skiweltcup in seiner jetzigen Form wohl nicht mehr. Das Bewusstsein dafür, dass Fahrer und Medien sich gegenseitig brauchen, ist auf Athletenseite mittlerweile auf jeden Fall grösser als früher.

Tina Weirather als SRF-Expertin

Tina Weirather startet in ihre vierte Saison als SRF-Expertin. Bild: SRF / Valeriano Di Domenico

Wie viel hängt davon ab, wie es gerade auf der Strecke lief, wie gerne man vor die Mikros tritt?

Viel, weswegen es auch wichtig ist, dass einem dann kompetente Personen gegenüberstehen. SRF muss ich hier wirklich ein Lob aussprechen, da der Sender mit Leuten arbeitet, die entweder aus dem Sport kommen oder schon sehr lange damit verbunden sind und die Athleten emotional entsprechend verstehen können. Fühlt man sich als Athletin unverstanden, geht man irgendwann in die Defensive.

Bringt man hierbei für die einheimischen Läuferinnen mehr Verständnis auf, weil man die (Hinter)gründe eher kennt, wenn es nicht läuft?

Das würde ich nicht sagen, ich finde sogar, dass wir mit den Schweizerinnen härter ins Gericht gehen. Wenn eine ausländische Athletin schlechte Leistungen zeigt, verschwindet sie eher aus dem Blickfeld und die Schweizerinnen interessieren uns immer – ob es gut oder schlecht läuft. Ich glaube auch nicht, dass die einheimischen Fahrerinnen einen grossen Bonus geniessen. Wir versuchen immer, respektvoll und ehrlich die Gründe zu erklären.

Der Skirennsport ist gefährlich, kaum ein Fahrer kommt ohne schwere Verletzung und lange Auszeit durch die Karriere. Viele treten relativ früh zurück. Das ganz grosse Geld im Ski Alpin lässt sich auch nicht verdienen. Kann man sagen, dass Risiko und Ertrag in diesem Sport rational betrachtet in einem Missverhältnis stehen?

Ich glaube schon, dass man gut verdienen kann und dass sich dies auch nicht nur auf ein paar Wenige beschränkt. Dass die Karriere vergleichsweise kurz ist, sehe ich hingegen auch so. Das Risiko lässt sich sowieso nicht leugnen. Aber dieser Sport gibt einem auch sehr viel zurück. Jeden Morgen, wenn ich bei Sonnenaufgang an den Berg kam und die Piste für mich hatte, wusste ich, warum ich so viel dafür opfere. Es hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt und ich würde im Nachhinein wieder diesen Karriereweg einschlagen. Aber klar, wenn du die Leidenschaft für den Skirennsport nicht mitbringst, solltest du es bleiben lassen.

Gerade auch aufgrund der Verletzungen gibt es im Skirennsport, wie in anderen Sportarten auch, viele «Was hätte sein können»-Karrieren. Würden Sie sagen, dies ist bei Ihnen trotz Ihrer Erfolge auch der Fall? Gerade auch, wenn man bedenkt, wie jung Sie sich schon das Kreuzband mehrfach rissen (siehe Box).

Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich habe mir noch nie solche Gedanken gemacht. Vor allem die ersten ein bis zwei Jahre nach dem Rücktritt macht man sich noch viele Gedanken, wie die Karriere verlief. Da überlegte ich mir, was ich mit 20 Jahren und vier Kreuzbandrissen sowie sieben Knieoperationen für eine Ausgangslage hatte. Ich wusste, die nächsten zehn Jahre musste ich ohne eine weitere solche Verletzung durchkommen: Beim nächsten Kreuzbandriss wäre meine Karriere zu Ende gewesen. Jede Fahrt hätte entsprechend die letzte sein können.

Hat sich dies, im Hinterkopf präsent, irgendwie manifestiert?

