Kultur

Wiener Expressionismus im Kunsthaus Zug

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Ein guter Teil der erhaltenen Werke hat in Zug sein Zuhause. Bild: Jorit Aust Photography

Mit Richard Gerstl hält der erste österreichische Expressionist Einzug in das Kunsthaus Zug. Eine neue Sonderausstellung zeigt die Bedeutung des Porträt- und Landschaftsmalers für die Gegenwart im historischen Kontext.

Seiner Zeit voraus, ist die Geschichte des Wiener Malers Richard Gerstl (1883 – 1908) eine der Wiederentdeckung. Das Kunsthaus Zug widmet dem Expressionisten nun eine eigene Ausstellung. Vom 14. August bis zum 4. Dezember können über 40 seiner Werke bewundert werden. Die Sonderausstellung zeigt dabei fast alle seine Hauptwerke aus Wien, New York und Zug und setzt sie in einen zeitgenössischen Kontext. 

Kuratiert wurde «Richard Gerstl. Inspiration – Vermächtnis» dabei vom Direktor des Kunsthauses Matthias Haldemann. Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Leopold Museum in Wien, welches neben Zug heute die zweite Heimat für Gerstls erhaltene Werke darstellt. Die neue Ausstellung ist dabei nicht identisch mit der bereits gezeigten in Wien, da das Kunsthaus Zug andere Schwerpunkte gesetzt hat. 

Ein radikaler Querkopf

Für seine Zeitgenossen war Gerstls Schaffen zu radikal. Heute findet er als erster österreichischer Expressionist eine breite Anerkennung in der Kunstwelt. «Es geht um die Malweise und die Emanzipation der Farbe. Damit stellte er sich gegen die Konventionen der Zeit», erzählt Leonora Kugler, Assistenzkuratorin des Kunsthauses Zug. Bis heute erhalten sind 80 Werke des Wiener Porträt- und Landschaftsmalers. Nebst verloren gegangenen Bildern und Skizzen, wurden einige Werke vermutlich vernichtet. Zu seinen Hauptwerken zählen unter anderem Gruppenbild mit Schönberg und Selbstbildnis als Akt.

Richard Gerstl

Gerstl konnte zu Lebzeiten kaum Ausstellungen realisieren und nahm sich im Alter von 25 Jahren das Leben. Bild: Belvedere, Wien

«Die Bilder sind wuchtig, grossformatig. Man wird sehr eingenommen, wenn man direkt davorsteht», erzählt Kugler. So sind einige der Porträts beinahe zwei Meter gross. Die Ausstellung soll Gerstls Bedeutung dabei auch im Kontext mit Werken anderer Künstler wie Günter Brus und Otto Muehl zeigen, die eine Generation später aktiv waren. Für Kugler hat Gerstl seither nichts an Aktualität eingebüsst: «Dass sich zeitgenössische Positionen mit ihm befassen, weil sie so fasziniert sind von seiner Malweise, zeigt seine Relevanz für die Gegenwart.» 

Die insgesamt 45 Gemälde und Skizzen werden im Kunsthaus Zug dafür thematisch präsentiert. So finden sich in einem Raum nicht nur die Selbstporträts Gerstls, sondern auch immer die Gegenüberstellung mit zeitgenössischen Werken.  

Kunst nicht nur am Mittag

Eröffnet wird die Ausstellung mit einer Vernissage am Samstag, 13. August, in der Pädagogischen Hochschule Zug. Dazu diskutiert Matthias Haldemann unter anderem mit dem Direktor des Leopold Museums sowie Kurator Diethard Leopold. Bis Dezember hat man zudem ein abwechslungsreiches Programm passend zur Ausstellung geplant. In einer Zoom-Reihe beleuchtet man online verschiedene Aspekte der Ausstellung, von Gerstls Bedeutung in der Malerei bis zur Restaurationsarbeit.

Gruppenbild Gerstl

Gruppenbild mit Schönberg befindet sich im Besitz der Zuger Stiftung Sammlung Kamm. Bild: Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm

Gerade Gerstls Ölmalereien wurden im Laufe der Zeit nicht immer sachgerecht gelagert, bevor er als Künstler in den 1950ern erneut wiederentdeckt wurde. Neben dem beliebten Format Kunst über Mittag warten zudem Vorträge und eine Filmvorführung auf die Zuger und Zugerinnen. Damit Richard Gerstl auch weiterhin im Gedächtnis bleibt.

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