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Mit dem Elektroauto von Zürich ans Nordkap 

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Angekommen am Nordkap: «Sie haben Ihr Ziel erreicht.» Bild: zVg

Die drei Zürcher Oliver Beer, Dominic Marti und Benjamin Dütschler haben Silvester bei Eiseskälte frierend in einem Elektroauto irgendwo im norwegischen Nirgendwo verbracht. Dies im Rahmen der eNordkapp-Challenge, die bis zum Nordkap führt. Die Veranstaltung soll zeigen: Mit dem Elektroauto ist es auch kein Problem mehr, in entlegenere Gebiete zu reisen.

Ziemlich genau 8000 Kilometer haben sie zurückgelegt, sind mit einem Opel Mokka-e Elektroauto von Zürich bis ans Nordkap in Norwegen gefahren und wieder zurück. Die Rede ist von Benjamin Dütschler, Dominic Marti und Oliver Beer. Die drei Zürcher haben diese abenteuerliche Reise nicht etwa aus einer Laune heraus unternommen, sondern im Rahmen der eNordkapp-Challenge, die vom 27. Dezember bis zum 10. Januar über die Bühne ging, organisiert von Reiseleiter und E-Mobilitäts-Enthusiast Peer Haupt. Nach der coronabedingten Absage im vergangenen Winter fand die Challenge zum insgesamt dritten Mal statt, wobei die erste Ausgabe ausschliesslich eine Rekognoszierung der Route war und der Überprüfung der geplanten Challenge diente sowie um Erfahrungen zu sammeln.

Der Sinn dahinter: Haupt wollte und will aufzeigen, dass man mit Elektroauto auch ungewöhnliche Reisen unternehmen und abgelegene Reiseziele erreichen kann – auch wenn es sich dabei nicht um einen Tesla handelt, denn dieser trug bei der Entstehung der eNordkapp-Challenge wesentlich bei. So habe er über die immer zahlreicheren Tesla-FahrerInnen schmunzeln müssen, die «Sommer für Sommer zum Nordkap fuhren, um zu zeigen, dass man dies ausschliesslich mit einem Tesla als E-Fahrzeug kann». Mit einem Tesla sei dies ja auch kein Problem. «Man denke an die vielen Supercharger, die nur so aus dem Boden spriessen. Aber wie sieht das ganze Vorhaben im Winter aus – mit anderen E-Fahrzeugen?» Und schon war die eNordkapp-Challenge geboren.

Vor zwei Jahren bei der ersten echten Durchführung nahmen sechs Teams teil, heuer waren es bereits deren 19. Eines davon war jenes der drei Zürcher, das mit Abstand jüngste. Dass das Trio in dieser Konstellation die Challenge in Angriff genommen hat, ist kein Zufall. Beni, Döme und Oli kennen sich nicht nur schon lange, sie wohnen und arbeiten auch zusammen, sind als Videografen tätig.

opelmokka e auf schnee elektroauto

Das Fahren über schneebedeckte Strassen: Eine ganz besondere Herausforderung. Bild: zVg

Es wurde spät

Dominic Marti betont, wie sie der Abenteuercharakter in Verbindung mit dem Nachhaltigkeitsgedanken sofort angesprochen hat: «Als die Anfrage von Opel kam, mussten wir nicht zweimal überlegen», sagt er. Der Veranstalter empfahl Opel die drei, war überzeugt, dass sie durch ihren beruflichen Hintergrund für den deutschen Automobilhersteller visuell passende und hochwertige Inhalte für die sozialen Medien liefern können.

Sie fütterten denn auch in aller Regelmässigkeit die Social-Media-Kanäle von Opel mit Aufnahmen der winterlichen Landschaft auf ihrer Tour durch die Schweiz, Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. «Wir nahmen uns viel und gerne Zeit dafür, weswegen wir am Abend meist als letzte im Hotel waren, wenn die anderen Teams bereits zu Abend gegessen hatten», erzählt Benjamin Dütschler. Auf der Strecke sei man anderen Teams höchstens in den ersten ein bis zwei Fahrstunden an den Ladesäulen begegnet, danach sei man wegen der Aufnahmen jeweils «zurückgefallen».

