Kultur

Grosse Bühne für moderne experimentelle Musik

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Jad Atoui wird der erste Artist in Residence des Sonic Matter Festivals sein. Bild: Facebook Sonic Matter

Am Sonic Matter Festival lässt sich an mehreren Standorten in Zürich moderne experimentelle Musik in verschiedenen Event-Formaten erleben. In diesem Rahmen werden Musik- und Klangkünstlerinnen aus der Schweiz und dem Ausland vom 30. November bis 3. Dezember Veranstaltungen zum Motto «Leap!» – zu Deutsch «Spring!» – anbieten.

Zum insgesamt dritten Mal findet das Sonic Matter Festival für moderne experimentelle Musik und spartenübergreifende Formen von klangbezogener Kunst statt. Vom 30. November bis 3. Dezember werden an verschiedenen Standorten in Zürich 15 Veranstaltungen von verschiedenen Formaten stattfinden – von Ensemblekonzerten, zu Gesprächen und Klangparcours, über Gemeinschaftsprojekte bis hin zum Radio.

In Zusammenarbeit mit dem diesjährigen Gastfestival Irtijal Beirut wurden Künstlerinnen aus dem Ausland sowie der Schweiz eingeladen, ihre Werke und ihr Können zu präsentieren. Der Fokus liegt dabei auf Regionen Westasiens, rund um die libanesische Hauptstadt, wo das Festival Irtijal zu Hause ist.

Ein Sprung ins Ungewisse

Letztes Jahr ermutigte das Festivalmotto «Rise!» zum gegenseitigen Zuhören und Entdecken von neuen Perspektiven auf die Vergangenheit. Nun richtet der Slogan «Leap!» den Fokus auf die Lösungssuche zu politischen und sozialen Problemen, um eine bessere Zukunft zu schaffen. Als Forum schafft das Festival einen Raum, wo klingende Kunst geschaffen wird, verschiedene Kunstdisziplinen verbunden werden und der gesellschaftliche Austausch angeregt wird.

Das Motto «Leap!» lädt dazu ein, den Sprung ins Ungewisse zu wagen, und Bewältigungsstrategien für Krisen wie Kriege, Pandemien und den Klimawandel zu suchen. Hier stellt sich unter anderem die Frage, wie die virtuelle Vernetzung der Welt eine Chance sein kann, Andersartige kennenzulernen, auf welche Weise Riten helfen können, sich auf Unvorhersehbares einzulassen und welche neuen Horizonte mittels Perspektivenwechsel eröffnet werden können. Auf diese Weise möchte Sonic Matter Dialoge fördern und experimentelle Musikschaffende nachhaltig wie vielfältig unterstützen.

Das Ensemble von Oben, in einer Kirche

Das Genfer Ensemble Contrechamps wird das Festival mit Kammermusik eröffnen. Bild: Facebook Enseble Contrechamps

Tradition und Elektronik

Am Festival treffen verschiedene Musikrichtungen und Kulturen aufeinander. Dies zeigt sich bereits zu Festivalbeginn, denn es begrüsst sein Publikum in der Eröffnungsnacht im Schiffbau mit Kammermusik und Elektronik. Das Genfer Ensemble Contrechamps gilt als eines der traditionsreichsten Klangkörper der zeitgenössischen Musikszene und eröffnet das Konzertprogramm am Donnerstag, 30. November, um 19 Uhr.

Als Nächstes stehen die Gründer des Irtijal Beirut – Sharif Sehnaoui und Mazen Kerbaj – auf der Bühne und improvisieren mit ihrem Stück «Wormholes» Geschichten, ohne dabei ein Wort zu verlieren. Es folgt ein Stück von Nilufar Habibi, die dem klassischen iranischen Musikinstrument Quanun auf eine aussergewöhnliche Weise Klänge entlockt. Den Abschluss macht Shiva Fashareki, die ihre Turntables in virtuose und energetische Sets erklingen lässt.

Musik geniessen, kreieren und erleben

Ab dem 1. Dezember stehen die Video- und Listeninglounges «Weichekissenheisseohren» für Besucher offen. Auf Kissen gekuschelt, lässt sich in der Listeninglounge die neueste Musik und Klangkunst in einer Playlist mit aktueller elektroakustischer Musik aus über 20 Ländern geniessen. In der Videolounge zeigen Aufnahmen aus Libanon und der Schweiz verschiedene Perspektiven auf das Meer und beleuchten dessen Bedeutung für unser Leben. Auch die Installation des Klangkünstlers Jad Atoui greift das Thema Wasser auf und zeigt, wie mit einigen Tropfen und etwas Hilfe des Publikums eine einzigartige Klangskulptur entsteht.

Mit dem Village-Mobil sucht das Festival, seine Besucherinnen zum Musikmachen zu animieren. Hier kann das Publikum auf eigens für das Village-Mobil gebauten Instrumenten spielen, Klangaufnahmen machen, Interviews führen und dabei erfahren, wie Musik entsteht. Diese Klangeindrücke werden gesammelt und erklingen jeweils am folgenden Tag in der Installation «Keine Hexerei!».

rotes Plakat des Festivals Irtijal

Durch die Zusammenarbeit mit dem Gastfestival Irtijal kommen Künstlerinnen aus Regionen Westasiens, Afrikas sowie aus Beirut ans Festival. Bild: Facebook Irtijal

Ritualeinstrumente einst und heute

Neben der Gessnerallee können Interessierte am 2. und 3. Dezember an der Performanceinstallation und Klangparcours «From the Tree» teilnehmen. Die Performance des Künstlerduos Greenman Muleh Mbillo und Dani Ploeger fusst auf deren Auseinandersetzung mit Technologie und Mythologie. Die Grundidee zum Parcours stammt vom Kauausia-ing, einer kenianischen Praxis der Weissagung. Diese wird von Heilern des Akambavolkes mit dem Ritualinstrument Nvezu, welches nicht in der Öffentlichkeit benutzt werden darf, ausgeübt. Das Künstlerpaar nimmt diese Idee auf und fragt sich, wie Ritualinstrumente unseres digitalisierten Alltags erklingen könnten.

Tagespässe für das Festival sowie Tickets zu einzelnen Events können durch Weezevent und die Webseite des jeweiligen Veranstaltungsorts erworben werden. Die Preise für die einzelnen Events variieren, während ein Tagespass zum Normaltarif 81 Franken und reduziert 44 Franken kostet.

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Wenn ich nicht gerade an einem Artikel für FonTimes schreibe, kann man mich beim Lesen, Zeichnen und natürlich beim Yoga erwischen. Als gelernte Übersetzerin begeistere ich mich für Sprachen und bin immer für eine Tasse Tee zu haben.
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