Das S steht für sozial

Naoo – ein soziales Netzwerk für die Schweiz

Ein soziales Netzwerk aus der Schweiz? Das Zuger Start-up Naoo möchte mit einem neuen Ansatz um die Gunst der User werben und vor allem lokale Communitys schaffen. Dank Punkte- und Kartensystem lässt sich auf der Plattform echtes Geld verdienen.

Das Internet ist seit seinen Anfangstagen in ständiger Bewegung. Von frühen Nachrichten-Boards über klassische Foren und Instant Messenger dauerte es eine ganze Weile, bis mit Friendster und MySpace die ersten sozialen Netzwerke ihren grossen Durchbruch feierten. Die Vielfalt und Regionalität von Orten der digitalen Zusammenkunft hat sich durch die Dominanz der Internetgiganten aus dem Silicon Valley allerdings im letzten Jahrzehnt stark reduziert. Mit TikTok stammt etwa nur eines der grossen Netzwerke nicht aus den USA.

Gemäss einer Studie von 2022 verbringen die Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich pro Tag 89 Minuten in den sozialen Netzwerken. Zu den Netzwerken zählen allerdings nicht nur Facebook und Co., sondern auch WhatsApp und Youtube. Mit der Dauer eines Fussballspiels liegt die Schweiz bei der durchschnittlichen Nutzungsdauer global gesehen im hinteren Feld. Wer einmal auf den Startbildschirm seines Smartphones schaut, weiss natürlich, dass sich die Aktivität nicht auf ein Netzwerk beschränkt. Im Schnitt ist jeder User und jede Userin auf fünf Plattformen aktiv.

Eine dieser Plattformen möchte auch das Schweizer Start-up Naoo sein. Im November 2021 vollzog das Zuger Unternehmen einen Relaunch seines sozialen Netzwerkes. Mit einer eigenen iOS-App und dem Fokus auf Zürich wollte man den Schweizer UserInnen eine alternative Erfahrung zur bestehenden Konkurrenz bieten.

«Sammeln Sie Punkte?»

Als Plattform versucht Naoo seine NutzerInnen durch Hashtags und Vorlieben besser zueinander zu bringen. Die Timeline erinnert dabei an eine aufgeräumte Version der Facebook-App. Das Alleinstellungsmerkmal ist aber die Möglichkeit, durch Aktivitäten auf der Plattform Punkte zu sammeln, die sich am Ende gegen Geld eintauschen lassen. Wer Umfragen beantwortet, besonders viele Likes sammelt oder an Aktionen in der echten Welt teilnimmt, bekommt noch etwas anderes als Aufmerksamkeit und ein paar Glückshormone. «Ich finde diese Durchlässigkeit der Geldströme sehr wichtig und es ist gut, wenn die Leute etwas zurückbekommen», sagt Marc-Olivier Pittner, CEO von Naoo, über die Wertschätzung der UserInnen.

Marc-Olivier Pittner

CEO Marc-Olivier Pittner ist seit über 25 Jahren Unternehmer im digitalen Umfeld und natürlich auf Naoo aktiv. Bild: zVg

Die App wurde hierzulande entwickelt und auch die Server stehen in der Schweiz sowie in den europäischen Nachbarländern. Angesichts der strengeren Gesetzeslagen dürften die Daten der NutzerInnen damit sicherer sein als bei der Konkurrenz. Auch wenn Pittner das Zuger Start-up nicht als direkte Konkurrenz sieht, sondern eher als Alternative. Passend zur Zürcher Street Parade im August 2022 wurde die Naoo-App dann auch für Android-Geräte veröffentlicht.

Community in der Nische

Durch die Beschränkung auf die Schweiz ergeben sich bei Naoo andere Themenschwerpunkte als zum Beispiel bei Twitter, welches weltweit aktiv ist und sich stark an die weltpolitische Lage knüpft. «Die Leute sind auf Naoo sehr höflich zueinander und wir haben ein bisschen einen Gegenpol zur traurigen Nachrichtenlage», erzählt Pittner. Wobei natürlich auch Posts zum Ukrainekrieg verfasst werden. Gerade in der ersten Jahreshälfte gab es etwa Kleiderbörsen als Unterstützung.

