Freizeit

Jubiläum für die industrie45

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Die industrie45 bewegt die Jugend seit 1982 Bild: sma

Anlaufstelle, Treffpunkt und Institution für Generationen von Zugern – die industrie45 feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Gleich an zwei Tagen im Juni bietet das Jugendzentrum ein abwechslungsreiches Programm und hofft dabei auf ein breites Publikum. Ein neues Logo soll ebenfalls präsentiert werden.

Seit 40 Jahren ist das Jugendzentrum an der Industriestrasse 45 in Zug ein Anlaufpunkt für Jugendliche aus der Stadt und dem Kanton Zug. Eröffnet am 3. September 1982, feiert man in diesem Jahr gleich an zwei Tagen das grosse Jubiläum mit einem Fest. Allerdings nicht erst im September, sondern bereits am 10. und 11. Juni. 

Als Teil des Vereins Zuger Jugendtreffpunkte (ZJT) wird die industrie45 (i45) heute von Patrick Leemann geleitet. Für ihn ist die i45 im Kanton Zug einzigartig: «Es gibt kein anderes Konstrukt oder Gebäude mit so vielen Möglichkeiten für die Jugend.» Vielfalt, gewährleistet durch verschiedene Räume und flexible Konzepte, aber auch durch die aktive Mitgestaltung der Zuger Jugendlichen am Programm und den Aktivitäten.  

Leemann

Patrick Leemann (41) leitet das Jugendkulturzentrum seit 2020. Bild: industrie45

Profis im Ermöglichen

Durch die Coronapandemie habe zwar eine leichte Verschiebung in der Nachfrage stattgefunden – zurzeit sind es deutlich mehr Partys als Konzerte, die in der i45 stattfinden – aber einige Sachen haben sich in den letzten Jahren nicht verändert. «Es ist immer eine Anlaufstelle für Jugendliche gewesen, die selbst etwas organisieren wollen», erklärt Leemann. Der Konzertsaal im Haus gegenüber vom Industriekomplex der V-Zug soll nicht nur für Konzerte genutzt werden, sondern auch für Bandproben und Partys. Die Zugänglichkeit hat dabei oberste Priorität, «nicht nur am Wochenende, sondern sieben Tage die Woche», betont Leemann. 

Er sieht sich und sein Team als ManagerInnen von Bedürfnissen. Natürlich lassen sich nicht alle Wünsche der Jugendlichen sofort realisieren, da man mit den vorhandenen Ressourcen arbeiten muss. Der Verein ZJT finanziert sich über die Stadt Zug und die umliegenden Gemeinden. Das Team der i45 besteht dabei aus vier Personen und die Pensen bewegen sich zwischen 50 und 70 Prozent. Leemann selbst studierte Soziokulturelle Animation an der Hochschule Luzern und leitet den Jugendtreff seit September 2020. «Wir sind Profis im Ermöglichen innerhalb der Rahmenbedingungen», beschreibt er seine Funktion im Umgang mit den Jugendlichen. 

Ein Sommerfest als Ausweichtermin

Die konkreten Planungen für das grosse Jubiläumsfest begannen im September 2021. Schon da wusste man, dass man lieber im Juni feiern würde anstatt am 3. September. Denn an diesem Tag findet anlässlich das Bahnhofsjubiläums bereits das Zug Fäscht 2022 statt. Und auch den Sommerferien wollte man lieber aus dem Weg gehen. 

Der Freitagabend am 10. Juni steht dabei ganz im Zeichen des Rückblicks. Ein Team hat alte Plakate und Fotos aufgearbeitet und plant eine eigene Ausstellung zu den historischen Bezügen der i45. Neben einem Apéro und der offenen Bar wartet ebenfalls noch ein kleines Pianokonzert auf die Gäste. Anschliessend soll das neue Logo der industrie45 präsentiert werden. «Das ist aber noch geheim, das zeigen wir niemandem im Vorfeld», erklärt Leemann auf Nachfrage. 

