Thomas-Mann-Archiv eröffnet zwei Ausstellungen

Neu im Hauptgebäude der ETH Zürich

Kürzlich ist das Thomas-Mann-Archiv, das den Nachlass des Nobelpreisträgers für Literatur bewahrt, ins Hauptgebäude der ETH umgezogen. Am 28. Februar werden dort zwei weitere Ausstellungen eröffnet – eine davon bringt den BesucherInnen Thomas Manns Arbeitszimmer näher, die andere behandelt sein Interesse an Europa.

Thomas Mann ist ein Name, den wohl die meisten aus dem Deutschunterricht kennen. Der weltbekannte deutsche Schriftsteller aus dem 20. Jahrhundert war nicht nur ein bedeutender Epiker. Er hat sich auch nicht davor gescheut, sozialkritische Essays zu schreiben und bekannte sich selbst zu Zeiten Nazi-Deutschlands offen als Gegner des Nationalsozialismus. Nicht zuletzt deswegen flüchtete er mit seiner Familie ins Exil und wurde in der Schweiz ansässig, wo er 1955 in Zürich starb. Sein Nachlass mitsamt privater Bibliothek und Einrichtung seines letzten Arbeitszimmers wird seit 1956 vom Thomas-Mann-Archiv aufbewahrt. Da dieses kürzlich ins ETH-Hauptgebäude umgezogen ist, werden dort am Dienstag, 28. Februar, zwei neue Ausstellungen feierlich eröffnet.

Im Exil mit Stift und Papier

Die neue Dauerausstellung «Im Schreiben eingerichtet. Thomas und sein Arbeitszimmer» zeigt das Büro des Autors in Zürich. Das zentrale Stück dieser Ausstellung ist der Schreibtisch von Thomas Mann, der ihn aus Deutschland ins Exil begleitet hat. Hier können BesucherInnen erfahren, wie sich sein Schreibprozess gestaltete und welche Werkzeuge und Gewohnheiten Teil davon waren. Die Ausstellung zeigt Thomas Mann von einer persönlichen Seite in seinem kreativen Umfeld. Dazu gehört auch sein Leben mit seiner Frau und den sechs Kindern.

Bis zum 6. August können Interessierte die temporäre Ausstellung «Thomas Mann. Achtung Europa!» erkunden. Diese behandelt das Interesse Manns an Europa im Laufe seines Lebens – sowohl als kultureller Raum als auch politisches Projekt. Über die Jahre hinweg veränderte sich die politische Situation in Europa und mit ihr auch der Blick des Autors auf das Verhältnis von seinem Heimatland Deutschland und dem Rest von Europa.

Thomas Mann flüchtete 1933 in die Schweiz und später in die USA, bis er wieder in die Schweiz zurückkehrte. Durch die Emigration sammelte der Schriftsteller zahlreiche Erfahrungen und wurde zum Weltbürger. Doch blieb er im Herzen stets Deutscher und antwortete einst auf die Frage, ob er das Exil als Last empfinde: «Wo ich bin, ist Deutschland!» Welche Bedeutung die Ideen und durch Essays vermittelte Gedanken von Thomas Mann auch für das heutige Europa haben, besprechen die AutorInnen Dana Grigorcea, Usama Al Shahmani, Laura de Weck und Michail Schischkin in einer Videoinstallation.

Gäste aus der Literaturszene

An der Eröffnung der Ausstellungen am 28. Februar werden der Direktor der ETH-Bibliothek Rafael Ball sowie der Vizepräsident für Infrastruktur Ulrich Weidmann einige Begrüssungsworte sprechen. Auch ist Stefan Mann, Ururenkel des Autors, als Vertreter der Familie Mann eingeladen. Die schweizerisch-rumänische Schriftstellerin Dana Grigorcea wird eine Rede halten, in der sie ihre Perspektive auf Manns Werk erläutert und über die Praxis des Schreibens nachdenkt. Zum Abschluss bietet ein Apéro Gelegenheit zum Gespräch und die Ausstellungen können von den ersten BesucherInnen besichtigt werden.

Das Thomas-Mann-Archiv wird durch die Bibliothek der ETH betrieben und dient als Forschungsstelle zum Leben, Werk und Wirken des Schriftstellers. Neu befindet sich das Archiv im ETH-Hauptgebäude und ist wie bisher allen Forschenden und Interessierten ab dem 1. März wieder frei zugänglich.

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