Alltag

Hellohome sucht die Lücke auf dem Wohnungsmarkt

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In der Schweiz wird viel gebaut. Aber auch das Richtige? Bild: Fotoember/ Depositphotos

Herr und Frau Schweizer wünschen sich weiterhin ein Eigenheim, doch die Marktsituation ist äusserst herausfordernd. Das Baarer Start-up Hellohome möchte das Problem mit dem Konzept des Mietkaufes angehen. Das Ziel: mit weniger Eigenkapital zur Wunschimmobilie.

In der Schweiz träumt man weiterhin vom Eigenheim. Selbst bei der jüngeren Generation der unter 25-Jährigen besteht bei 8 von 10 SchweizerInnen der Wunsch nach einer eigenen Wohnung oder einem eigenen Haus. Im Kontrast dazu steht die aktuelle Situation auf dem Schweizer Immobilienmarkt: Überall wird gebaut, jedoch ist dabei der Anteil an Eigentumswohnungen zu gering. Hinzu kommt, dass der Platz weniger wird und die Nachfrage nach Eigentum steigt.

Aber auch abgesehen von der aktuellen Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt gibt es hierzulande ein Problem. Denn für viele Schweizer und Schweizerinnen sind die eigenen vier Wände kaum noch finanzierbar. Eine Studie von Swiss Life weist aus, dass die ErstkäuferInnen in der Schweiz im Schnitt 48 Jahre alt sind, deutlich älter als in den Nachbarländern. Ob Frankreich, Deutschland, Österreich oder Italien – die ErstkäuferInnen bewegen sich dort im Schnitt zwischen 31 und 34 Jahren.

Hallo Mietkauf

Da die Immobilienpreise stärker gestiegen sind als die Löhne, fehlt es vor allem jungen Menschen heute an ausreichend Eigenkapital, um zusammen mit einer Bank eine Immobilie zu finanzieren. Das Baarer Start-up Hellohome möchte dieses Problem nun angehen. Durch einen Mietkauf sollen auch jüngere Menschen schon heute in ihr späteres Eigentum ziehen können. «Wir sind eines der reichsten Länder der Welt und haben trotzdem die mit Abstand tiefste Eigentumsquote – und diese sinkt sogar», beschreibt Hellohome-Mitgründer Marius Federle die Situation.

Hellohome CEO

Für CEO Marius Federle hat Hellohome Win-Win-Win-Mentalität. Unternehmen, KundInnen und InvestorInnen sollen gleichermassen profitieren. Bild: zVg

Der Wunsch nach Wohneigentum komme bereits im Alter zwischen 25 und 35 auf, meist zusammen mit einer Familienplanung. «Wir wollen den Weg zum Eigentum vereinfachen und das Einzugsalter massgeblich senken», so Federle. Statt der 20 bis 30 Prozent Eigenkapital, die es für eine Bankenhypothek braucht, können bei Hellohome schon 10 Prozent für das Wunschobjekt reichen. Nach der Anzahlung soll man dann zwischen 5 und 10 Jahre zur Miete in der Immobilie wohnen, bevor man das im Grundbuch gesicherte Kaufrecht zieht.

Seit Januar ist Hellohome offiziell in der Deutschschweiz aktiv. Und bereits im Februar musste man die Kundenaufnahme vorerst stoppen, weil es zu viele Anfragen gab. In den Baarer Büros des Start-ups arbeiten aktuell nur die fünf Co-Gründer. Alle anderen allfälligen Aufgaben werden derzeit noch auf Mandatsebene vergeben. Allerdings wird man ab September die erste 100-Prozent-Stelle haben. Das Ziel der Strategie: ein organisches Wachstum.

Sind noch Häuser da?

Zum fünfköpfigen Team gehört ebenfalls ein Architekt, der jede infrage kommende Immobilie persönlich unter die Lupe nimmt. So werden aktuell zwischen 30 und 40 Prozent der besichtigten Objekte abgelehnt. «Im Idealfall kommen die KundInnen mit ihrer Wunschimmobilie zu uns», sagt Federle. Falls es mit dieser nicht klappen sollte, sucht das Start-up gemeinsam mit dem KundInnen nach dem passenden Objekt. Vom Erstkontakt bis zur Vermietung vergehen zwischen 3 und 6 Monate, in einzelnen Fällen kann es auch einmal länger dauern.