Workshops, Geschichten und Musik

Am Samstag bietet man ein Mitmachprogramm, viel Musik und hofft dabei auf 600 BesucherInnen. «Bei schönem Wetter vielleicht mehr», sagt Leemann optimistisch. Zu den Aktivitäten am Nachmittag gehört ein Graffiti-Workshop, bei dem ein Sprayprofi auch den EinsteigerInnen Tipps mit auf den Weg gibt. Ebenfalls farbenfroh wird es bei der Siebdruckwerkstatt, wo Textilien mit neuen Motiven verschönert werden, und beim Tape-Art-Kurs, bei dem mit Klebebändern Kunstwerke an Wänden und Böden entstehen sollen. Bei gutem Wetter locken ausserdem eine Skate Jam, Slacklines und andere Freiluftspiele, bevor am Abend die Livemusik startet. «Dass wir so viele verschiedene Leute involvieren konnten, die auch selbst einen Bezug zur i45 und der Region haben, freut mich sehr», so der Leiter. 

Jugendtreff-80er

Dufte Typen in der i45 Anfang der Achtzigerjahre. Bild: zVg

Ihren ganz persönlichen Bezug zur industrie45 können die BesucherInnen beim Storytelling erzählen. Ob auf Sendung beim Jam on Radio oder vor Ort im kleineren Kreis sollen individuelle Erinnerungen und Erlebnisse miteinander geteilt werden. Als ein Beispiel nennt Leemann Handwerker, die vor Kurzem vor Ort waren und sich an Partys im Bahnwagen am Gleis in den Achtzigerjahren erinnerten. Alle Zuger und Zugerinnen waren schliesslich einmal jung. 

Ab 19 Uhr beginnt mit der Livemusik der Abend dann so richtig. Mit Slavi & Florin, SmackWTG & Chandro oder Notso Maduro hat man vor allem Zuger auf der Bühne, die auch selbst einen Bezug zur i45 haben. Nur die Indie-Rockband The Black Heidis reist extra aus dem Tessin an. «Das Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, Leute aus verschiedenen Soziokulturen zusammenzubringen», erklärt Leemann. 

Camping und Abschiede

Ein Jubiläum ist auch immer ein Zeitpunkt, um den Blick voraus zu wagen – schliesslich gibt es gleich mehrere Faktoren, die direkt und indirekt auf die i45 einwirken: Die Pandemie scheint vorerst hinter uns, der Sommer vor der Tür und das Quartier an der Industriestrasse ist im Wandel. Während der Pandemie habe man im Jugendkulturzentrum vor allem gelernt, flexibel zu sein, um den eigenen Ansprüchen trotz Hindernissen gerecht zu werden. «Ein offenes Ohr haben wir sowieso, aber man ist vielleicht noch sensibler geworden im Umgang mit den Jugendlichen», so der i45-Leiter.  

Nach dem Jubiläumsfest möchte man den Zuger Jugendlichen noch weitere Highlights bieten. So wird während der Sommerferien ein eigener kleiner Campingplatz auf dem Gelände der industrie45 entstehen. Ausserdem sei man beim Seefest mit einer eigenen Bar beteiligt und im Herbst möchte man Podiumsdiskussionen mit lokalen PolitikerInnen durchführen. Mit dem Abschiedskonzert der Zuger Band A.K.A. Unknown gibt es zudem noch ein musikalisches Highlight in diesem Jahr. 

Das Quartier im Wandel

Ein Thema, welches das Jugendkulturzentrum ebenfalls beschäftigt, ist die erwähnte Quartierentwicklung. Auf dem Parkplatz gegenüber der i45 ist ein Hochhaus geplant und die V-Zug baut ihr Tech-Cluster aus. Man müsse schauen, dass man auch weiterhin seinen Platz in der Nachbarschaft findet und akzeptiert bleibt. Quartierarbeit für ein gutes Zusammenleben sozusagen. 

Jugendtreff-Umgestalten

Hier dürfen die Jugendlichen aktiv mitgestalten. Bild: zVg

Man möchte nämlich auch weiterhin Anlaufstelle und Treffpunkt für Jugendliche aus der Stadt und dem Kanton sein. Denn auch die Zukunft wird nicht vollständig digital. Die industrie45 als Ort, um etwas auszuprobieren, miteinander zu machen und zu erleben, so wie es im Zentrum schon seit 40 Jahren der Fall ist. «Die Jugendkulturhäuser leben von den Jugendlichen. Wir als soziokulturelle AnimatorInnen vermitteln und unterstützen bei verschiedensten Anliegen und Bedürfnissen», sagt Leemann bescheiden.

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Als Redaktor schreibe ich Artikel für unsere Zeitungen und unsere Website, durchforste die sozialen Medien und fahre durch die Region, immer auf der Suche nach der nächsten Geschichte. Ausserhalb des Büros findet man mich meistens im Kino oder neben der Südkurve.
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