Zum ersten Mal in Farbe

«Luftfarben» im Kunsthaus Zug

«Luftfarben» nennt Guido Baselgia seine neusten Werke. Diese sind ab dem 30. September im Kunsthaus Zug zu sehen. Es sind, nach jahrzehntelangem Schaffen, seine ersten Farbfotografien.

Mit einer mobilen Camera obscura fing Guido Baselgia faszinierende Bilder ein, wie beispielsweise die Himmelsfarben des blauen Planeten, die durch die Lichtbrechung der Camera obscura sichtbar werden. Entstanden sind die Bilder im nördlichen Norwegen und auf dem Piz Languard bei Pontresina. Fast 250 Werke aus seinem künstlerischen Schaffen zeigt nun vom 30. September bis am 4. Februar 2024 das Kunsthaus Zug im Rahmen seiner neuen Ausstellung «Lichtstoff und Luftfarben». Bei den Fotografien handelt es sich um Baselgias ersten Farbfotografien. «Die Ausstellung ist eine Biografie entlang meiner Arbeit der letzten 40 Jahre», sagt der Künstler, der sein Handwerk noch im analogen Zeitalter erlernt hat. Mit den Werken zeigt er «einen breiten Einblick in mein persönliches Schaffen; Schlüsselwerke aus verschiedenen Werkzyklen», wie er sagt.

Den Auftakt macht die wenig bekannte Serie über Galizien in der heutigen Westukraine. Im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Krieg erhalten die Bilder der damals zerfallenden Sowjetunion eine schmerzlich neue Aktualität und eine ganz neue Dimension, beschreibt Baselgia. 

Eine Inspiration für den Betrachter

In neueren Arbeiten rücken die Natur und die Materialität des Lichts stärker in seinen Fokus. So entstanden bei den Gletschern Graubündens Bilder mit ungeahnten Mustern und Grautönen. Fasziniert von der elementaren Naturwelt, reiste Baselgia in den hohen Norden sowie in die Wüsten und das Amazonasgebiet in Südamerika. Schliesslich wurde der Lauf von Sonne und Gestirnen zum global verbindenden Lichtthema. Mit dem Kunsthaus Zug verbindet ihn eine langjährige und enge Zusammenarbeit.

Aufnahme Silsersee von Baselgia

Der Silsersee, ein Werk aus der Serie «Luftfarben». Bild: Guido Baselgia

Auf die Frage, ob er denn in der Ausstellung ein bevorzugtes Bild habe, antwortet der gebürtige Bündner klar: «Es gibt nur Lieblingswerke. 250 Werke und zu jedem habe ich eine persönliche Beziehung, jedes einzelne ist für mich bedeutungsvoll.» Der Inhalt sei sein Leben. «Und das liebe ich.» Baselgia will keine Bilder machen, die fertiggedacht sind. «Meine Bilder sollen eigene Bilder beim Betrachter sichtbar machen.»

Kuratiert wird die Ausstellung von Matthias Haldemann, Direktor des Kunsthauses Zug. Zusammen mit dem Künstler hat er einige Bilder ausgesucht, die das Kernstück des Schaffens von Guido Baselgia zeigen sollen. Wie Baselgia erzählt, hat sich die Konstellation im Verlaufe der zweijährigen Planungs- und Vorbereitungsphase stetig entwickelt und verändert. Haldemann wiederum schwärmt: «Baselgias zeichnerische und malerische Lichtbilder zeugen von einer lebenslangen Welterkundung. Es ist eine Suche nach immer neuen Anfängen. Seine Leidenschaft für unbekannte Bilder verweist auf die Suche nach den Anfängen der Fotografie – von ihrem Zauber als unverfälschtes, natürliches Bild aus Lichtstoff und Luftfarben.»

Lange in Zug zuhause

Guido Baselgia (*1953) ist in Pontresina im Engadin aufgewachsen. Er lebte und arbeitete von 1970 bis 2010 in Baar und Zug, seit 2010 in Malans GR. Nach der Ausbildung in der Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Zürich (heute ZHdK) von 1975 bis 1979 arbeitete er als Werkfotograf führender Industrieunternehmen. 1983 eröffnete er in Baar sein eigenes Atelier. Es folgten Jahre intensiver Reportagetätigkeit, unter anderem auf Reisen durch Länder des ehemaligen Ostblocks sowie für Industrieprojekte in Europa, im Irak und den USA. Dazu sind mehrere Bücher und Publikationen entstanden sowie zahlreiche Beiträge in der Wochenendbeilage der «Neuen Zürcher Zeitung», im «Magazin» des «Tages-Anzeigers» und in anderen Printmedien.

Guido Baselgia wurde für sein künstlerisches Schaffen mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet; unter anderem mit dem Innerschweizer Kulturpreis 2006, dem Kulturpreis der Gemeinde Pontresina 2016 und dem Kulturpreis des Kantons Graubünden 2020.

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