Ich entwickelte gewisse Ticks. Zum Beispiel warf ich am Morgen jeweils noch einen Blick zurück, als ich aus dem Zimmer ging, um zu schauen, ob es leicht zum Packen wäre, falls dies jemand anderes für mich tun müsste, weil ich einen Unfall hatte. Aber eigentlich sollte man nicht hadern, denn ich hatte trotz allem eine schöne Karriere und durch diese Ausgangslage wusste ich alles noch mehr zu schätzen. Es würde mich wohl auch mehr verfolgen, wenn ich den Sprung zum Profi nie geschafft hätte und mit 20 Jahren zurückgetreten wäre, ohne mein Talent je beweisen zu können.

Kein Grund zur Reue also.

Wobei ich die Zeit zwischen 17 und 20 Jahren schon anders angehen würde. Ich verletzte mich damals viermal schwer, also muss einiges verkehrt gelaufen sein. Dafür verletzte ich mich nachher nie mehr wirklich schwer, was auch nicht selbstverständlich ist.

Zu Gast beim Podcast am Pistenrand

Das Trio vom «Podcast am Pistenrand» präsentiert sich im Bademantel: Marc Berthod (von links), Tina Weirather und Michael Schweizer. Bild: Riccardo Götz

Sie traten im März 2020 zurück, als gerade die Coronapandemie global wütete. Wie erlebten Sie Ihren Rücktritt in dieser ganz besonderen Zeit?

Weltweit ist so viel zu dieser Zeit passiert, da war mein Einzelschicksal, ob ich ein schönes letztes Rennen und ein tolles Abschiedsfest erlebe, sehr unwichtig. Wir befanden uns im Lockdown und wussten nicht, wie es weitergehen wird. Entsprechend dachte ich damals nicht primär an mich.

Welchen Aspekt Ihrer Aktivkarriere vermissen Sie überhaupt nicht – das Sommertraining?

Ich dachte immer, dass ich einmal zurücktreten werde, weil ich das Sommertraining nicht mehr packe und ich das Rennfahren extrem vermissen werde. Doch tatsächlich war es umgekehrt. Ich wäre noch einmal bereit gewesen für das Sommertraining, doch ich verspürte keinen Spass mehr am Rennfahren. Das Feuer war erloschen. Dies kam für mich sehr überraschend.

Wie intensiv trainierten Sie vor der Schwangerschaft immer noch? Beispielsweise für die Kamerafahrten braucht es doch ein gewisses Fitnesslevel.

Das ist so, das Training konnte ich entsprechend nicht schleifen lassen, ansonsten kann es sogar gefährlich werden. Aber in dieser Saison mache ich keine Kamerafahrten, weswegen ich mein aktuelles Fitnesslevel als «medium» bezeichnen würde.

Weirather mit Babybauch und Partner

Werden bald Eltern: Tina Weirather und Fabio Nay. Bild: Facebook Tina Weirather

Als Spitzensportlerin gilt es, ein sehr strukturiertes Leben zu führen, das meiste ist genau getaktet und durchgeplant. Wie schwierig war es nach dem Rücktritt, sich von diesen Strukturen lösen zu können und die neuen Freiheiten zu realisieren?

Es war komplett anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte, dass ich anschliessend auf Reisen gehe und Party mache – stattdessen herrschten Lockdown und eine ungewisse Zukunft. Ich passte mich an, stiess als Expertin zu SRF und nahm daneben weitere spannende, lehrreiche Jobs an.

Generell kommt ein Rücktritt vom Spitzensport einer abrupten Umstellung gleich, unter anderem ist das Leben nicht mehr gleich adrenalinintensiv. Zu Ihren Hobbys gehören auch das Gleitschirmfliegen und Kitesurfen. Ist das ein kleiner Adrenalinersatz für die Skirennen?

Auf jeden Fall, diese Hobbys geben mir sehr viel und ich brauche immer noch Tätigkeiten, die mir zumindest einen kleineren Adrenalinstoss versetzen.

Wie wichtig war es Ihnen, nach der aktiven Karriere mit dem Skizirkus weiterhin verbunden zu bleiben und Ihren ehemaligen Teamkolleginnen nicht bloss vom heimischen Sofa zuzuschauen?

