Genuss

The Ketchup-People aus Hagendorn

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Der höchste Tomatengehalt der Schweiz steckt in Connies Ketchup. Bild: zVg

Eine gesündere Alternative zu einem Produkt aus dem Alltag: Das Zuger Start-up Connie’s Kitchen produziert organischen Ketchup. Mehrfach ausgezeichnet, haben es die Produkte aus Cham auch in die Supermarktregale geschafft. Doch die Expansion soll dort nicht enden.

Zu Fischstäbchen, Chicken Nuggets, Pommes frites oder sogar auf der Pasta – die Sauce mit der markanten, leuchtend roten Farbe ist besonders bei Kindern äusserst beliebt. Aber auch insgesamt gehört die Schweiz zu den ketchupaffinen Ländern. Mit einem Volumen von knapp 57 Millionen Franken liegt man weltweit auf Platz 6 der Ketchup-Importeure. Zu den Importen zählen auch die Produkte der in der Schweiz gegründeten Saucenfirma Thomy, die heute zu Nestlé gehört. Im verbliebenen Werk in Basel wird schon länger kein Ketchup mehr in die Flasche gefüllt.

Rund um Marktführer Heinz befindet sich der Ketchup-Markt seit 2022 wieder auf Wachstumskurs. Neben immer neuen Produkten zur Sommersaison gibt es im Saucensegment zwei Trends, die alle Hersteller beschäftigen. Auf der einen Seite geht es um vegane Alternativen zur klassischen Mayonnaise und zu ähnlichen Saucen mit tierischen Produkten, auf der anderen Seite steht ein steigendes Interesse an gesünderen Lebensmitteln. So dominieren bei einigen Ketchup-Sorten eher Wasser und Zucker als Zutaten anstelle der klassischen Tomaten.

Die verbotene Sauce

Angetreten, um die gesundheitlichen Bedenken beim Alltagsgegenstand Ketchup zu beseitigen, ist das Zuger Start-up Connie‘s Kitchen. 2018 von zwei befreundeten Ehepaaren gegründet und ansässig in Hagendorn, bringt es das junge Unternehmen heute auf fünf verschiedene Saucen, welche es bis ins Supermarktregal geschafft haben.

Team hinter Connie's Kitchen

Greg, Connie, Suze und John (v.l.n.r.) haben Connie’s Kitchen gemeinsam gegründet. Bild: zVg

«Einer der Gründe warum wir begonnen haben, Ketchup zu produzieren: Kinder haben einfach auf allem Ketchup», erzählt Mitgründer Greg Beardwell. Damit der Ketchup nicht aus dem Kühlschrank verschwinden muss, verzichtet man in Connies Küche – benannt nach Gründerin Connie Kelly – auf künstlichen Zucker. Verarbeitet werden neben Bio-Tomaten ganze Äpfel, Datteln und Kürbisse, welche von sich aus Fructose mitbringen und für die Süsse des Ketchups sorgen – Vitamine und Ballaststoffe inklusive.

Mit ihrem «Gemüse-Smoothie» gewann das Start-up im letzten Jahr sogar den Saldo-Test und darf sich nun als «gesündesten Ketchup der Schweiz» bezeichnen. Im Lebensmitteltest wurden 16 Ketchups auf ihren Tomaten- und Zuckeranteil untersucht sowie auf Pestizide überprüft. Überzeugen konnten dabei vor allem die Bio-Ketchups. Zudem gibt es einen europäischen Verhaltenskodex der Hersteller, nachdem der Ketchup zu mindestens 6 Prozent aus Tomatentrockenmasse bestehen sollte. Der Testsieger aus Connie’s Kitchen kommt hier sogar auf einen Anteil von 14 Prozent. Und je mehr Tomaten verarbeitet wurden, desto mehr Lycopin enthalten die Ketchups. Der Pflanzenstoff stärkt das Immunsystem und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Swissness in der Flasche

Die Tomaten für die Produkte aus Connies Küche stammen aus Norditalien, was laut den GründerInnen auf die Qualität und den Geschmack zurückzuführen ist. «Bei den Zutaten versuchen wir so viel wie möglich aus der Schweiz zu beziehen», erzählt Greg Beardwell. Aber nicht alles wächst hierzulande und es komme auch auf das saisonale Angebot an. Abgefüllt werden die Saucen dafür in einer Schweizer Fabrik für organische Bioprodukte. Eine absolute Ausnahme, wenn man sich die Konkurrenz im Saldo-Test ansieht. Dadurch möchte man beim Zuger Start-up auch die Lieferketten möglichst kurzhalten. «So schweizerisch wie möglich», bezeichnet Suze Beardwell den Unternehmensanspruch.

