E-Recycling – deine alten Geräte für den Ökihof

Wertvoller Elektroschrott

Recycling ist ein wichtiger Schritt im Stoffkreislauf, mit dem an Materialien gespart und die Umwelt geschont wird. Doch während Karton, Glas und PET von Herr und Frau Schweizer fleissig ordnungsgemäss entsorgt werden, zeigt sich bei Batterien und elektronischen Geräten ein anderes Bild.

Wer an die Umwelt denkt oder die Kehrichtsäcke nur mit dem dafür vorgesehenen Abfall füllt, betreibt gewissenhaft Recycling. Doch werden nicht alle Materialien so pflichtbewusst wieder zurück in den Kreislauf gebracht wie Glas, PET und Aluminium. So hat etwa die Stadt Luzern Ende Mai in einer Medienmitteilung darauf aufmerksam gemacht, dass das Recycling von Batterien in der Schweiz nicht so beliebt ist, wie es sein sollte. Von den 5’762 Tonnen Batterien, die in den Jahren 2019 und 2020 verkauft wurden, landete fast die Hälfte im Kehricht oder woanders, wo sie nicht hingehört – dabei ist diese unrechtmässige Entsorgung gesetzlich verboten.

Kleiner Aufwand, grosse Wirkung

Die Verwertungsquote von Glasflaschen und Alu-Getränkedosen betrug in den Jahren 2019 und 2020 in der gesamten Schweiz 94 Prozent. Währenddessen erreicht sie bei den Batterien gerade einmal 55,1 Prozent. Das bedeutet, dass 2’587 Tonnen Altbatterien, also etwa 30 Millionen Stück, falsch entsorgt wurden. Die Stadt Luzern mutmasst, dass die Recyclingquote möglicherweise aufgrund der kleinen Grösse der Batterien so tief ausfällt. Wenn man einige Batterien auswechselt, mag es sich anfühlen, als würde es keinen grossen Unterschied machen, ob man sie zum Ökihof bringt oder direkt in den Müll wirft. Doch die Summe der unrechtmässig entsorgten Batterien ist besorgniserregend. Deswegen strebt das Bundesamt für Umwelt an, die Rücklaufquote auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen.

Dabei besteht in der Schweiz nicht nur eine Rückgabepflicht für die Käuferinnen, sondern auch eine Rücknahmepflicht für Verkäufer. Entsprechend gilt: Überall, wo Batterien verkauft werden, darf man alte zurückbringen, unabhängig davon, ob man seine Batterien in diesem spezifischen Laden gekauft hat, oder nicht.

Elektroschrott

Aus solchem Elektroschrott können wertvolle Seltene Erden gewonnen werden. Bild: Andrey Popov / Depositphotos

Die Stadt Luzern weist auf den Umweltschaden hin, der bei einer unrechtmässigen Entsorgung entsteht. So enthalten sämtliche Batterien und Akkus umweltgefährdende Stoffe wie Zink, Quecksilber, Blei, Cadmium (ein weiches Metall, das seit 2011 in der EU unter anderem in Schmuck verboten ist) und Mangan (ein eisenähnliches Material). Wenn diese Stoffe in die Natur geraten, gelangen sie ins Wasser oder verteilen sich als Feinstaub in der Luft, wirken giftig auf Lebewesen und können über die Nahrungskette zurück zum Menschen finden. Ausserdem gehen mit der falschen Entsorgung wertvolle wiederverwertbare Materialien wie Eisen, Nickel und Zink verloren.

Seltene Erden vor dem Müllhaufen retten

Gleich wie Batterien ist auch Elektroschrott wertvoller Müll, der nicht immer rechtmässig entsorgt wird. Auf der Liste der Länder, die am meisten Elektroschrott produzieren, nimmt die Schweiz gemäss The Global E-Waste Statistics nach Norwegen und Grossbritannien den dritten Platz ein. Allein im Jahr 2019 hat die Schweiz 201’000 Tonnen an Elektroschrott produziert – pro Kopf gerechnet sind das ungefähr 23.4 Kilogramm. Ob dieser Elektroschrott auch rechtmässig entsorgt wurde, ist eine andere Frage. Dabei enthalten Elektrogeräte Seltene Erden, die weder im Überfluss verfügbar noch einfach zu recyclen sind. Zu diesen Seltenen Erden gehören Kupfer, Terbium (wird vor allem als stromleitendes Metall verwendet) und Dysprosium, ein magnetisches, sehr reaktionsfähiges Schwermetall, das vor allem in Legierungen zum Einsatz kommt.

