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«Bäckermöhli, Bäckermöhli!» erklingt es in Zug

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Tausende Brötchen fliegen an diesem besonderen Nachmittag durch die Luft. Bild: Andreas Busslinger

Gross und Klein wird sich am letzten Mittwochnachmittag im Januar wiederum auf dem Kolinplatz und Fischmärt in Zug versammeln, um leckere Mutschli, Guetzli, Würstli und Orangen zu fangen. Gemäss der Tradition des Bäckermöhli wirft diese die Zunft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt vom Balkon des Hotels Ochsen und des Restaurants Aklin der Menge zu.

Für die Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug ist der letzte Mittwoch im Januar ein ganz besonderer Tag, an dem sich die Zunft zur Jahresversammlung trifft und das vergangene Jahr Revue passieren lässt. Für die Öffentlichkeit ist dieser Tag vor allem für das «Bäckermöhli», das Auswerfen der Mutschli, Guetzli, Orangen und Wienerli um 16:15 Uhr auf dem Kolinplatz und um 16:45 Uhr auf dem Fischmärt, bekannt.

Die Zunftbrüder starten mit einem Gottesdienst in der Liebfrauenkapelle in der Zuger Altstadt in den Tag, wo der Zunftpfarrer eine Predigt hält und die Zunft ihren seit dem letzten Bäckermöhli verstorbenen Zünftlern gedenkt. Nach einem Znüni mit Käsekuchen und Weisswein begeben sich die Zünftler in den Gotischen Saal des Zuger Rathauses, wo die Jahresversammlung der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker gehalten wird.

Die Meute sammelt sich vor dem Restaurant.

Die Zunft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug trifft sich bald zur 338. Jahresversammlung. Bild: Andreas Busslinger

Süsse Bescherung in Kindergärten

Nach dem offiziellen Teil packen verschiedene Delegationen der Zunft süsse Knabbereien in ihre Taschen ein, bevor sie ein ausgewähltes Altersheim sowie die Kindergärten der Stadt besuchen. Den Kleinsten stellen sie dann die Bräuche und Handwerke der Zunft vor. Einige der Kinder werden am Nachmittag bestimmt noch mehr Brötchen und Kekse ergattern, doch zuerst trifft sich die Zunft zum Mittagessen im Restaurant Aklin oder Ochsen.

Delegationen von anderen Zünften der Stadt nehmen ebenfalls am Essen teil und es wird ein Ehrengast, eine männliche Person des öffentlichen Lebens, empfangen. Die Anwesenden geniessen eine Mittagsmahlzeit und unterhalten einander mit humorvollen Reden. Auch werden die Fähigkeiten der Neuzünftler auf die Probe gestellt, denn vor ihrer Aufnahme in die Zunft müssen sie eine knifflige Prüfung ablegen.

Eine jahrhundertealte Tradition

Gegen 16 Uhr wird es dann eng auf dem Kolinplatz, denn es warten Familien und PassantInnen darauf, dass die Zunftbrüder Mutschli, Guetzli und Orangen vom Balkon des Hotels Ochsen und des Restaurants Aklin auswerfen. Damit die Zunft mit den Gaben ausrückt, müssen die Kinder jedoch zuerst gemäss Tradition auf dem Fischmärt «Bäckermöhli, Bäckermöhli» rufen. Unter diesem Namen ist ebendieses Verteilen der Köstlichkeiten der Zunft gemeint. Diese Tradition ist so alt wie die Zunft selbst, die 1688 gegründet wurde, doch wird sie in den Protokollen der Bruderschaft erst seit kurz vor dem Ersten Weltkrieg erwähnt. Jährlich streckt die Menschenmenge vor den Balkonen ihre Hände nach etwa 3000 Brötchen, gleichvielen Guetzli, 300 Kilogramm Orangen und 400 Paar Würstchen aus – es lohnt sich also, dabei zu sein.

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Wenn ich nicht gerade an einem Artikel für FonTimes schreibe, kann man mich beim Lesen, Zeichnen und natürlich beim Yoga erwischen. Als gelernte Übersetzerin begeistere ich mich für Sprachen und bin immer für eine Tasse Tee zu haben.
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