Connie's Kitchen Ketchup

Hinzu kommt noch, dass alle Produkte in Glas abgefüllt werden. «Vom Umweltaspekt ist es momentan die richtige Wahl», sagt Greg Beardwell. Aber jede Verpackung hat ihre Vor- und Nachteile. Tatsächlich war es beim eigenen Test aufgrund der Konsistenz etwas schwieriger, den Ketchup erst einmal aus der Flasche zu bekommen – ein altbekanntes Problem unter Saucenfreunden.

Vom kleinen Laden in den grossen Supermarkt

Auch fast fünf Jahre nach der Gründung ist Connie’s Kitchen heute immer noch ein reines Familienunternehmen der Ehepaare Kelly und Beardwell. Während Connie als Ernährungswissenschaftlerin sich in der Küche um die Rezepturen der Saucen kümmert, ist Greg vor allem für die Produktion verantwortlich – beide arbeiten Vollzeit im eigenen Unternehmen. «Aber in einem Start-up macht jeder alles», ergänzt Greg Beardwell.

Rezepte mit den Saucen von Connie's Kitchen

Gründerin und Köchin Connie Kelly bietet online auch Rezepte mit ihren Produkten an. Bild: zVg

Nachdem man zu Beginn von Bioladen zu Bioladen pendelte, um das eigene Produkt an die Leute zu bringen, stehen die Flaschen seit April 2021 auch in den Regalen von Coop. «Wir sind lokal gestartet und haben so Vertrauen ins Produkt aufgebaut», erklärt Greg Beardwell. «Ein bisschen Glück gehört auch dazu. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, aber wir hatten die Verkäufe als Nachweis für den Erfolg unserer Produkte», so der Gründer. Nachdem man von Coop kontaktiert wurde, ging alles sehr schnell. Heute sind die Saucen aus Connies Küche in über 800 Coop-Supermärkten und rund 450 Bioläden vertreten.

«Aber es ist eine andauernde Arbeit, das Produkt und die Marke bekannt zu machen», erzählt Suze Beardwell. So steht man immer noch selbst vor Ort an den Probierständen im Coop, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Die grossen Unternehmen geben nach wie vor den Takt an auf dem Ketchup-Markt. Allerdings sieht man sich – auch durch die Grösse – nicht als direkten Konkurrenten von Heinz. Organische Lebensmittel zielen nicht so stark auf den Mainstream, wobei auch die Ketchup-Giganten angefangen haben, verschiedene Produkte mit weniger Zucker und Bio-Bezeichnung auf den Markt zu bringen.

Kurze Wege, grosse Ziele

Als kleines Start-up profitiert man dafür von kurzen Prozesswegen. Vom Ertüfteln der Rezeptur in Connies Küche bis zum Supermarktregal brauchen neue Saucen nur 6 Monate. Wie zuletzt bei der veganen Knoblauch-Mayonnaise, die fünfte Sauce im Portfolio der Hagendorner. Neben der Knoblauch-Sauce besteht das Sortiment aus Ketchup, Jalapeño Ketchup, veganer Mayonnaise und der Chipotle-Sauce.

Garlic Vayo

Die Gläser der veganen Saucen unterscheiden sich in der Form vom Ketchup. Bild: zVg

Auf der Suche nach der richtigen Zutatenkombination hat das Start-up dann doch noch ein paar kleine MitarbeiterInnen. Die eigenen Kinder gehören zu den ersten Personen, die die Saucen ausprobieren. «Kinder sind sehr ehrlich beim Testen und haben klare Vorstellungen, was sie mögen und was nicht», erzählt Greg Beardwell. Die Kinder sind zudem einer der Gründe, warum die Beardwells im Bekanntenkreis als die Ketchup-People bekannt sind. Einmal die Woche lädt Suze zum Mittagstisch ein und natürlich steht dann auch der eigene Ketchup auf dem Tisch.

Nach einem erfolgreichen Jahr 2022 möchte man in Zukunft zusätzliche Märkte ins Visier nehmen. «Deutschland und Österreich sind sehr ähnlich in Bezug auf das Essverhalten», benennt Greg Beardwell die potenziellen Ziele. Wobei es natürlich eine Herausforderung ist, aus der Schweiz heraus zu exportieren. Denn der Qualitätsanspruch an den eigenen organischen Ketchup schlägt sich auch hierzulande in einem vergleichsweise höheren Preis nieder. Aber man wolle auch in Zukunft keine Kompromisse bei den Produkten eingehen.

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