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Nicht verzagen, sondern einfach mal wagen

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Der Moment, als es geschafft war: Peter Bolliger hat soeben die 100 Kilometer von Biel zurückgelegt. An seiner Seite sein Vater. Bild: Facebook Peter Bolliger

Peter Bolliger ist ein Macher. Am laufenden Band probiert der Luzerner neue Dinge aus und dokumentiert diese in seinen Social-Media-Kanälen. Seine Botschaft dabei ist klar: Wagt das Unbekannte, setzt um, lasst euch von den möglichen Konsequenzen nicht lähmen.

Was wolltest du in deinem Leben schon immer einmal machen, hast es bislang aber nie bis zur Umsetzung gebracht? Ein Camping-Trip durch Europa? eine Heissluftballonfahrt? Alpaka-Yoga? All diese Dinge hat der Luzerner Peter Bolliger in den letzten Wochen und Monaten zum ersten Mal ausprobiert. Diese und unzählige weitere. Nicht, um jemandem etwas zu beweisen, sondern im Rahmen einer Challenge: 30 Dinge innerhalb von 30 Tagen zu tun, die er zuvor noch nie gemacht hat. Diese können unterschiedlichster Natur sein, ob nun sich auf einem öffentlichen Platz auf den Boden zu legen oder das Austesten einer neuen Sportart. Das Ganze hält er mit der Videokamera fest und teilt es in seinen Social-Media-Kanälen.

Peter Bolliger und sein Freund Oliver Beer

Für die meisten Herausforderungen an Peter Bolligers Seite: Oliver Beer (links). Bild: Facebook Peter Bolliger

Die zugrundeliegende Botschaft Bolligers dabei ist klar: Einfach mal machen, einfach mal wagen, umsetzen, statt nur davon zu sprechen. Was sich simpel anhört, ist es in der Praxis keineswegs immer. Dies ist sich auch Peter Bolliger bewusst und er hat sogleich einen Rat bereit, wie es mit der Verwirklichung klappen kann. So sei es wichtig, die gesteckten Ziele niederzuschreiben und einen klaren Zeithorizont zu fassen, bis wann es mit der Umsetzung geklappt haben soll. Soll es noch bis Jahresende sein, im Verlaufe des kommenden Jahres oder zumindest innerhalb der nächsten fünf Jahre? So können aus Wünschen konkrete Schritte werden.

Die Botschaft kommt an

Bolliger weiss, wovon er spricht, hat er doch vergangenen Monat bereits die zweite Serie von 30 Dingen, die er zuvor noch nie getan hatte, abgeschlossen. Den Schlusspunkt bildete eine Europatour mit dem Camper gemeinsam mit seiner Freundin. In den sozialen Medien erreicht er mit seinen Videos Tausende Menschen, seine Botschaft «eifach mal mache» kommt an.

Bolliger sitzt in der Mitte von afrikanischen Menschen und trägt eine Schlange um den Hals.

Peter Bolliger sagt selbst, dass er jeweils zwei bis drei Tage brauche, um sich mental jeweils an den afrikanischen Kontinent zu akklimatisieren. Bild: LinkedIn Peter Bolliger

So gut der Zuspruch tut, Bolliger verneint nicht, dass er mittlerweile einen gewissen Druck verspüre, Inhalte zu produzieren. «Das Gute jedoch ist, dass ich mich aktuell in der privilegierten Situation befinde, mir selbst keinen Druck machen zu müssen, auch aus finanzieller Sicht nicht.» Entsprechend müsse nicht alles auf Gedeih und Verderb funktionieren und eine Sponsorenanfrage kann auch mal abgelehnt werden, wenn sie nicht kohärent ist mit den Ansprüchen an seine eigene Wertebasis. «Aber ich habe schon auch gewisse Erwartungen an mich selbst, möchte mit meinen Videos etwas vermitteln», sagt er.

Nicht nur körperlich eine Herausforderung

Wichtig sei, dass er die produzierten Inhalte auch selbst spürt, nur so könne er ehrliche Begeisterung dafür vermitteln. Selbst wenn dies auf Kosten der Quantität gehen kann. Sind die Emotionen echt, brauche es ausserdem gar kein zusätzliches Storytelling mehr, die Bilder sprechen dann für sich. Perfektes Beispiel dafür ist die nach eigenen Angaben körperlich bislang herausforderndste Challenge: Den 100-Kilometer-Lauf von Biel zu absolvieren. Die letzten Meter über die Ziellinie absolvierte er mit letzter Kraft an der Seite seines Vaters und mit Tränen in den Augen. «Definitiv ein unvergessliches Grenzerlebnis, auch in emotionaler Hinsicht», erinnert er sich daran zurück.

