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Bradley Fink zu Besuch beim SC Cham

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Fink kommt immer wieder gerne ins Eizmoos zurück. Bild: André Dommann

In den letzten drei Jahren, wenn das Chamer Eizmoos im Winter in den Dornröschenschlaf zu versinken drohte, belebten Iwan Hegglin, Bradley Fink, dessen Personal Coach Björn Schulz sowie Bradley Finks Vater Thomas die Infrastruktur des SC Cham. Sie hielten sich über die Festtage fit und erarbeiteten sich zusätzliche Fähigkeiten auf ihrem Weg nach oben. Nach Bradley Finks Wechsel zum FC Basel findet er nun Zeit, sich einigen aktuellen Fragen zu stellen.

Bradley, du machst im Training und im sportlichen Umfeld einen viel gelösteren, aufgestellteren Eindruck als noch vor einem Jahr. Hat das mit deinem Wechsel von Dortmund nach Basel zu tun?

Ich denke, das muss die Tagesform gewesen sein (lacht). Ich hatte ja letzte Saison eine super Saison, sowohl persönlich als auch im Team mit dem BVB. So gesehen war ich damals auch happy. Aber der Wechsel zum FC Basel und in die Heimat hat sicher auch gutgetan.

Ist mit dem Abschied vom BVB ein persönlicher Traum geplatzt?

Nein, und zwar aus mehreren Gründen nicht. Als ich 2019 beim BVB unterschrieb, ging ich wegen der Nachwuchsarbeit und deren Durchlässigkeit in den Profifussball dorthin. Zum Beispiel bekam jeder der älteren Jahrgänge unserer U19-Meistermannschaft am Ende der letzten Saison einen Profivertrag bei verschiedenen Vereinen. Das zeugt von einer riesigen Durchlässigkeit. Mir war aber auch bewusst, dass es seit Mario Götze kein Mittelstürmer mehr direkt aus dem Nachwuchs in die erste Mannschaft des BVB geschafft hatte. So machte ich mir keine Illusionen darüber, dass es wohl nur über Umwege gehen würde. Zudem wollte der BVB mich im Sommer ja behalten und hat sich eine Art Vorkaufsrecht beim Transfer nach Basel gesichert. So gesehen kann’s ja noch etwas werden.

Was haben dir die Jahre im Dortmunder Nachwuchs gebracht?

Neben einer tollen Ausbildung in sämtlichen Bereichen sicher das gesteigerte Durchsetzungsvermögen in einem sehr kompetitiven Umfeld. Man muss sich vorstellen: In unserer U19-Meistermannschaft hatten wir 12 Nationalmannschaftsspieler aus grossen Fussballnationen, 4 davon im Sturm und ich war trotzdem in quasi jedem Spiel gesetzt. Die Qualität und Intensität im Training waren enorm hoch. Und Deutscher Meister darf sich ja auch nicht jeder nennen. Zudem hatten wir wertvolle internationale Vergleiche durch die Spiele in der UEFA Youth League. Auch die Partien mit der U23 in der 3. Liga gegen Profis waren für meine Entwicklung hilfreich, mit dem Tor zum 1:0 vor mehr als 50’000 Fans beim Sieg in Kaiserslautern als Höhepunkt.

Bradley Fink Fussball

Den Blick immer aufs Tor gerichtet. Bild: André Dommann

Wieso kam der FC Basel zum Handkuss bei der Rückkehr in die Schweiz?

Nachdem ich in der ersten Mannschaft des BVB die Saisonvorbereitung absolviert hatte, eröffneten mir die sportlich Verantwortlichen die Option als dritter Stürmer und unter normalen Umständen um die 300 Minuten in der Saison. Die restliche Spielzeit würde ich in der 3. Liga bekommen. Ich wollte aber möglichst viele Minuten auf höchstmöglichem Niveau absolvieren. Somit sahen wir uns die Angebote der diversen Vereine an. Der FC Basel gab mir von Anfang an das Gefühl, dass man auf mich setzt und Trainer Alex Frei konnte mich davon überzeugen, dass er mit seinem Team mit mir arbeiten und mich zu einem Topstürmer machen will und wird. Die Tatsache, dass er der erfolgreichste Schweizer Natistürmer ist, hat da sicher auch reingespielt. Da kannst du als junger Stürmer nur profitieren. Der FCB war über viele Jahre hinweg der absolute Topverein in der Schweiz und ich sah die Chance, als Teil dieser jungen hochtalentierten Mannschaft den Verein wieder dorthin zurückbringen zu können. Die treuen und begeisterungsfähigen Fans, das Umfeld, alles hat mich überzeugt. Zudem spielt der FCB regelmässig international.

Welche Ziele verfolgst du nun in den kommenden Jahren beim FC Basel?

In erster Linie mit dem Club Titel gewinnen und meinen Teil dazu beitragen. Und natürlich meine eigene Entwicklung vorantreiben. Ich bin mir den Ansprüchen des FCB bewusst und wir müssen wieder dorthin finden, wo der FCB mal war und meiner Meinung nach auch hingehört. Mit den Fans am Barfi Erfolge feiern, dafür werde ich alles tun. Auch will ich mithelfen, dass wir das Stadion wieder komplett füllen. Das geht aber halt nur, wenn wir mit Topleistungen eine Begeisterung entfachen.