Sehr wichtig. Als das Angebot von SRF kam, fragte ich mich jedoch, ob es vielleicht nicht zu kurz nach dem Rücktritt kommt, weil ich mich dann im Winter wieder in der gleichen Bubble befinde und mich wiederum mit Skirennen beschäftige. Ob ein Jahr Auszeit vielleicht besser wäre. Jedoch ergibt sich eine solche Jobmöglichkeit nicht ständig und nun bin ich froh, das Angebot angenommen zu haben. Ich glaube, was vielen nach dem Rücktritt Mühe bereitet, ist das Verlieren seiner zweiten Familie; nachdem man mit ihnen davor 180 Tage pro Jahr unterwegs war. Nun treffe ich sie nach wie vor, gehe mit manchen von ihnen immer noch in die Ferien, Ragnhild Mowinckel wohnte zwischenzeitlich sogar bei mir.

Tina Weirather auf dem Surfbrett

Ein kleiner Adrenalinersatz auf dem Wasser. Bild: Facebook Tina Weirather

Wie hart war es zu Beginn, den anderen Athletinnen zuzuschauen, während man selbst nicht mehr am Start steht, sondern «nur» noch in der Kommentatorenkabine sitzt?

Das war kein Problem und so realisierte ich auch, dass ich den richtigen Zeitpunkt für den Rücktritt gewählt hatte. Nur ein einziges Mal schmerzte es mich: Beim olympischen Super-G in Peking absolvierte ich die Kamerafahrt und realisierte: Alles wäre perfekt auf mich zugeschnitten. Bezüglich Hang, Schnee, Kurssetzung. Aber mein Fitnesslevel hätte ja eh nicht mehr ausgereicht, um eine Chance zu haben.

War es anfangs schwierig, bei manchen Läuferinnen während der Fahrt mitzuzittern und gleichzeitig normal weiterzukommentieren?

Das ist immer noch so. Zu Beginn getraute ich mich noch nicht so, beim Kommentieren Emotionen zu zeigen. Mittlerweile fühle ich mich wohl dabei und wenn ich die Rennen zuhause auf dem Sofa verfolge, schreie ich noch viel wilder herum. Ich mässige mich also etwas im TV.

Wie sehr schätzen Sie es, dass ein Grossteil der Rennen in Europa respektive im Alpenraum stattfinden? So bleibt die Reiserei zwar, aber immerhin sind die Wege meist nicht so weit wie sie es bei anderen, globaler geprägten Sportarten sind.

Rein aus persönlicher, nicht aus ökologischer Sicht gesprochen: Mir hat das Reisen noch nie etwas ausgemacht, weswegen dies für mich keine grosse Rolle spielt. Bei mir kommt eher Fernweh auf, wenn ich zu lange zuhause bin. Heimweh hingegen war für mich noch nie ein Thema.

Doch mit dem anstehenden Familienzuwachs dürften Sie kürzere Wege kaum stören.

Dann ändern sich die Spielregeln und die Rennen dürften dann gerne direkt vor der Haustüre sein (lacht).

Hochzeitsfoto

Im vergangenen Jahr gaben sich die Liechtensteinerin und Fabio Nay das Ja-Wort. Bild: Andy Conrad

Freuen Sie sich darauf, mehr Zeit zuhause zu verbringen?

Inzwischen schon. Ich geniesse es gerade sehr zuhause und ich kann mir gut vorstellen, für die nächsten paar Jahre mehr Zeit zuhause zu sein. An die Pisten wird es mich schnell genug wieder ziehen.

Schauen wir noch etwas auf die nächste Saison. Von welcher Fahrerin erwarten Sie eine Saison des Durchbruchs?

Ich erwarte viel von Thea Stjernesund, sie könnte richtig durchstarten. Drauf hätte sie es auf jeden Fall, nur mental hat noch etwas gefehlt. Auch Zrinka Ljutic, Lara Colturi und Hanna Aronsson Elfman muss man auf dem Schirm haben. Im Speedbereich hoffe ich unter anderem auf die jungen Schweizerinnen wie Delia Durrer und Stefanie Grob.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf für den Skirennsport in den kommenden Jahren? Gerade auch im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels oder aktuell mit dem sehr frühen Saisonstart in Sölden?

