Kultur

Von nackten Frauen auf abgeschlagenen Männerköpfen

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Ein Werk von Johann Heinrich Füssli: Der Dänenkönig wird im Schlaf von seinem Bruder vergiftet, 1771. Bild: Graphische Sammlung ETH Zürich

Die Graphische Sammlung ETH Zürich präsentiert ab Mittwoch eine Ausstellung zum Thema Fetisch in der Kunst unter dem Titel «Im Rausch(en) der Dinge». Mit dabei sind unter anderem so einige «Femmes fatales».

Dinge erzählen oft Geschichten. Seit der Renaissance ist die Kunstgeschichte voll von ebenso offen zur Schau gestellten wie tiefverborgenen Passionen, welche uns an Objekte der Kunst oder an ihre Urheber fesseln. In diese Richtung zielt die neue Ausstellung der Graphischen Sammlung ETH Zürich «Im Rausch(en) der Dinge», welche am Mittwoch, 10. April, startet und bis am 7. Juli im Ausstellungsraum im Stockwerk E an der Rämistrasse zu sehen sein wird.

Vom Mittelalter über die Romantik bis zur Gegenwart werden in dieser Ausstellung die verschiedenen Spielarten fetischistischer Mechanismen in den Künsten erkundet: Werke von Barthel Beham, Wenzel Hollar, Odilon Redon oder Max Klinger stehen neben den Werken von Urs Lüthi, Louise Bourgeois, Robert Gober und Sylvie Fleury – stets unter dem Aspekt der künstlerischen Suche nach unterschiedlichen Kodierungen von Geschlechtlichkeit und neuen Formen von Allegorien.

Auffällige Gesten und Körperhaltungen

Denn: Nicht jede Darstellung der berühmten Szene von Adam und Eva ist «unschuldig», und jede Judith triumphiert auf ihre eigene Weise über Holofernes. In den Beständen der Graphischen Sammlung gibt es einige «Femmes fatales»: nackte Frauen, die auf abgeschlagenen Männerköpfen sitzen, Damen mit überdimensionierten Haarskulpturen und Mercedes-Sternen anstelle von Brustwarzen. «Im Rausch(en) der Dinge» befasst sich mit auffälligen Gesten und Körperhaltungen aus der schillernden Geschichte der Kunst, sowie mit grandiosen und skurrilen Überinszenierungen banaler Dinge.

Frauto, Blatt aus «FRAUTO». Ein Werk von Hugo Schuhmacher. Zu sehen sind weibliche Brüste mit Mercedes-Sternen anstelle von Brustwarzen

Frauto, Blatt aus «FRAUTO». Ein Werk von Hugo Schuhmacher aus dem Jahre 1971. Bild: Graphische Sammlung ETH Zürich / Hugo Schuhmacher

Gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen haben die Verantwortlichen die Bestände der Graphischen Sammlung durchgesehen, um mit einem fremden Blick die Frage zu untersuchen, inwiefern der Fetischismus mit seiner komplexen Begriffsgeschichte zur Konstruktion von «Eigenem» und «Fremden» beigetragen hat. Dabei konnten über die Jahrhunderte thematische Konstanten und überraschende Parallelen ausgemacht werden, die im Stile der legendären ikonographischen Studien von Aby Warburg aufgezeigt werden sollen.

Kuratiert wird die Ausstellung von Alexandra Barcal, stellvertretende Leiterin der Graphischen Sammlung ETH Zürich und Elisabeth Bronfen, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin sowie ehemalige Professorin für Anglistik an der Universität Zürich.

Der Eintritt ist frei. Alle weiteren Infos zur Ausstellung findest du hier.

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