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Schicht für Schicht zum Kompost im eigenen Garten

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Eine solche Holzfassung ist als Kompostbehälter gut geeignet, weil sie für eine gute Durchlüftung sorgt. Bild: Airborne/Depositphotos

Ungefähr ein Drittel jedes Kehrichtsacks in der Schweiz besteht aus Restmüll, sprich aus Bioabfall. Dabei enthält Biomüll wichtige Rohstoffe, von denen man profitieren kann. Auf dem Balkon oder im Garten lässt sich mit einem Kompostcontainer nährstoffreiche Erde für Garten- und Hauspflanzen herstellen, um der Verschwendung entgegenzuwirken.

In vielen Schweizer Haushalten wird meist nicht sehr streng auf eine separate Grünmüllentsorgung geachtet. So besteht ungefähr ein Drittel jedes Kehrichtsacks aus Bioabfall und landet in der Kehrichtverbrennung. Dabei gehen wichtige Stoffe verloren und der Umwelt wird Schaden zugefügt.

«Wenn Biomüll verbrannt wird, entstehen Wärme, Abgase und Schlacke», erklärt Marie-Louise Kieffer von der Umweltberatung Luzern. Die Wärme kann genutzt werden und aus der Schlacke werden noch gewisse Stoffe (z. B. Metalle) zurückgewonnen, der Rest muss auf einer Deponie entsorgt werden. Die aus der Grünmüllverbrennung entstandenen Abgase belasten die Luft. Der Kohlenstoff geht in die Atmosphäre, statt im Kompostierwerk verarbeitet und später als Humus verwendet zu werden. «Das im Kompostierwerk durch Vergärung gewonnene Biogas – vorwiegend Methan – kann als erneuerbare Energie verbrannt oder in Strom umgewandelt werden», sagt Kieffer. Das übrige Gärgut werde ebenfalls kompostiert und finde als flüssiger oder fester Dünger Verwendung. So könne der Stoffkreislauf geschlossen werden.

Wenn Biomüll in den Kehricht gelangt, werden die Rohstoffe des Grünabfalls dem Kreislauf entzogen. «Grosse Bodenflächen weltweit sind durch Erosion, Verdichtung und unsachgemässe Bewirtschaftung von Humusverlust und Degradierung betroffen», betont Kieffer. Deswegen sollten die Nährstoffe aus dem Grüngut zwecks Humusaufbau möglichst vollständig wieder der Erde zurückgeführt werden.

Umweltfreundlicher Eigenkompost

«Viele Erdmischungen, die im Handel erhältlich sind, enthalten Torf», so Marie-Louise Kieffer weiter. «Um diesen zu gewinnen, werden grossflächig wertvolle Feuchtlebensräume, die Moore, zerstört.» Bei diesem Prozess werden grosse Mengen von CO2 freigesetzt, erläutert Kieffer. Abgesehen davon vermeide man die CO2-Emissionen, die für den Transport anfallen würden, wenn man selbstgemachten Humus benutzt. Um diesen herzustellen, braucht es nicht viel Platz und man kann den eigenen Biomüll direkt wiederverwerten und umweltschonend verarbeiten.

Garden work

Grober, trockener Grünabfall ist für einen gesunden Komposthaufen sehr wichtig. Bild: dteurope/Depositphotos

So werden im Eigenkompost durch die Kompostierung Pestizide und Schadstoffe natürlich in den Boden gebunden, anstatt im Wasser zu landen. Zusätzlich bringt der Humus wichtige Mikroorganismen in die Erde, wenn mit ihm gedüngt wird. Diese Mikroorganismen schützen Pflanzen vor Schädlingen, was den Humus umso wertvoller macht.

Den eigenen Komposthaufen organisieren

Auf dem Balkon oder im Garten lässt sich Kompost ganz einfach in nährstoffreichen Humus umwandeln. Mit einem eigenen Komposthaufen kann man mehr aus dem Haushaltsabfall herausholen und spart an Platz im teuer besteuerten Kehrichtsack.

