Wie eine Hagendorner Familie die Musikwelt erobert

Schweizer Band Stubete Gäng

Seit Juli ist das dritte Album «Hoodiegääggeler» der derzeit beliebtesten Schweizer Band auf dem Markt. Die 2019 gegründete Stubete Gäng eroberte die Musikszene im Sturm. Mit dem neuesten Streich finden Aurel, Moritz, Hans und Claudio Hassler endlich etwas Zeit, um ihren Erfolg zu geniessen. Ein Gespräch über Heimatgefühle in Indien, Musikbühnen und das Klassenzimmer.

«Ob ein Stück zum Hit wird, wissen wir nie. Da gehört wohl eine grosse Menge Glück dazu», sagt Aurel Hassler (37). Mit Bruder Moritz (34), Vater Hans (77) und Onkel Claudio (74) bildet er die zurzeit angesagteste Schweizer Band. Made in Zug: die Stubete Gäng. Ob nun Glück oder Talent – ihre Songs werden regelmässig zu Ohrwürmern. Ende Juli ist ihr drittes Album «Hoodiegääggeler» erschienen. Das dritte Album innerhalb von drei Jahren. Und jedes ein Erfolg. «Nun geniessen wir die Zeit mit den neuen Songs», sagt Aurel.

Zuhause schon Stars

Ihr erstes Stück «Petra Sturzenegger» schaffte es 2019 gleich von Null auf Hundert. Auf Youtube wurde es über 1.5 Millionen Mal angeklickt. 12’700 Abonnenten hat die Band inzwischen, kann sich vor Auftritten und Anfragen kaum retten. Heute das Open Air Gampel, morgen die Terrasse der Jatzhütte in Davos. Bei ihnen zuhause im zugerischen Hagendorn kennt man sie freilich schon länger. «Wenn wir vor dem Schulhaus Fussball spielen, hört man manchmal die Kinder flüstern: ‹Oh, Stubete Gäng! Das ist doch der!›», verrät Aurel.

Stubete Gäng

Die Stubete Gäng gründete gleich ein neues Musikgenre. Bild: zVg

Mit der Gründung der Band vor drei Jahren haben sie auch eine neue Musikrichtung aus der Taufe gehoben. Den Urbanen Ländler. Oder den «Örbn Ländlr», wie die vier ihn nennen. Traditionelle Schweizer Volksmusik neu interpretiert, mit Hip-Hop und Dance.

In Indien wahre Herkunft und Liebe zur Musik entdeckt

Die kreative Eingebung kam der Boyband nicht etwa in den Bergen oder beim gemeinsamen Musizieren in der heimeligen Stube. Sondern im knapp 7000 Kilometer Luftlinie entfernten Indien. Lange Zeit vermutete Aurel dort nämlich seine Wurzeln. Während der Reise entdeckte er nicht nur, dass er durch und durch Schweizer ist, er fand auch seine Liebe zur Volksmusik. Heute sagt er etwas philosophisch: «Manchmal braucht es eine Distanz, um zu spüren, was einem ganz nahe ist.»

Vom Klassenzimmer auf die Bühne

Vor dem Leben auf der Bühne standen Aurel und Moritz im Klassenzimmer und unterrichteten, die Brüder sind ausgebildete Primarlehrer: «Die Musik hat uns quasi abgeworben», erzählt Aurel. 

Die Hasslers sind generell eine Lehrer- und Musikerfamilie. Vater Hans liess sich am Konservatorium zum Instrumentallehrer und Musiker ausbilden. Onkel Claudio war vor seiner Pensionierung Turn- und Sportlehrer. Beide sind musikalisch kein unbeschriebenes Blatt. Gemeinsam mit ihrem dritten Bruder machten die «Hassler Buebe» die damalige Ländlerszene unsicher. Hans bewegt sich seit jeher zwischen Akkordeon, Klarinette und Kontrabass. Von 1966 bis 1968 trat er mit der Jodlerlegende PeterHinnen und dessen Lied «7000 Rinder» auf. 2018 gewann er den mit 25’000 Franken dotierten Innerschweizer Kulturpreis. Er gilt als musikalischer Tausendsassa.

Mittlerweile ist die Zeit um, die Jungs müssen auf zum nächsten Auftritt. Ein Open Air. Ob Aurel und Moritz denn selbst einmal wie ihr Vater mit ihren Kindern auf der Bühne stehen wollen? «Wir schliessen es nicht aus», antwortet Aurel. Aktuell interessierten sich seine Söhne jedoch eher für Bagger denn für Musik. Ebenso denkbar sei, dass die beiden dereinst wieder vor einer Klasse stehen und den Unterricht rocken.

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