Tiere als Weihnachtsgeschenk

Ein Aufruf zu verantwortungsvoller Tierhaltung

Tiere als Weihnachtsgeschenk oder überhaupt irgendwann als Geschenk sind für mich ein absolutes No-Go. Entschuldigung, aber bei diesem Thema finde ich keine neutralen Worte und nur diese klaren Worte. Wer würde seinen Partner, seine Partnerin oder Kinder verschenken? Tiere haben Gefühle wie wir Menschen. Wir sind alles empfindungsfähige Lebewesen. Trotzdem dürfen Tiere nicht vermenschlicht werden und sollen ein tiergerechtes Leben erhalten. Tiere sind Wegbegleiter des Menschen, aber kein Kinderersatz oder Partner.

Tiere sind seit dem 1. April 2003 nach dem Zivilgesetzbuch (ZGB) Art. 641a Abs. 1 keine Sache mehr. Tiere empfinden Gefühle und Schmerzen und können wie wir Menschen leiden. Tiere sollte man auch dementsprechend behandeln und sich vor einer «Anschaffung» – was ein total ungeeignetes Wort ist, da Tiere keine Sache oder Ware sind – die verschiedensten Gedanken machen.

Klar, Kinder – wie auch Erwachsene – haben Freude an Tieren, aber sind sie fähig, für diese die Verantwortung zu übernehmen? Können Kinder füttern, misten, bewegen, beobachten – auch, ob alles in Ordnung ist mit dem Tier – vorausdenken, was das Tier in nächster Zeit wieder benötigt etc.? Die Eltern müssen bereit sein, diese Verantwortung zu übernehmen und auch wenn das Kind kein Interesse oder keine Zeit – z.B. wegen der Ausbildung – mehr hat, diese wahrzunehmen. Falls man dazu als Erwachsener nicht bereit ist, darf man sein Kind nicht unterstützen und muss die Haltung von Tieren vielmehr verbieten.

Tiere eignen sich nicht als Überraschungsgeschenk.

Kinder möchten mit Tieren kuscheln und sie herumtragen. Welches Tier ist wirklich dafür zu haben? Katzen können sich mit den Krallen und den Zähnen wehren, wenn es ihnen nicht mehr passt. Ein Hund beisst, darf er aber nicht, auch wenn er provoziert wird, und bekommt somit Probleme. Viele kleine Nager wehren sich weniger, wie zum Beispiel Meerschweinchen, aber genau diese Tiere sind keine Kuscheltiere und das Gehaltenwerden bedeutet für diese Tiere einen massiven Stress. Also stellt sich schon hier die Frage, welches Tier ist für einen geeignet?

Man sollte sich genau informieren über die Haltung, Bedürfnisse und Eigenarten der Tiere, für die man die Verantwortung übernehmen möchte. Stimmen die Bedürfnisse der Tiere mit meinem jetzigen und meinem zukünftigen Lebensstil überein? Wer schaut für mein Tier, wenn ich verreisen möchte? Kann ich diesem/diesen Tier/en die Beschäftigung und Bewegungsfreiheit gewährleisten, die diese brauchen? Die Kaufkosten des Tieres sind die kleinsten. Kann ich finanziell für das Tier die nächsten Jahre oder Jahrzehnte aufkommen – Futter, «Haltungsmaterialien» und vor allem auch die unberechenbaren Tierarztkosten bei einem Krankheitsfall/Unfall? Gute Informationen dazu und was vom Tierschutzgesetz verlangt wird, findet man auf der Seite des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen www.meinheimtier.ch.

Die Vorgaben im Tierschutzgesetz sind immer nur Mindestvorgaben und nicht das Optimalste für das Tier. Das heisst, wenn man wirklich gut und verantwortungsbewusst für seine Tiere schauen möchte, macht man alles mehr und grösser als im Tierschutzgesetz vorgesehen. Diese Gedanken gelten auch für Reptilien, Amphibien, Wirbellose und Fische.

Kinder wie Erwachsene schmelzen mit dem «Jööh-Effekt» dahin. Wie lange bleibt aber ein Tier klein und herzig? Was geschieht danach? Wie schnell ist das Interesse verloren – und dann? Was geschieht, wenn sich das Tier anders entwickelt wie erwartet – die Katze verkratzt alle Möbel? Wird das Tier noch artgerecht gehalten und gepflegt oder wird es vernachlässigt? Leider gibt es bei Heimtieren keine Kontrollen wie bei den Nutztieren, sodass wir keine Ahnung haben, wie viele Tiere dahinvegetieren. Oder es wird einem zu viel und man gibt es einem Tierheim ab, verkauft es an den Nächstbesten – und versucht noch Profit daraus zu schlagen – oder setzt es aus und überlässt es dem Schicksal. Ist das einem fühlenden Lebewesen gegenüber fair, das einem schutzlos ausgeliefert ist und auf unsere Pflege angewiesen ist?

Sich verantwortungsbewusst für ein Tier zu entscheiden, ist keine Momentaufnahme, sondern eine Tier-lebenslange Verantwortung und das kann je nach Tier eine sehr lange Zeit sein. Was kann in dieser Zeit alles geschehen – sozial (Familie, Nachwuchs, Zeit), Arbeit, Wohnverhältnis und finanziell?

In meinen Augen darf ein Tier niemals ein Geschenk sein, da ein Tier keine Ware ist, die man umtauschen kann oder sollte. Tiere sind wie wir empfindungsfähige und leidensfähige Lebewesen, für die wir die Verantwortung übernehmen und um ihr Wohl besorgt sein müssen. Der Tierhalter oder Tierbesitzer sollte sich bewusst für ein Tier entscheiden und die volle Verantwortung dafür übernehmen und wenn jemand, wie zum Beispiel ein Kind, dies nicht kann, dann müssen die Eltern dies übernehmen oder man lässt es ganz sein.

Dr. med. vet. Nadja Iveta Meier

Mobile Tierarztpraxis Meier
Dr. med. vet. Nadja Iveta Meier
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