Die atemberaubende Natur mit den Fjorden und imposanten Bergketten habe immer wieder für die Strapazen entschädigt, sind sich die Drei einig: Temperaturen von bis zu -20°C, schnelle Wetterwechsel, nur einige wenige Stunden Helligkeit pro Tag und komplett vereiste und verschneite Strassen forderten zusätzliche Konzentration während der Fahrt. Kommt hinzu, dass keiner von ihnen im Vorfeld Erfahrung im Umgang mit einem Elektroauto hatte. Erst mit der Zeit entwickelten sie ein Gespür dafür, wie weit der Akku tatsächlich reicht. «Dies unterstrich den Abenteuer-Charakter zusätzlich», ergänzt Benj Dütschler.

e auto panne elektroauto

Der Opel Mokka-e braucht frischen Saft. Bild: zVg

Mit dem Elektroauto gestrandet im Nirgendwo

Diese Unerfahrenheit wurde ihnen einmal zum Verhängnis, als sie sich auf die Angaben von Google Maps verliessen, die Distanz zur nächsten Ladestation falsch einschätzten und ohne Saft in einem kleinen norwegischen Dorf strandeten. Improvisation war angesagt: «Wir sprachen in einem kleinen Laden dort Leute an und fragten, ob sie eine Ladestation bei sich zuhause haben», erzählt Oliver Beer.

Nach einigen Stunden trafen sie tatsächlich auf einen Garagisten. Mit den letzten Prozenten Akku schleppten sie sich zur Garage. Doch: Der Stecker passte nicht, die Suche ging weiter. Bis ein Einheimischer die Drei darauf aufmerksam machte, dass es unweit eine leider langsame Ladesäule gibt, wo sie schliesslich den Akku soweit aufluden, um zur nächsten Schnellladestation zu gelangen.

Währenddessen mussten sie immer wieder die Heizung im Auto ausschalten, um die Ladeeffizienz zu steigern. Als i-Tüpfelchen ereignete sich dies am 31. Dezember, erst um 4 Uhr morgens im neuen Jahr kamen sie schliesslich im Hotel an. «Ein Silvester, den wir so schnell nicht vergessen werden», so das Fazit dieser Episode. Die Entschädigung folgte am Tag später, als sie das Nordkap und somit das Ziel der Challenge erreichten.

Generell war eine penible Planung vonnöten, da das zeitliche Fenster für die Film- und Fotoaufnahmen durch die kurzen Tage sehr klein war. Ausserdem musste der Akkustand stets im Auge behalten werden. «Spontane Routenänderungen lagen da nicht drin», sagt Oli Beer.

nordkapp hinfahrt elektroauto

Die atemberaubende Natur entschädigte immer wieder für die Strapazen. Bild: zVg

Eine einmalige Sache mit den Elektroauto?

Trotz Abenteuer und eindrücklicher Landschaft – eine gewisse Monotonie stellte sich mit der Zeit trotzdem ein bei 18 Tage lang mindestens zehn Stunden Fahrzeit täglich. «Irgendwann hat man sämtliche Playlists durchgehört und geht sich automatisch manchmal auch auf die Nerven: Einer will filmen, der andere zur nächsten Ladestation und der Dritte hat Hunger», sagt Döme Marti lachend. Verstärkt wurde dies durch einen akuten Schlafmangel, da die Tage meist ziemlich lang waren: Nach der Ankunft im Hotel, oftmals nach 22 Uhr, mussten noch die Filme geschnitten sowie Bilder bearbeitet und hochgeladen werden.

Schlussendlich war es die Strapazen jedoch zweifellos wert, sagen sie unisono. Aufgeben, so wie es einige Teams wegen Ladeproblemen tun mussten, sei nie eine Option gewesen. Ob sie bei der nächsten Ausgabe wieder mit dabei wären, lassen sie hingegen offen.

Dominic Marti sagt: «Schwierig zu sagen, da wir die Challenge nun geschafft haben, ein Teil des Reizes ginge bei einem zweiten Mal somit verloren.» Eine neue Herausforderung würde sie mehr reizen, doch sei man offen, würde eine Anfrage kommen.

Denn eines sei sicher: Die eNordkapp-Challenge sei nicht nur für sie eine wertvolle Erfahrung gewesen, sondern diene natürlich auch der Förderung der E-Mobilität – alleine schon durch die Mund-zu-Mund-Propaganda, wenn man in seinem Familien- und Freundeskreis davon erzählt, was mit einem Elektroauto alles möglich ist. Diese generierte Aufmerksamkeit überwiege schlussendlich auch die ökologische Belastung, welche die eNordkapp-Challenge mit sich bringt, ist Dominic Marti überzeugt. Auch sie selbst würden sich überlegen, sich für ihre Firma Elektroautos anzuschaffen.

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