«Wir machen Niemandskinder zu Glückskindern»

Zuger Stiftung «Licht für vergessene Kinder»

Die Zuger Stiftung «Licht für vergessene Kinder» ist eine Organisation, die Hoffnung und Licht in das Leben von Kindern bringt, die von der Gesellschaft vergessen wurden. Die Arbeit geht den Beteiligten dabei nicht aus.

Die Stiftung «Licht für vergessene Kinder» wurde 2002 in Zug gegründet, um Kindern in schwierigen Situationen zu helfen, sowohl im In- wie auch im Ausland. Die Organisation setzt sich für Kinder ein, die von der Gesellschaft vergessen wurden: Waisenkinder und verlassene oder in Not geratene Kinder sollen danke der Unterstützung von «Licht für vergessene Kinder» irgendwann ein selbstbestimmtes Leben führen können. «Dafür ist Bildung eine unabdingbare Voraussetzung», weiss Stefan Born. Er ist der Kopf hinter und das Herz der Stiftung. Er hat sie vor 21 Jahren gegründet und ist auch heute noch Präsident.

Was hat ihn dazu motiviert, diese Stiftung zu gründen? «Seit ich 30 Jahre alt bin, habe ich immer wieder verschiedene Hilfsprojekte angestossen», erzählt er. Erst waren es hauptsächlich Projekte in Kroatien in den Kriegsjahren 1991 bis 1995. Mithilfe von Freunden und Gönnern hat er damals mit einem Team immer wieder Hilfsgütertransporte organisiert und Patenschaften für Halb- und Vollwaisen etabliert.

Stefan Born mit Schulkindern in Uganda

Stefan Born mit Schulkindern in Uganda. Bild: zVg

«Nach Auslaufen dieser Projekte 1998/1999 wollte ich diese Arbeit in eine neue Form überführen», erklärt er weiter und seine Leidenschaft und Hingabe für diese Arbeit ist in jedem Wort zu hören und spüren. An seinem 40. Geburtstag lud er rund 150 Freunde und Bekannte ein und sammelte dabei Geld für die Stiftungsgründung. «Es kamen dabei über 100’000 Franken zusammen», freut er sich noch heute. Das waren das Startkapital und der Startschuss für die Gründung von «Licht für vergessene Kinder».

Unzählige glückliche Momente geschenkt

Seit mehr als 20 Jahren führt er «seine» Stiftung zusammen mit einem mehrköpfigen Team – drei Stiftungsrätinnen und drei Stiftungsräte in der Schweiz, daneben werden sie an verschiedenen Anlässen von über 100 Helferinnen und Helfern ehrenamtlich unterstützt. Bei den Projekten in Indien und Uganda sind es jeweils rund zehn Personen, die für die Stiftung mit grossem Engagement tätig sind.

Was ist die Motivation für ihn, auch heute noch mit Herz und Leidenschaft diese Stiftung zu führen? «Aufgrund meiner privilegierten Lebenssituation habe ich mir vor über 30 Jahren vorgenommen, den zehnten Teil meines Einkommens und meiner Arbeitszeit weniger Privilegierten zu schenken.» Daraus sei diese Stiftung entstanden und diese Arbeit habe ihm unzählige glückliche, bewegende und unbezahlbare Momente geschenkt. «Wir machen Niemandskinder zu Glückskindern.» «Ihr Lachen, ihre Lebensbejahung und ihre Entwicklung sind uns Dank und Hoffnung genug.» Das hat Hermann Gmeiner, Gründer der SOS-Kinderdörfer, einmal gesagt. Und das ist auch Borns Ansporn: Es gebe nichts Besseres, als notleidenden Kindern ein Zuhause, Geborgenheit, Liebe, Erziehung und eine Ausbildung zu geben, so der Stiftungspräsident.