Über 90 Prozent der Seltenen Erden werden unter kritischen Bedingungen in China gewonnen. Darüber hinaus werden während der Förderung dieser giftige Beiprodukte freigesetzt, wobei das Grundwasser aus mangelnder Vorsicht nicht selten verunreinigt wird. Um den Lieferweg, die strenge Arbeit in China sowie die Wasserverschmutzung zu vermeiden, fördern Umweltschützerinnen entsprechend das Recycling von Elektrogeräten.

Mit Pilzen und Algen recyclen?

Der Recyclingvorgang an sich ist zwar nicht so umweltschädlich wie die Gewinnung neuer Rohstoffe. Jedoch ist er ebenfalls weder umweltfreundlich noch nachhaltig, da dabei oft aggressive Chemikalien zum Einsatz kommen. Aktuell wird nach Möglichkeiten gesucht, die Seltenen Erden mittels Bakterien und Algen umweltschonend zu recyclen. Ein führendes Projekt auf diesem Gebiet ist «REEgain» unter der Leitung der IMC Fachhochschule Krems in Österreich.

Fachhochschule Recycling

Die IMC Fachhochschule Krems in Österreich versucht über das Projekt «REEgain» umweltschonend Seltene Erden aus Elektroschrott zu extrahieren. Bild: Facebook IMC Fachhochschule Krems

Die REEgain-Forschenden benutzen Mikroorganismen, um Seltene Erden aus alten Geräten und Batterien zu extrahieren. Dafür wird der Elektroschrott zuerst mittels sogenanntem überkritischem Wasser aufgelöst. Darunter versteht man, dass der Elektroschrott mit 374 Grad Celsius heissem Wasser unter einem Druck von 221 bar vermischt wird. Wasser erlangt unter diesen Bedingungen besondere Eigenschaften und kann unter anderem viele organische Substanzen auflösen. Der daraus entstandenen Flüssigkeit werden Bakterien, Pilze oder Algen beigegeben, die sie fermentieren. Dadurch entsteht eine Biomasse, aus der sich die Seltenen Erden einfacher zurückgewinnen lassen. Übrig bleibt biologisches und umwelttechnisch unbedenkliches Material, das in die herkömmliche Biotonne entsorgt werden kann.

Für Entsorgungsfaule

Damit die Batterien und Elektrogeräte sachgerecht entsorgt werden, auch wenn man keine Lust hat, zum Ökihof zu fahren, bieten unter anderem im Kanton Zug einige Recyclingservices ihre Dienste an. Üblich ist, dass sie den Kunden nach deren Anmeldung spezielle Recycling-Säcke geben, die jene dann mit wiederverwertbarem Abfall füllen und vor die Haustür stellen.

Ein Zuger Geheimtipp ist der CO2-freie Recyclingservice von «Trash-Out» von Christian Wiget. Dieser fährt bereits seit elf Jahren auf Bestellung Recyclingsäcke zur Sammelstelle – und das auf dem elektrischen Lastenrad mit Anhänger. Wer monatlich jeweils drei 35-Liter-Säcke auf einmal entsorgen lassen will, bezahlt den monatlichen Tarif von 17.50 Franken, bei vier Säcken steigt der Preis auf 20 Franken. Man kann diesen Service für einen Preis ab 25 Franken auch einmalig beanspruchen, zum Beispiel nach dem Frühlingsputz oder einer besonders grossen Feier.

Lastenrad Abfall

Mit diesem elektrischen Lastenrad wird der Müll von «Trash-Out» transportiert. Bild: Facebook Trash-Out

Das «Recycling-Taxi» der IG Arbeit bietet ebenfalls einen bequemen Abholservice an. Für den Abopreis von 48 Franken wird eine monatliche Abholung abgedeckt. Was die Entsorgung von Karton, Altpapier und Büchern angeht, muss hingegen individuell abgeklärt werden. In der Regel wird der Müll mit dem VW-Bus abgeholt. An gewissen Orten in der Stadt, wo es keine Zufahrtsmöglichkeit mit dem Auto gibt, kommt die IG Arbeit mit dem Fahrrad vorbei. Die Ausrede, man habe keine Zeit oder Möglichkeit, wiederverwertbare Materialien ordnungsgemäss entsorgen zu lassen, gilt also nicht.

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