Alltag

In der Zuger Altstadt werden Verliebte besungen

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Wenn die Sängerinnen «No mee Chrööpfeli!» rufen, erhalten sie einen Korb mit Wein und Krapfen vom Fenster heruntergelassen. Bild: zVg

Bald ist Zeit für «Chrööpfelimee», einen der beliebtesten Zuger Bräuche. Am Alt Fasnachtssonntag werden kostümierte Musizierende in der Zuger Altstadt unterwegs sein. Am Abend des 18. Februars werden sie nicht etwa Partysongs, sondern neckische und romantische Liebeslieder anstimmen. Rote Lichter in den Fenstern werden ihnen weisen, wo ein Ständchen erwartet wird.

Wo ein rotes Licht im Fenster brennt, will ein Liebespaar besungen werden – dies gilt am Alt Fasnachtssonntag, 18. Februar, ab 17 Uhr in der Zuger Altstadt beim «Chrööfpelimee». Dieses ist eine von wenigen alten Sitten zu Ehren frisch Verliebter, die seit dem 16. Jahrhundert bis heute überlebt hat, und wird wie viele andere Traditionen während der Fasnachtszeit geehrt. Früher waren es die Freunde eines Paares, heute sind es Gruppen von Sängerinnen und Sängern, die im Fasnachtskostüm oder auf eine andere Art verkleidet die Verliebten besingen.

Chrööpfelimee Plakat, schwarz, rot und gelb

An diesen Adressen wird kommenden Sonntag gesungen. Bild: zVg

Vor hunderten von Jahren war es Brauch, dass wenn ein Junge ein Mädchen besonders mochte und seine Gefühle auch erwidert wurden, er am Alt Fasnachtssonntag zu den zukünftigen Schwiegereltern eingeladen wurde. Die Eltern des Mädchens bewirteten ihn dann mit Wein und «Chrööpfeli», also dem Süssgebäck, das man heute als Krapfen kennt. Währenddessen versammelten sich Freunde des Paares auf der Strasse und neckten es, indem sie lustige und süsse Liebeslieder zum Haus heraufsangen. Als Belohnung liess das Paar einen Korb mit Wein und «Chrööpfeli» an einem Strick zu den Sängern herunter, wenn diese «No mee Chrööpfeli!» riefen.

Eine lebendige Tradition

Einst wurden frisch Verliebte besungen, heute melden sich frisch verlobte oder verheiratete Paare für ein Ständchen an. Die Zuger Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute hat 2008 die Trägerschaft dieses Brauchs von der Trachtengruppe der Stadt Zug übernommen und lädt seitdem Mitgliederinnen aus lokalen Chören ein, unter den zehn bis 15 roten Lichtern zu singen. Auch sind Interessierte willkommen, zwischen den neun Standorten in der Altstadt zu spazieren und den Liedern zu lauschen. Als erstes wird beim City-Hotel Ochsen gesungen und an der Fadenstrasse 16. findet die Tour ihr Finale. Das Chrööpfelimee hat es ins Verzeichnis der «Lebendigen Traditionen der Schweiz» geschafft und gilt deswegen als Teil des immateriellen UNESCO-Kulturerbes.

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Wenn ich nicht gerade an einem Artikel für FonTimes schreibe, kann man mich beim Lesen, Zeichnen und natürlich beim Yoga erwischen. Als gelernte Übersetzerin begeistere ich mich für Sprachen und bin immer für eine Tasse Tee zu haben.
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