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Fashion Day von LU Couture

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Die Kleider von NILE sind aus gebrauchten Stoffen geschneidert. Bild: sak

Lehrlinge von LU Couture präsentierten am Samstag im Hotel Schweizerhof in Luzern ihre handgeschneiderten Werke. Moderiert von Kurt Aeschbacher, wurden auf dem Laufsteg zahlreiche modische Einzelteile von nachhaltigen Labels vorgestellt.

Das Hotel Schweizerhof in Luzern bildete am vergangenen Samstagnachmittag die Bühne für den sechsten Fashion Day von LU Couture. Hier stellte das Luzerner Atelier seine neuen Kollektionen vor und die Lehrlinge der Fashion School präsentierten Kleider, die sie speziell für diesen Anlass geschneidert hatten. Die Produktion aller Kleidungsstücke, die auf dem Laufsteg zu sehen waren, geschah in sorgsamer Handarbeit. Die Moderation des Events übernahm Kurt Aeschbacher und die Tenorsänger von I Quattro begleiteten die Modenschau des umweltbewussten Ateliers mit gefühlvollen Liedern.

Die Gala von LU Couture ist für ihren Schwerpunkt auf eine nachhaltige und faire Produktion in der Modebranche bekannt. So werden beim Fashion Day for Generations zahlreiche Kleidungsstücke aus wiederverarbeiteten Stoffen präsentiert. Zahlreiche Kleider wurden von den Lehrlingen des Betriebs produziert. Dieses Jahr lautete das Motto für die freiwillige Modeschau der Lehrlinge «blue wedding», zu Deutsch «blaue Hochzeit». Die  Herausforderung lag darin, neuwertige Hochzeitsbekleidung aus gebrauchten Jeansstoffen zu gestalten. Solch ein kreativer Umgang mit dem robusten Stoff gibt ihm ein zweites Leben und ermöglicht nachhaltigere Hochzeitsmode.

Die Lehrlinge stehen auf dem Laufsteg neben den Modellen, die ihre Kleider tragen.

Die Lehrlinge stehen neben den Kleidern, die sie entworfen haben, auf dem Laufsteg. Bild: sak

Frech, elegant und ausgefallen

Der Glam-Faktor der Einzelstücke muss unter der Nutzung des groben Materials jedoch nicht leiden – in Kombination mit hochwertiger Spitze und weissem Tüll verwandeln sich die Jeansstoffe in dramatische Hingucker. Jil Koch (16) ist im ersten Lehrjahr Bekleidungsgestalterin (EFZ) und hat für ihr Outfit eine Jeanshose mit Tüll aufgepeppt sowie ein Top aus dem oberen Teil einer Jeans gestaltet. Sie erzählt, dass der Aufwand für die Kleidungsstücke je nach Schnitt und Idee unterschiedlich ausfällt: «In meinen Look habe ich etwa zweieinhalb Arbeitstage investiert, während meine Kollegin alleine für das Zuschneiden der Jeansquadrate für ihre Patchwork-Hose zehn Stunden gebraucht hat.»

Bei der Gestaltung der Hochzeitsbekleidung durften sich die Lehrlinge austoben und extravagante Looks gestalten. Dabei liessen sie sich von unterschiedlichen Kulturen und Stilen inspirieren. Ein extravagantes Beispiel dafür war das Outfit mit einer enganliegenden Spitzenkapuze, welches ein junger Mann trug. Die Spitze verdeckte seinen gesamten Kopf und die feinen Jeansstreifen an seinem Oberkörper ahmten Bondage-Ledergürtel nach. Die Idee hinter dem verdeckten Kopf war, einen Schleier für Männer zu gestalten, erklärte der Lehrling, der diese Kleider entworfen hatte. Eine weitere angehende Schneiderin liess sich von traditionellen tamilischen Kleidern inspirieren und ergänzte ihr Hochzeitsgewand mit einem hauchdünnen Tuch auf der linken Schulter des Models.