Waisenhaus in Landschaft

Das Waisenhaus «Mothers Nest» in Indien wurde 2014 gegründet. Bild: zVg

 «Licht für vergessene Kinder» hat bereits Tausenden von Kindern geholfen und ihre Leben verändert. In den über 20 Jahren Tätigkeit konnten verschiedene Projekte mit rund 2.2 Millionen Franken Spendengeldern unterstützt und über 3000 Kindern geholfen und ihnen ein Zuhause, sauberes Wasser, Nahrung, medizinische Versorgung und Bildungsangebote zur Verfügung gestellt werden. Unter anderem mit dem Projekt «Mothers Nest» in Indien. Das Waisenhaus wurde 2014 gegründet und gehört zum Hilfswerk Bethany Samrakshana, welches von Pater Joseph Vattaparambil und Brigitte Born ins Leben gerufen wurde. «Pater Joseph ist eine beeindruckende Persönlichkeit, der sein Leben den Ärmsten und Verlorensten schenkt. Er wurde von der Provinzbehörde für die vorbildliche Gestaltung und Führung des Waisenhauses ‹Mothers Nest› ausgezeichnet. Wir sind dankbar, dass wir mit ihm zusammenarbeiten dürfen», sagt Stefan Born.

Jeder Franken fliesst in die Projekte

Auch das «Home of Joy» in Uganda ist ein Vorzeigeprojekt der Zuger Stiftung. Nach zwei abgeschlossenen Projekten zur Unterstützung von Waisenkindern in Uganda suchte die Stiftung 2014 ein neues Projekt. Stiftungsrat Dirk Schneider verbrachte mehrere Monate in dem ostafrikanischen Land und evaluierte verschiedene Möglichkeiten. Die Stiftung hat sich schliesslich für das «Home of Joy» in Masindi entschieden. 2018 erfolgte dann der Umzug nach Chopalwor. «Hier konnten wir auf einem eigenen Stück Land ein neues Waisenhaus mit Platz für 40 Kinder errichten. Dazu unterstützen wir in der unmittelbaren Umgebung eine kleine Primarschule, eine Maismühle sowie eine Schneiderei mit Kleiderladen», freut sich der Zuger.

Luftaufnahme vom Gebäudekomplex in Uganda

Das Projekt «Home of Joy» aus der Vogelperspektive. Bild: zVg

«Licht für vergessene Kinder» finanziert sich ausschliesslich über Spenden. «Beim Einsatz der Spendengelder wird viel Wert darauf gelegt, dass sie eine längerfristig angelegte und nachhaltige Hilfe für die betroffenen Kinder und Jugendlichen bewirken», betont der 60-Jährige. Die unterstützten Projekte seien wichtig und unverzichtbar, werde dabei doch Kindern in grösster sozialer Not geholfen. Die Stiftung nimmt pro Jahr laut Born zwischen 100’000 und 150’000 Franken ein. Diese Summe wird über verschiedene Anlässe, Spenden sowie über vereinzelte Legate generiert. Es handelt sich um eine 100-Prozent-Stiftung, was heisst, dass jeder Franken, den sie erhält, den Weg in die eigenen Hilfsprojekte findet. Dies ist möglich, da sie keinerlei Ausgaben für Marketing, Administration oder Spesen hat. «Die Arbeit geschieht ehrenamtlich und die Kosten unserer Projektbesuche vor Ort werden durch die Stiftungsratsmitgliederinnen und -mitglieder getragen», versichert der Stiftungspräsident.

Zurzeit werden mit den eingenommenen Geldern in Indien und Uganda rund 100 Kinder betreut. In Indien vor allem solche mit einem Handicap. «Diese Arbeit möchten wir weiterführen und ausbauen.» Zudem entsteht in Uganda noch in diesem Jahr direkt neben dem Waisenhaus «Home of Joy» eine Schulhaus-Anlage für bis zu 300 Kinder. Daneben baut eine der Stiftungsrätinnen vor Ort ein Community-Zentrum für die Erwachsenenbildung auf. «Uns geht die Arbeit nicht aus, aber auch die Freude daran nicht», versichert Stefan Born.

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