Es braucht auf jeden Fall Massnahmen und eine verbesserte Kommunikation von Seiten des Skisports generell. Beispielsweise wurde nicht kommuniziert, dass die Piste in Sölden für den Breitensport begradigt wurde und nicht für den Weltcup. Einerseits wird dem Skisport vorgeworfen, ein Alpen- und kein Weltcup zu sein und gleichzeitig sollte man möglichst wenig fliegen. Schwierig, hier eine gute Lösung zu finden. Es gilt, nicht alles schlechtzureden, sondern mit den Herausforderungen umzugehen, mit denen der Sport konfrontiert ist. Zusammenhalt ist dabei wesentlich zielführender als gegenseitig mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Der Punkt ist, es gibt wohl kaum eine andere Sportart auf der Welt, die dem Klimawandel so stark ausgesetzt ist wie Ski Alpin und dieser ist auch sichtbar für den Zuschauer.

Zur Person 

Christina «Tina» Weirather (34) wurde in Vaduz geboren. Die Tochter der ehemaligen Skirennläufer und Weltmeister Harti Weirather und Hanni Wenzel wollte bereits im Alter von 3 Jahren in die Fussstapfen ihrer Eltern treten. Genau dies tat die Liechtensteinerin auch. 2005 nahm sie in Bormio an ihrer ersten Weltmeisterschaft teil – dies noch ohne Weltcupeinsatz. Dieser erfolgte im Oktober desselben Jahres. 2006 folgte der nächste Einsatz an einem Grossanlass bei den Olympischen Winterspielen in Turin. Im März 2006 wurde sie Juniorenweltmeisterin im Riesenslalom. Ein Jahr später sicherte sie sich den Junioren-WM-Titel in der Abfahrt.

Nur Tage später folgte der erste grosse Rückschlag, als sie sich beim Training zur Abfahrt in Lenzerheide bei einem Sturz einen Riss beider Kreuzbänder und des Innenbands im linken Knie zuzog. Ein Jahr später riss sie sich bei einem Sturz im Pitztal erneut das Kreuzband. Im Januar 2010 erlitt Weirather in Cortina d’Ampezzo den dritten Kreuzbandriss, wodurch sie die Olympischen Spiele in Vancouver verpasste. Insgesamt hatte sie vor ihrem 21. Geburtstag bereits sieben Knieoperationen.

Ihr erstes Weltcuppodest erzielte die UNICEF-Botschafterin für die Schweiz und Liechtenstein im Dezember 2011 in der Abfahrt in Lake Louise. Der erste Weltcupsieg gelang ihr im März 2013 im Super-G von Garmisch-Partenkirchen. Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi führte Weirather als Fahnenträgerin die liechtensteinische Delegation an. Im Abfahrtstraining zog sie sich jedoch eine Knochenprellung am rechten Schienbeinkopf zu und konnte aufgrund der Schmerzen keines der olympischen Rennen bestreiten.

Bei der WM 2017 in St. Moritz gewann sie Silber im Super-G und bei Olympia 2018 in Pyeongchang Bronze in derselben Disziplin. Am 25. März 2020 gab Weirather nach 222 Weltcuprennen ihren Rücktritt bekannt. Insgesamt stand sie im alpinen Skiweltcup 41 Mal auf dem Podest, gewann neun Rennen in den Disziplinen Abfahrt, Super-G und Riesenslalom. Im Super-G entschied sie ausserdem in den Saisons 2016/17 und 2017/18 jeweils die Disziplinenwertung für sich.

Seit der Saison 2020/21 arbeitet die achtfache Liechtensteiner Sportlerin des Jahres als Expertin und Co-Kommentatorin für SRF bei Live-Übertragungen von Frauenrennen. Zusammen mit Marc Berthod und Michael Schweizer führt sie ausserdem durch den «Podcast am Pistenrand». Weirather ist seit 2017 mit dem ehemaligen Schweizer Radiomoderator Fabio Nay zusammen, seit 2022 sind sie verheiratet. Im kommenden Jahr erwarten sie ihr erstes Kind.
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