Die Rote Fabrik wird zum queeren Paradies

«Queer Bay Day» in Zürich

Die Rote Fabrik setzt sich weiter für queere Solidarität ein. Anfang August findet mit dem «Queer Bay Day» ein Sommerfest für die LGBTQIA+-Community statt. Die Stärkung der Vielfalt ist angesichts von politischen Anfeindungen aktuell besonders wichtig.

Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett; wer bei dieser Aufzählung von Farben direkt an einen Regenbogen denkt, liegt damit genau richtig. Für wen die Regenbogenfahne kein Problem darstellt, der ist am Dienstag, 1. August, von 14 bis 22 Uhr herzlich in die Rote Fabrik in Zürich eingeladen. Rot ist zwar nur eine der sieben Regenbogenfarben, doch trotzdem dient die Fabrik an diesem Tag als Schauplatz für die gesamte Fülle des Naturphänomens und wird so zur Regenbogenfabrik – zumindest im metaphorischen Sinne. Im Innenhof des Kulturzentrums sowie am Seeufer wird der August mit dem «Queer Bay Day» eingeläutet, einem Sommerfest für alle Angehörigen der LGBTQIA+-Szene in Zürich und der Schweiz.

Der erste August wird somit zum Tag für queere Solidarität deklariert – laut den Veranstaltern angesichts aktueller Attacken auf queere Kulturveranstaltungen und politischer Infragestellung queerer Identitäten und Lebensmodelle ein dringliches Statement. Das zeigt sich unter anderem im Ausland mit dem ständigen Kampf um Rechte und Validität von queeren Leuten und ist inzwischen ebenso in der Schweiz spürbar. So wurden im letzten Jahr gegenüber 2021 fast 50 Prozent mehr Angriffe auf queere Leute in der Schweiz verzeichnet – ein neuer Höchststand. Zudem beschäftigt sich die SVP konstant mit dem von der Partei selbstbetitelten «Woke-Wahnsinn». Erst letztes Jahr sorgte Ex-Bundesrat Ueli Maurer bei seiner Rücktritts-Pressekonferenz mit seiner Aussage, das Geschlecht seiner NachfolgerIn sei ihm egal, solange es kein Es sei, für Empörung.

Neue Erfahrungen im QueerNest

Gerade aufgrund der gefährlichen politischen Situation ist es für queere Menschen umso wichtiger, Veranstaltungen wie den «Queer Bay Day» als Zuflucht nutzen zu können – als Ort, an dem sie sich komplett entfalten können, ohne sich dabei wegen ihrer Mitmenschen sorgen zu müssen. In dem Kulturzentrum soll ebenfalls die Vernetzung queerer Leute einfach gemacht werden. Hierfür dient unter anderem die QueerNest-Kuschelecke – eine stille Ecke im Clubraum der Fabrik, in die sich kuschelbedürftige BesucherInnen zurückziehen können. Kommen und gehen dürfen Interessierte hier jederzeit; es lohnt sich allerdings, zu bestimmten Zeiten zu bleiben. Um 17 und 19 Uhr werden hier verschiedene Übungen und Spiele durchgeführt, die Anwesende dazu ermutigen sollen, sich näher kennenzulernen. Ebenfalls wird in diesen Zeitspannen jeweils ein grosser Kuschelhaufen aufgebaut.

Ein Foto vom Lila Queer Festival an der Roten Fabrik, 2020.

Die Rote Fabrik ist regelmässig Schauplatz für LGBTQIA+-Events – wie hier abgebildet das «Lila. Queer festival» 2020. Bild: Facebook Rote Fabrik

Das QueerNest soll dazu dienen, Berührungsängste abzubauen, mit Nähe und Distanz zu experimentieren und bewusst wahrzunehmen, was eine Begegnung in einem hervorruft. Solch eine Möglichkeit ist insbesondere für queere Menschen wichtig, die bisher nicht oder nur wenig in vollem Rahmen ihr wahres Ich zeigen konnten. Mit welchem Geschlecht oder welcher Orientierung sich die BesucherInnen identifizieren, spielt hier keine Rolle; jeder ist willkommen.

Sonne, See und Eistee-Bar

Nebst dem QueerNest gibt es an der Veranstaltung zahlreiche weitere Attraktionen. Wer seinem Körper etwas Erholung gönnen möchte, kann dies mithilfe der Massage-Oase verwirklichen und sportlich Gesinnte können sich beim Minigolf vergnügen. Das Tanzbein kann im Queer-Pole-Jam geschwungen werden und sich sonnen und baden ist am See natürlich ebenfalls eine Option, solange das Wetter stimmt. Lesemäuse können sich zudem vom Buchstand von Fagdom Unterhaltung in die Leseecke nehmen. Für musikalische Unterhaltung sorgen die DJs Sabrina Oberlin, Prazeres und Foncé – allesamt MusikerInnen, die selbst ebenfalls der LGBTQIA+-Szene angehören. Zur Verpflegung gibt es vor Ort verschiedene Snacks, Kuchen sowie eine Eistee-Bar.

Ein Foto der «Swiss Drag Fairy» DJ Sabrina Oberlin.

Für musikalische Unterhaltung am «Queer Bay Day» sorgt unter anderem die «Swiss Drag Fairy» Sabrina Oberlin. Bild: Instagram sabrina.oberlin

Wer sich über die LGBTQIA+-Szene informieren möchte oder eigene Anliegen hat, kann an den Infoständen vom Transgender Network Switzerland und Bisexuell Schweiz fündig werden. Ebenfalls gibt es auf der Veranstaltung Infomaterial rund um das queere Leben in Zürich und der Schweiz. Zudem wird eine Produktpräsentation des queeren Sex-Shops «untamed.love» stattfinden. Wer über seinen Körper im Sicheren sein will, kann sich vor Ort vergünstigt und komplett anonym auf sexuell übertragbare Krankheiten und HIV testen lassen.

Ein Besuch am «Queer Bay Day» ist kostenlos. An den Bars kann nur mit Bargeld bezahlt werden. Innenhof, Clubraum, Shedhalle und Uferweg sind rollstuhlgängig. Der Zugang zum See ist nicht barrierefrei möglich, allerdings unterstützen die MitarbeiterInnen gerne dabei. Im Fall vom Regen wird das Event im Clubraum stattfinden. Alle weiteren Informationen zum Event gibt es auf der Website der Roten Fabrik.

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