Beim aktuellen Altersdurchschnitt der KundInnen zeigt sich bereits ein erster Erfolg beim Anliegen, die HausbesitzerInnen zu verjüngen – auch wenn es vorerst nur ein Mietkauf ist. Abgesehen von einem Ausreisser – ein Generationenhaus – bewegt sich die Kundschaft im Alter zwischen 27 und 40 Jahren. Federle beziffert das Durchschnittsalter auf 33 Jahre und betont dabei vor allem die Familien mit Kleinkindern. Die Zahl der Wohnungen und Häusern bewegt sich dabei ungefähr auf einem Niveau, mit einer leichten Tendenz zum Haus. «Die Nachfrage ist bei den Häusern noch grösser, aber dafür die Verfügbarkeit geringer», so der Start-up-Mitgründer.

Kein Spontankauf

Mit dem relativ neuen Konzept des Mietkaufes ist es eine Herausforderung für das Start-up, Vertrauen zu gewinnen. Einerseits bei den Kundinnen, aber auch bei potenziellen Investoren. «Eine Immobilie ist eine Lebensentscheidung, das ist kein Kaugummi am Kiosk mit einem neuen Aroma», weiss Federle. In der Schweiz gibt es bereits ein paar Unternehmen, die sich mit dem Mietkauf in unterschiedlichen Varianten beschäftigen. «Einer unserer Mehrwerte ist jedoch, dass man genau weiss, wie viel die Miete und der Immobilienkauf am Ende kosten», so Federle. Sprich, die Miete und der Kaufpreis erhöhen sich nicht, nur weil das Objekt plötzlich an Marktwert gewonnen hat.

Für den Hellohome-CEO ist Wohneigentum letztendlich eine gute finanzielle Anlage. Er betont auch den emotionalen Aspekt: «Es ist Heimat, ein Nest, wo ich und meine Kinder Wurzeln schlagen können.» So habe die Arbeit von Hellohome auch einen sozialen Aspekt, wenn man vor allem jungen Familien vor Ort dabei hilft, ein Grundstein für ihre Zukunft zu legen. «Wir halten die Mieten so tief, wie wir es uns vernünftig leisten können», so Federle weiter. Denn am Ende müsse man auch die Auflagen von Banken und Investoren erfüllen.

Hellohome Team

Marius Federle (37) ist Mitgründer des Schweizer Start-ups. Zusammen mit Sven Bruss (30) und Nima Safai Rad (37) führt er Hellohome. Bild: zVg

Das Geld für den Kauf von Immobilien stammt bei Hellohome von reichen Privatpersonen, die Beträge in der Grössenordnung von rund 500’000 bis zwei Millionen Franken in das Start-up stecken. Da man nicht auf Luxusimmobilien setzt, reicht eine Finanzspritze in dieser Höhe so schon mal für ein Objekt. Aktuell ist man aber auf der Suche nach potenteren Investoren und spricht dafür mit Banken, Versicherungen und Pensionskassen. Synergien spielen auch im Versicherungs- und Baubereich eine grosse Rolle.

Zwischen Eigenheim und Renditeobjekt

Am Ende steht für den 37-Jährigen aber das Ziel, dass die KundInnen die Immobilie nach dem Ende der Mietzeit auch kaufen. Dann möglicherweise auch mit einer Bankenhypothek. So lange funktioniert man als klassischer Vermieter, mit dem Unterschied, dass die MieterInnen ihr Zuhause extrem sorgfältig behandeln. Allfällige Reparaturarbeiten und Investitionen ins Eigenheim bleiben dafür auf die eine oder andere Weise bei den KundInnen. Eine neue Heizung oder Solaranlage findet sich so spätestens im Kaufpreis wieder.

«Ich bin überzeugt, dass wir mit Hellohome eine Marktlücke gefunden haben. Die Diskrepanz zwischen Eigenheimwunsch und Verwirklichung ist aktuell einfach zu gross», sagt Federle. Eine politische Lösung für den Mangel an erwerbbaren Immobilien sei für ihn noch nicht in Sicht. Die privatwirtschaftliche Lösung des Mietkaufs – zwischen Eigenheim und Renditeobjekt – sei ein Mittel, um dem Teufelskreis von hohen Mieten und geringer Verfügbarkeit zu entkommen.

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Als Redaktor schreibe ich Artikel für unsere Zeitungen und unsere Website, durchforste die sozialen Medien und fahre durch die Region, immer auf der Suche nach der nächsten Geschichte. Ausserhalb des Büros findet man mich meistens im Kino oder neben der Südkurve.
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