Bei der Kompostierung werden Pflanzenreste von Insekten und Mikroorganismen mit Sauerstoff zu nährstoffreicher Komposterde verarbeitet. Diese besteht vor allem aus Mineralstoffen wie Ammoniumsalzen, Nitraten und Phosphaten. So ist der entstandene Humus ein natürlicher Dünger und ersetzt chemische Mittel. Folglich gelangen weniger Schwermetalle in die Umwelt, wenn man selbstgemachten Kompost dem künstlichen Dünger vorzieht.

Frau mit Kompost

Wenn der Grünabfall kompostiert wird, kehrt er als Humus in die Erde zurück und schliesst den natürlichen Kreislauf. Bild: Photography33/Depositphotos

So geht’s

Ein Studien-Ratgeber der Michigan State University beinhaltet eine Anleitung für den optimalen Komposthaufen. So halten die ForscherInnen fest, dass eine kleine Tonne oder eine Fassung aus Holz, Stahlgitter oder aus einem anderen Material (nicht Metall) sich gut als Kompostbehälter eignet. Sein Volumen sollte nicht weniger als 75 Liter betragen und die Tonne unten offen sein.

Das wichtigste für erfolgreiches Kompostieren ist es, eine gute Luftzirkulation im Kompostgefäss aufrechtzuerhalten. Eine Holzfassung oder ein Gitter im Gartenkompost sorgt für gute Durchlüftung. Bei einer geschlossenen Tonne ist es wichtig, den unteren Bereich mit vielen kleinen Löchern zu versehen. Damit diese auch für ständige Durchlüftung sorgen, stellt man die Tonne am besten auf zwei Ziegel oder eine ähnliche Form wie ein paar Dachlatten. Ab und an kann es aus dem Kompost tropfen, entsprechend empfiehlt sich ein Untersetzer, der den Kompostsaft auffängt.

Was darf auf den Komposthaufen?
Sämtliche Obst- und Gemüseabfälle sind kompostierbar. Bei Speiseresten ist zu beachten, dass weder Fleisch noch Fisch auf den Komposthaufen gehören. Dafür sind Teebeutel, Eierschalen, Kaffeesatz, Schnittblumen und Topfpflanzen gut kompostierbar. Für den trockenen Ausgleich sind Gartenabfälle wie Laub, Strauch-, Baum- und getrockneter Rasenschnitt gut geeignet. Kranke Pflanzenteile sollten jedoch separat entsorgt werden, damit sie nicht den gesamten Komposthaufen anstecken. Weitere organische Reststoffe wie Papier, Glas, Steine, Metall und Kunststoff sind für den Kompost nicht geeignet. Das gleiche gilt für Leder, Textilien, Strassenwischgut, Asche, Staubsaugersäcke sowie Katzen- und Hundekot. Diese Substanzen bringen den Kompostkreislauf durcheinander.

Richtig schichten

Um den Kompost geschickt anzulegen, muss die Reihenfolge der folgenden Schichten eingehalten werden: Die unterste Schicht bilden Zweige, Äste und sonstige trockene, grobe Gartenabfälle. Danach folgt eine Schicht Erde, am besten Humus von einem anderen Kompostgefäss. Dieser enthält wichtige Kleinstlebewesen, die beim Zerlegen des Bioabfalls eine entscheidende Rolle spielen. Wer keinen Humus zur Verfügung hat, kann die nötigen Mikroorganismen im Handel besorgen und die Erde damit beträufeln. Die nächste Schicht bilden die Abfälle, die kompostiert werden sollen – sprich der reguläre Biomüll wie Küchenabfälle und Pflanzenresten. Als Letztes wird dieser Abfall erneut mit einer Schicht Komposterde gedeckt.