Gleichzeitig betont der 26-Jährige, wie vermeintlich leichte Herausforderungen auf der Liste umso mehr Überwindung kosteten. So zum Beispiel, sich mit einem «Free Hugs»-Schild an einen öffentlichen Ort zu stellen. «In solchen Momenten spürst du, wie wichtig es dir nach wie vor ist, was andere von dir denken», blickt Bolliger auf diese Erfahrung.

Bolliger steht auf der TED-Talk-Szene

Vor rund einem Jahr durfte Peter Bolliger einen TED-Talk halten. Seine Botschaft: «Follow your Enthusiasm». Bild: Facebook Peter Bolliger

Was soll schon passieren?

Die Serien der 30 Dinge, die er zuvor noch nie getan hatte, ist beileibe nicht das erste Mal, dass er sich aus seiner Komfortzone wagt. So gab er 2018 seinen erlernten Beruf als Polymechaniker auf, um sich als Videoproduzent selbstständig zu machen. Bevor er den Schritt wagte, fragte ihn ein Freund, was das Schlimmste ist, was passieren könnte. Die Antwort: Dass es (finanziell) nicht funktioniert und er wieder in seinen alten Job wechseln muss. «Also alles nicht wahnsinnig tragisch. Dies nahm mir die Angst davor, den Schritt zu wagen», beleuchtet Peter Bolliger seine damalige Situation. Der Anfang war harzig, noch mangelte es an den erforderlichen Fähigkeiten sowie am notwendigen Netzwerk. Doch Beharrlichkeit zahlt sich nun mal aus und Bolliger zitiert ein Sprichwort, das sinngemäss besagt, dass man etwas mindestens zehnmal versuchen sollte, wenn man es wirklich will.

Heute bildet die Videoproduktion seine Haupterwerbstätigkeit, externe Kundenaufträge nimmt er aktuell keine mehr an, konzentriert sich voll auf seine Produktionen. Diese führen ihn mitunter in die Ferne, so zum Beispiel im vergangenen Herbst, als Peter Bolliger für jeweils rund eine Woche nach Benin und Simbabwe reiste. Dies nicht etwa, um sein Schaffen in den Vordergrund zu stellen, sondern als Besucher des Projekts Swisshouse.

Folgt bald eine dritte Staffel?

Dieses wurde von Michael Willi, dem Vater seiner Freundin, letztes Jahr initiiert und hat zum Ziel, die Bevölkerung vor Ort zu unterstützen. So wurde in den vergangenen gut zwölf Monaten in Chitungwiza in Simbabwe ein Haus eingerichtet, das Swisshouse, von wo aus Projekte aufgegleist werden können und wo aktuell eine einheimische Familie lebt und so prekären Wohnverhältnissen entfliehen konnte. Mit Schweizer Know-how wurde zudem ein Drainage-System entwickelt, um das Wasser der heftigen Regenfälle sammeln zu können. Denn kennt man in dieser Region nur die Wetterextreme: Dürre oder Überschwemmungen, die den Ernteertrag zerstören. Generell soll im Rahmen des Projekts Wissen an die lokale Bevölkerung weitergegeben werden, damit die Unterstützung weit über Sach- und finanzielle Spenden hinausgeht und entsprechend nachhaltig ist.

Bolliger steht beim Gotthardpass neben seinem Velo, hebt die Arme hoch.

Eine der Challenges: Mit dem Fahrrad jeden Kanton der Schweiz besuchen. Bild: LinkedIn Peter Bolliger

Bolliger unterstützt das Projekt nicht nur, indem er mit der Kamera die Arbeit rund um das Swisshouse begleitet hat, sondern hat er vor seinem zweiten Besuch eine eigene Spendenaktion durchgeführt. So konnte man ihn für kleine Arbeiten quasi mieten, beispielsweise um den Stall auszumisten oder Unkraut zu jäten. Wer mochte, konnte dafür einen selbstgewählten Betrag spenden. Am Ende kamen so 10’000 Franken zusammen, die er dem Swisshouse für zukünftige Projekte zur Verfügung stellt.

Wie es für Peter Bolliger selbst weitergeht, ist noch nicht in Stein gemeisselt. Er sagt: «Es ist durchaus möglich, dass es wieder eine Serie mit 30 Sachen, die Neuland für mich sind, geben wird. Aber womöglich wird es mehr als das. Meine Liste mit Ideen ist auf jeden Fall bereits wieder ziemlich lang.»

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