Während der Vorstellung konnten sich die Nachwuchsschneiderinnen und -schneider nicht zu den ZuschauerInnen gesellen, denn sie stylten die Modelle hinter den Kulissen für den perfekten Auftritt. Diese Aufgabe gehört zu ihrem Wunschberuf dazu und die Fashion-Day-Gala gibt den Lehrlingen die Gelegenheit, sich praktische Erfahrungen für solche Events anzueignen.

Lisbeth Egli steht auf dem Laufsteg neben Modellen, die ihre Abendkleider tragen.

Das Atelier von Lisbeth Egli (in Blau) ist für seinen vielseitigen Stil bekannt. Bild: sak

Nachhaltigkeit und die Kraft der Mode

LU Couture setzt sich tiefgründig mit nachhaltiger Mode auseinander und versucht, ihre Einzelstücke möglichst perfekt auf ihren Besitzer zugeschnitten zu gestalten. So präsentierte das Atelier Taschen und Rollkoffer ihrer Marke Pack Easy. Diese sind individuell nach den Bedürfnissen des Käufers oder der Käuferin gestaltet und sollen optimalen Komfort leisten. Mit dieser Philosophie will LU Couture erreichen, dass ihre Produkte möglichst lang geliebt und genutzt werden, bis sie umweltgerecht weiterverarbeitet werden. Dazu gehört auch, ihre Kunden fürNachhaltigkeit zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, in langlebige Kleider zu investieren und sie lange zu tragen.

Die Idee des nachhaltigen Up- und Recyclings findet sich auch im Label NILE des LU-Couture-Ateliers wieder. Dieses entwirft einzigartige Kleider aus handverlesenen Reststoffen von früheren Kollektionen, produziert von ihren Lehrlingen. Für nachhaltige Schmuckstücke zu den präsentierten Kleidern sorgte Achermann Schmuck aus Stans. Diese Goldschmiede und Uhrmacherei verschmelzt Altsilber und Altgold zu neuen Kreationen und verwendet Edelsteine von altem Schmuck. Diese passen prächtig zu den majestätischen Abendkleidern des Ateliers von Lisbeth Egli, welches vielfältige dramatische und schlichtere Kleider gestaltet.

Zukunftsforscher Georges T. Roos spricht mit Kurt Aeschbacher auf dem Laufsteg der Gala von LU Couture.

Georges Roos ist Zukunftsforscher und untersucht die Bedeutung der Mode. Bild: sak

Was die Mode bewirken kann

Einen tieferen Einblick in die Bedeutung der Mode sowie die Herkunft von Trends bot der Zukunftsforscher Georges Roos in seinem Referat «Mode: Mehr als Zeitgeist?». So habe seine philosophische und soziale Recherche gezeigt, dass wir uns auf eine bestimmte Weise kleiden, um für Menschen in unserem nahen Umfeld attraktiv zu erscheinen und gleichzeitig unsere Identität auszudrücken. Modische Trends sollen laut Roos jedoch einer Person die Freiheit geben können, etwas Neues auszuprobieren, ohne das eigene Image zu verändern.

Trends stammen oft aus Subkulturen, so wie das Sweatshirt ihren Ursprung in der Hip-Hop-Szene hat, erklärt Roos. Der Stil der Subkultur mache in der Regel auf ein Problem in der Gesellschaft aufmerksam, welches diese jedoch nicht realisieren will. Wenn der Stil von Künstlern und Pop-Sternchen aufgegriffen wird, entstehe erst der Trend, wie wir ihn kennen. Im Kontext der Kunst erscheine er für die Gesellschaft nicht bedrohlich, weswegen sie ihn akzeptiert, sagt Roos. Auf diese Weise könne die Mode eine Kommunikation zur Besserung der Gesellschaft fördern, wie das Thema der Nachhaltigkeit durch die Mode der gesamten Gesellschaft nähergebracht wird.

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Wenn ich nicht gerade an einem Artikel für FonTimes schreibe, kann man mich beim Lesen, Zeichnen und natürlich beim Yoga erwischen. Als gelernte Übersetzerin begeistere ich mich für Sprachen und bin immer für eine Tasse Tee zu haben.
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