Kannst du nach 4 Monaten in Basel eine erste Zwischenbilanz ziehen?

Als Mannschaft haben wir das eine oder andere liegen gelassen, sind aber in 3 Bewerben noch im Rennen und dabei als einzige Schweizer Mannschaft noch international vertreten. Jetzt freue ich mich darauf, zum ersten Mal die Vorbereitung mit der Mannschaft machen zu dürfen. Das wird uns bei den Automatismen helfen und das Zusammenspiel verbessern.

Persönlich würde ich schon mal sagen recht positiv. Als ich zum FCB kam, waren bereits 5 Meisterschaftsspiele gespielt. Ich musste mich Schritt für Schritt heranarbeiten, mich an Mitspieler, Liga etc. gewöhnen. Ich stand in 5 der letzten 6 Meisterschaftsspiele in der Startformation und dabei gelangen mir auch schon vier Treffer. Das ist schon mal ein guter Wert, an den ich in der Rückrunde anknüpfen möchte.

Dazu kam die erstmalige Einberufung in die U21-Nationalmannschaft, wo ich gleich ein Tor beim Sieg gegen Japan erzielte. Das war ein besonderes Erlebnis, und gegen Japan gewinnt bekanntlich nicht jeder.

Wie erlebst du den FC Basel? Gibt es Unterschiede zum BVB?

Ich erlebe den FC Basel als extrem dynamischen Verein, mit einem sehr fordernden, aber auch fördernden Umfeld. Man bietet uns Spielern die Infrastruktur und die Plattform, uns top zu entwickeln. Die Fans leben den Fussball und den FC Basel; darin sind sich Dortmund und Basel sehr ähnlich. Klar ist in Dortmund alles etwas grösser, was man von einem Bundesliga-Spitzenverein ja auch erwarten kann, aber gegenüber den meisten Bundesligisten muss sich der FCB nicht verstecken.

Was traust du dir und deinem Team an der U21-EM zu?

Der Titel muss das Ziel sein. Ich kann die Mentalität nicht ausstehen, wo man tiefstapelt. Wenn man zum Beispiel das Erreichen der K.O.-Phase als Ziel setzt. Mit dieser Denkweise gewinnt man nie einen Blumentopf. Die Mannschaft war gut genug, um sich souverän für die EM zu qualifizieren. Nun muss man den Schritt nach vorne machen. Den Druck haben in unserer Gruppe sowieso die Franzosen und die Italiener, also geben wir Vollgas und zeigen, dass in der Schweiz auch gut Fussball gespielt wird.

Fink, Fink, Hegglin, Schulz auf Fussballplatz

Vater Thomas Fink (von links), Bradley Fink, Iwan Hegglin und Björn Schulz. Bild: André Dommann

Seit Jahren trainierst du in der Winterpause mit Iwan Hegglin aus der U21 des FC Luzern im Chamer Eizmoos. Ihr habt zusammen beim Chamer Nachwuchs mit dem Fussballspielen begonnen und später eine eigene Kinderfussballmannschaft trainiert. Auch Iwan entwickelt sich blendend und hat jüngst mit der ersten Mannschaft des FCL erfolgreiche Teileinsätze gegen GC und den SC Freiburg geleistet. Kannst du ihn kurz beschreiben?

Iwan bringt alles mit. Technik, Spielintelligenz und er ist sehr laufstark, was ich öfters feststellen darf, wenn wir am Röhrliberg Läufe als zusätzliche Trainingseinheiten machen oder im Eizmoss trainieren. Iwan spielt bisher eine tolle Saison und war massgeblich am Erfolg der Luzerner U21 in der 1. Liga Promotion beteiligt. Ich habe mich sehr für seine ersten Trainings und Matcheinsätze in der 1. Mannschaft gefreut; er hat sich das erarbeitet und verdient. Jetzt muss er dran- und gesund bleiben, dann kann er es schaffen.

Seit Iwan 6 war und ich 5 verstehen wir uns auf und neben dem Feld blendend. Es war megacool, 3 Jahre in Cham und danach noch ab und zu beim FCL mit ihm spielen zu dürfen; dazu haben wir noch gemeinsam ein paar Saisons eine Juniorenmannschaft beim SC Cham trainiert, was viel Spass machte. Wir haben da auch ein blindes Verständnis auf dem Platz. Ich würde sagen, er ist mein bester Freund und ich drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er den nächsten Schritt spätestens im Sommer macht.

Gerne nutze ich die Gelegenheit, dem SC Cham für die grosszügige Möglichkeit zu danken, während der Winterpause seit Jahren immer wieder die sehr schöne Infrastruktur im Eizmoos benützen zu dürfen. Ein grosses Dankeschön geht auch an meinen Personal Coach Björn Schulz, der mich seit meiner Zeit als D-Junior eng begleitet, mich fordert, wertvolle Tipps gibt und mich physisch, fussballerisch und mental weiterbringt. Er ist für mich eine wertvolle Bezugsperson. Ganz besonderen Dank haben aber auch meine Eltern verdient, die mich auf meinem bisherigen Weg bedingungslos unterstützt haben und immer verständnisvoll da sind, wenn ich es brauche.

 

André Dommann

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