Je feiner der Abfall zerkleinert ist, desto besser, denn umso schneller verrottet er. Je kleiner die Essensreste sind, desto mehr Oberfläche bieten sie, welche die Mikroorganismen angreifen können. Je mehr Oberfläche zur Verfügung steht, desto schneller und gründlicher wird entsprechend der Müll zu Humus verarbeitet und stinkt deutlich weniger.

Wenn alle Bedingungen für den Kompost stimmen, ist er geruchsfrei. Fevziie/Depositphotos

Was die Feuchtigkeit angeht, so sollte der Komposthaufen etwa so feucht wie ein gut ausgepresster Schwamm sein. Ist er zu nass oder zu trocken, sind die Mikroorganismen, die den Humus herstellen, nicht aktiv genug und der Müll beginnt zu stinken. Aus diesem Grund sollte bei der Zugabe von neuem Müll etwa ein Drittel davon trocken sein. Damit der Abfall nicht zu faulen beginnt und die Mikroben ihre Arbeit optimal leisten, sollte der Kompost regelmässig mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Wenn der Kompost regelmässig aufgelockert wird, kann die Luft besser durch die Schichten zirkulieren und das überschüssige Wasser verdunstet.

Säuregrad und Hitze

Der Säuregrad des Mikroorganismen-Milieus ist für eine effiziente Zersetzung des Komposts entscheidend. Die Mikroben mögen einen pH-Wert von sechs bis acht Grad. Dieser lässt sich mithilfe von Indikatorstreifen ganz einfach bestimmen. Ist der pH-Wert zu niedrig und die Erde dementsprechend zu sauer, empfiehlt es sich, ihr etwas Steinmehl beizugeben. Dieses hat auch eine angenehme Nebenwirkung: Fruchtfliegen mögen kein Steinmehl und halten sich fern.

Ausserdem ist es wichtig, die richtige Temperatur aufrechtzuhalten. Auf keinen Fall darf man den Kompostbehälter in der direkten Sonne stehen lassen, denn das System könnte überhitzen. Ein Platz im Halbschatten ist für den Kompost ideal. Je nach Reifephase des Humus ändert sich die Idealtemperatur. Zuerst bauen Pilze und Bakterien vor allem Kohlenhydrate ab, wodurch eine Temperatur von bis zu 60 Grad entsteht. Im Anschluss folgt die Umbauphase, während der die Bakterien am aktivsten zersetzen und am meisten Humus entsteht. Dabei mögen die Mikroorganismen eine Temperatur von 37 Grad, doch von hier an sinkt die Temperatur stetig weiter. In der letzten Phase bleibt die Temperatur konstant bei 30 Grad und der Kompost ist fertig.

Wenn sämtliche Kriterien erfüllt sind, sollte der Kompost komplett geruchsfrei sein. Es dauert ungefähr neun Monate, bis der unterste Teil, der Reifekompost, fertig umgewandelt ist. Dieser ist meistens grobkörnig und enthält auch unzersetzte Abfallstücke. Nachdem man den Kompost siebt, ist er als Dünger einsatzbereit. Was im Sieb zurückbleibt, kann wieder auf den Komposthaufen. Bei der Entleerung des Komposts lohnt es sich, einen Teil der Erde mit Mikroorganismen, Würmern und Insekten zu behalten. Dieser ist beim weiteren Kompostieren gut einsetzbar.

Die Umweltberatung Luzern bietet für die ganze Bevölkerung des Kanton Luzern kostenlose Beratung in den Bereichen Energie, Garten, Schädlinge, Biodiversität, Konsum, Mobilität und mehr an. Die Angaben zu Kontakt und Öffnungszeiten sind unter umweltberatung-luzern.ch zu finden.

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Wenn ich nicht gerade an einem Artikel für FonTimes schreibe, kann man mich beim Lesen, Zeichnen und natürlich beim Yoga erwischen. Als gelernte Übersetzerin begeistere ich mich für Sprachen und bin immer für eine Tasse Tee zu haben.
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