Kulturjam in der Industrie 45

Kulturstrategie: Was sich die Jugendliche von der Stadt Zug wünschen

Vergangenen Mittwochabend trafen sich SchülerInnen der Fachmittelschule Zug mit der Organisation der Kultur- und Jugendszene Zug in der Industrie 45. Die Anliegen der SchülerInnen bezüglich des Kulturangebots und der Freiräume für Jugendliche wurden an diesem sogenannten Kulturjam in einer offenen Runde besprochen.

Die Stadt Zug erneuert aktuell ihre Kulturstrategie und zieht dabei auch die Meinung der Jugendlichen mit ein. Der Verein Zuger Treffpunkte mit den beiden Bereichen Jugend Animation Zug und der Industrie 45 (i45)  gestaltete mit SchülerInnen der Fachmittelschule Zug (FMS) sowie des Schulhauses Loreto dazu Projekttage, an denen sie Ideen für Zug gesammelt haben. Am Mittwoch, 2. Juni, wurden die Anliegen der Jugendlichen dann in einer gemütlichen Runde unter der Leitung der Fachmaturandin Claudia Fuila besprochen.

Iris Werder, Leiterin der Abteilung Kultur der Stadt Zug, und Fabian Büechi, Fachstellenleiter Soziokultur für Kinder und Jugendliche in Zug, waren Teil der Diskussion und sammelten Ideen und Inputs der Jugendlichen. Anhand der Rückmeldungen der SchülerInnen war es ihr Ziel, zu notieren, welche gewünschten Angebote die Stadt bereits bietet und welche neue Ideen verwirklicht werden können. Damit verbunden, wollten die Kulturorganisierenden auch herausfinden, welche Massnahme die Verwirklichung der Ideen der Jugendlichen vereinfachen könnte.

Utopische Entwürfe für Zug

Der Abend begann mit einem gemeinsamen Abendessen unter freiem Himmel mit einem Buffet, bis der Regen die Gruppe zum Zügeln in den Innenraum der i45 zwang. Dort konnten die Gäste die Ausstellung der Projektarbeiten der FMS- und der Loreto-SchülerInnen betrachten, die sie letzten Monat gestaltet hatten. So wurden dort Fotos von durch Jugendliche entworfenen Graffitiwänden präsentiert. Zudem war eine utopische Karte von Zug als Kulturstadt zu finden, welche die FMS-SchülerInnen aus verschiedenen Recycling-Materialien bastelten. So stehen unter anderem ein Street-Food-Stand und ein Park auf ihrer Wunschliste.

Ein Plakat liegt auf dem Boden, darauf ist eine utopische Karte von Zug gestaltet. Kartonschachteln und Legos liegen auf der Karte. Sie repräsentieren verschiedene Gebäude und Plätze.

Die SchülerInnen der FMS haben diese utopische Karte von Zug gestaltet. Bild: sak

Der Kanton «ist bereit», die Jugendlichen zu unterstützen

Nach dem Essen und der Ausstellung nahmen alle Anwesenden vor der Bühne Platz: Das Besprechen der Resultate der Projekttage stand an und Ideen für ein kulturell vielfältigeres Zug für die Jugend wurde diskutiert. An der entspannten Diskussionsrunde durften sich alle Anwesenden beteiligen.  Eingeladen waren einige SchülerInnen der FMS, die Organisatoren der Projektwochenworkshops sowie weitere Zuger Kunst- und Kulturschaffende. Darunter befanden sich Dino Sabanovic, der in der Galvanik tätig ist, LeiterInnen der Jugend Animation Zug und OrganisatorInnen der i45. Der Grafiker Baran Şanli und die Studentin Melanie Guntern, welche Projektnachmittage geleitet hatten, nahmen mit der Moderatorin auf der Bühne Platz. Im Laufe der Diskussion setzten sich Personen aus dem Publikum zu ihnen und schilderten ihre Gedanken.

