Kultur

Ein Renaissance-Mann im Kunsthaus Zug

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Galaxy A von Friedrich Kiesler aus dem Jahr 1961. Bild: Jorit Aust Photography

Das Kunsthaus Zug steht aktuell im Zeichen des Visionärs Friedrich Kiesler. Noch bis Ende Mai lässt sich die Ausstellung «Friedrich Kiesler – Us, You, Me» besuchen und bietet dabei ein attraktives Rahmenprogramm. Doch Direktor Matthias Haldemann behält den gebürtigen Österreicher auch anschliessend im Fokus.

Seit dem 25. Februar lockt die Ausstellung «Friedrich Kiesler – Us, You, Me» nicht nur die Zugerinnen und Zuger in das Kunsthaus Zug. Es ist eine Entdeckungsreise sowohl für jene, die noch nicht mit dem österreichisch-amerikanischen Multitalent vertraut sind, aber auch für die, die Kiesler bereits kennen und schätzen. Bis zum 26. Mai läuft die Ausstellung noch im Kunsthaus und bietet so lange ein passendes Rahmenprogramm an. Aber auch danach sollen die Werke des Visionärs der Stadt Zug noch erhalten bleiben.

«Er war Architekt, Theatermann, Designer, Maler, Dichter, Bildhauer und Lehrer. Das Spannende ist aber, wie er diese Bereiche verknüpft hat», erzählt Direktor und Kurator Matthias Haldemann. So war Kiesler bis zu seinem Tod im Jahr 1965 immer auf der Höhe der Zeit. Nach erfolgreichen Ausstellungen in Paris, Berlin und natürlich seiner Wahlheimatstadt Wien zog es ihn 1926 schliesslich nach New York. «Er war immer neugierig und liess sich von jüngeren Kunstschaffenden inspirieren», erzählt Haldemann. So entstand seine bildende Kunst erst in den letzten 15 Jahren seines Lebens, eine Neuerfindung als Spätwerk sozusagen.

Matthias Haldemann an Geländer gelehnt

Der Kunsthistoriker Matthias Haldemann leitet das Kunsthaus Zug bereits seit 1990. Bild: zVg

Kieslers Vielfalt möchte man auch in der Ausstellung im Kunsthaus abbilden. Neben dem klassischen Angebot aus Führungen, Kunstvermittlung über Mittag und Familienworkshops, setzen sich auch Vorträge, Filmvorführungen und Konzerte mit dem Künstler Kiesler auseinander. Auf der digitalen Plattform kunsthauszug.ch werden laufend neue Beiträge zur Ausstellung aufgeschaltet. Die beiden noch ausstehenden Klavierkonzerte im Mai mit Musik von Kiesler-Freund John Cage zählen für Haldemann zu den Highlights des Rahmenprogramms. Und auch bei der Gestaltung hat man sich an Kieslers Konzept orientiert. «Für ihn war die Umgebung immer ein Teil des Werkes», erklärt Haldemann. Durch die Verwebung von Werken in einem Raum und ihre theatralische Beleuchtung werden Einzelarbeiten so zu einer Art Installation.

Erster und zweiter Akt

Die Planung und Realisierung von «Friedrich Kiesler – Us, You, Me» beschäftigte das Kunsthaus insgesamt mehr als vier Jahre. Zwischen Kraftakt und Abenteuer beschreibt Haldemann die Zusammenarbeit mit den internationalen Partnern in Wien und New York. Dementsprechend finden sich in Zug nun auch Werke wieder, die lange Zeit nicht mehr ausgestellt worden sind. «Auch diejenigen, die sich beruflich schon länger mit Kiesler beschäftigen, haben es so noch nicht gesehen», erzählt der Kurator. Insgesamt wurde die Ausstellung in den ersten Monaten gut angenommen und lockte ein breites Publikum an die Dorfstrasse.

Goya and Kiesler

Das Werk Goya and Kiesler von 1963/64. Bild: Jorit Aust Photography

Ab dem 9. Juni wartet dann im Kunsthaus Zug noch eine weitere Ausstellung rund um den «Renaissance-Mann» Friedrich Kiesler auf das Publikum. Mit «Kiesler heute – Werkdialoge mit Zeitgenossen» wagt man in Zug das Experiment, gleich zwei Ausstellungen nacheinander zu einem Künstler zu veranstalten. «Kiesler hat viel vorausgedacht. Er hat wunderbare Entwürfe und Konzepttexte gemacht, die man heute realisieren kann», so Haldemann. Dementsprechend bleiben die wichtigsten Werke im Kunsthaus ausgestellt und werden ergänzt durch Werke von KünstlerInnen, die von Kiesler und seinen Ideen inspiriert sind. Wenn sich die Ausstellung verwandelt, soll Kiesler selbst zu einem zeitgenössischen Künstler werden.

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