Naoo Timeline

Die Timeline zeigt nicht nur Neuigkeiten, sondern auch Umfragen an. Bild: Screenshot naoo

Durch die Grösse des Netzwerkes habe man aktuell keine Probleme mit Bots und biete zudem auch mehr Authentizität. «In der Schweiz sind die Wege kurz und man kennt sich letztendlich doch über zwei, drei Ecken», sagt Pittner. Dadurch könnten schnell kleine, «coole» Communitys entstehen. So hat man in diesem Jahr innerhalb kurzer Zeit ein paar Hundert MotorradfahrerInnen als aktive User gewonnen – alle mit einer räumlichen Nähe zu Zürich. «Und dann ist man plötzlich extrem relevant für diese Community», erzählt Pittner. Aktuell bewegt sich die Anzahl der NutzerInnen auf der Plattform in einem unteren fünfstelligen Bereich. 

Naoo Go

Die Naoo-App ist aktuell auf Deutsch und Englisch verfügbar. Zwar habe man User in allen Regionen der Schweiz, der Fokus liege aber auf der Deutschschweiz. Das Internet mag zwar grenzenlos sein, der Ansatz des Start-ups ist aber ein geografischer. Eine wichtige Funktion in der App ist deshalb auch die Karte. Hier sollen zukünftig alle Partnergeschäfte und Events ihren Platz finden.

Mit dem Business-Dashboard können Unternehmen gezielt Werbung für Läden und Orte schalten, die die Naoo-Userinnen dann besuchen können. Ganz wie im Game Pokémon Go werden dann vor Ort Punkte gesammelt und gleichzeitig wird eine erste Verbindung zum Geschäft geknüpft. Zusätzlich bietet das Start-up immer wieder Aktionen in Form von Trails an, bei denen die NutzerInnen bestimmte Orte in Zürich und der ganzen Schweiz besuchen können. Ob als Gewinnspiel oder um das eigene Punktekonto aufzubessern.

Naoo Timeline Wallet

Schon auf der Startseite findet man die Option «Einlösen». Bild: Screenshot naoo

Finanziert wird das junge Unternehmen aktuell durch Investitionen der Besitzer und Werbeeinahmen der Plattform. «Was wir momentan für Punkte auszahlen, stammt eins zu eins aus unserem Marketingbudget», erklärt der CEO. Wer seine gesammelten Punkte eintauschen möchte, bekommt aktuell für 1000 Naoo-Punkte 50 Franken ausgezahlt. Für Pittner ist es aber eher eine spielerische Komponente als eine Währung: «Die Leute kommen für die Punkte und bleiben für das Netzwerk.» 

Ein Herz für Fotografen

Nachdem man 2022 einige Neuerungen gebracht und getestet hat, möchte man dieses Jahr von der Aufbauarbeit profitieren. Neben einer überarbeiteten Kartenfunktion, welche dann auch für die Android-Version kommt, wird die Werbetrommel intensiver bespielt. Bereits im November war man Partner des Swiss Influencer Awards und Anfang des Jahres auch bei der Messe Photoschweiz. «Fotografen sind für uns eine wichtige Zielgruppe, die sich auf den anderen, videogetriebenen Plattformen ein bisschen verloren fühlt», erzählt Pittner.

Swiss Influencer Award

Am Swiss Influencer Award 2022 in Luzern war Naoo als Partner vor Ort. Bild: zVg

Wenn das Business-Dashboard für alle Unternehmen verfügbar ist, möchte man auch zusammen mit den kantonalen Gewerbevereinen arbeiten – natürlich auch in Zug. Und auf der technischen Seite will man 2023 «dem Thema Video Rechnung tragen», erzählt Pittner. Dabei will man aber einen eigenen Weg beschreiten und kein zweites TikTok werden. Zusammen mit dem Kartensystem und der Punktefunktion möchte man mit dem sozialen Netzwerk eine regionale Relevanz schaffen. «Für all die Leute, die auf ihrer jetzigen Plattform nicht ganz glücklich sind und vielleicht noch eine zweite Plattform suchen», so Pittner.

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