Der Tenor war, dass viele Angebote und Anlaufstellen in Zug für Jugendliche bereits zur Verfügung stehen, doch werden sie nur wenig genutzt. So schilderte Iris Werder, dass auch Jugendliche mit kreativen Ideen und Projekten die Zuger Abteilung für Kultur um Unterstützung bitten dürfen. Es reiche bereits eine Person mit einer Idee, um diese in Zusammenarbeit mit dem Kanton zu verwirklichen. Doch kämen fast ausschliesslich Vereine, Institutionen und über 25-jährige Erwachsene auf die Abteilung zu. Den Jugendlichen sei es also nicht bewusst genug, wie bereit der Kanton dafür sei, mit ihnen spannende Projekte zu entwickeln. Abende wie dieser seien ein guter Anlass, um die Kulturorganisation kennenzulernen. So wüssten die Jugendlichen, wen sie ansprechen können.

«Ich treffe meinen Lehrer nicht gern im Ausgang»

Es brauche Überwindung, um «seine dumme Idee» hohen Tieren in der Kunst- und Kulturorganisation der Stadt zu präsentieren, hörte man aus der Diskussion heraus. Deswegen schlugen die Leiter des Jaz und der i45 vor, dass man ihnen ebenfalls von möglichen Projekten und Ideen erzählen soll. Schliesslich haben die SchülerInnen weniger Hemmungen, zum Beispiel Patrick Leemann, der in der i45 tätig ist, anzusprechen.

Grafiker Baran Şanli, Studentin der Theaterpädagogik Melanie Guntern, die Moderatorin Claudia Fuila und eine Schülerin der Fachmittelschule sitzen auf der Bühne der i45.

Grafiker Baran Şanli, Melanie Guntern, Studentin der Theaterpädagogik, Moderatorin Claudia Fuila und eine Schülerin der Fachmittelschule sitzen auf der Bühne der i45. Bild: sak

Dass die Schule es übernehme, die künstlerischen Ideen der Jugendlichen zu sammeln und zu fördern, ist eher weniger erwünscht, war sich die Runde einig. Schliesslich werde Kunst und Kultur in der Schule zu geregelt behandelt und es störe die Kreativität, wenn den Arbeiten der Schüler Noten gegeben werden. Deswegen ist es willkommener, dass es unbenotete Projektwochen und -tage ausserhalb des Unterrichts gibt, um den Ideen der Jugendlichen eine Stimme zu geben.

Lehrer seien ungünstige Personen, um die Jugendlichen über mögliche Freizeiträume und -projekte zu informieren und einen Austausch mit ihnen zu suchen, meinte der FMS-Schüler Alain Stähelin: «Ich weiss nicht, wie es eucht geht, aber ich treffe meinen Lehrer nicht gern im Ausgang.» Deswegen sei es erwünscht, einen Klassensprecher zu bestimmen. Dieser könne allfällige Ideen der Klasse mit einer kulturschaffenden Person besprechen und seine Mitschüler über Freizeitangebote und Anlaufstellen informieren.

Was die Jugendlichen vom Gespräch mitnehmen können

Die Jugendlichen sollen die Anlaufstellen in Zug nutzen und auch Künstler, Fotografen und andere Kulturschaffende ansprechen, meint Dino Sabanovic: «Diese kreative Leute teilen gerne ihre Tipps, von denen die SchülerInnen profitieren können.»

Fabian Büechi gab den Jugendlichen mit auf den Weg, dass Soziokultur stets von unten komme. Wenn die SchülerInnen bereit seien, sich etwas mehr einzusetzen, als nur ihren Wunsch zu äussern, sei vieles möglich. Die Jugendlichen sollen sich überlegen, von welchen ihrer Ideen die Stadt gut profitieren könne und sich mit diesen bei der Fachstelle für Soziokultur melden. «Zu uns dürft ihr auch mit ‹dummen Ideen› kommen», so Büechi. Manchmal könne man auch Projekte verwirklichen, die auf den ersten Blick doof erscheinen.

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