Digital

Die Gaming-Industrie zieht es nach Zug

3
Willkommen an der Zuger Bahnhofstrasse. Bild: zVg

Die Gaming-Industrie boomt und setzt stetig neue Rekorde. Auch in der Schweiz steigt die Zahl der Gamer und Gamerinnen und Hochschulen setzen auf entsprechende Studiengänge. Mit FunPlus hat nun sogar ein internationaler Spieleentwickler sein Hauptquartier nach Zug verlegt.

Früher schlurfte er noch langsam über den Fernseher, heute rennt er blitzschnell auf allen Bildschirmen. Der Zombie hat es aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft geschafft und somit eine ganz ähnliche Entwicklung hinter sich wie die Videospiele. Dabei ist nicht nur die Gruselgestalt aus der Popkultur erwachsen geworden, sondern auch die Gamerinnen und Gamer. Heute spielen zwei Drittel aller SchweizerInnen mehrmals pro Jahr Videospiele. Und fast ein Drittel daddelt sogar mehrmals in der Woche.

Vom weltweiten Boom der Gaming-Branche, welche in Bezug auf den Umsatz inzwischen grösser ist als die Filmindustrie, kann auch die Schweiz profitieren. Denn bisher waren es eher kleinere Indie-Spiele, die hierzulande entwickelt wurden. Grössere einheimische Entwicklerstudios wie Giants Software – bekannt für ihre erfolgreiche Landwirtschafts-Simulator-Reihe – bilden noch die Ausnahme. Allerdings ist der Standort Schweiz auch für internationale Entwicklerstudios attraktiv geworden. Vor Kurzem hat der Publisher und Entwickler FunPlus sogar gleich sein Hauptquartier nach Zug verlegt.

Aufbaukönige

2010 in Peking mit dem Ziel gegründet, China und die westliche Spieleindustrie näher zusammenzubringen, hat FunPlus heute Standorte in Japan, Singapur, Spanien, den USA und nun eben Zug. Während der zentrale Anlaufpunkt für Mobilegames bei der Gründung noch Facebook – mit Spielen wie «Farmville» – war, sind es heute die Appstores von Google und Apple.

FunPlus Helden

Die Titelhelden aus den Spielen von FunPlus. Bild: zVg

Von 2016 bis 2019 veröffentlichte FunPlus nacheinander die Strategie- und Aufbauspiele «King of Avalon», «Guns of Glory» und «State of Surival», welche bis heute erfolgreich betrieben und regelmässig mit neuen Inhalten versorgt werden. Die Spiele gehören dabei zu den sogenannten Free-to-play-Games, das heisst, sie sind grundsätzlich kostenlos und können von jedem gespielt werden. Im Spiel selbst kann man allerdings echtes Geld gegen eine virtuelle Währung eintauschen. Diese lässt sich dann etwa für eine Zeitersparnis, Verbesserungen der eigenen Stadt/Basis oder kosmetische Veränderungen wie neue Kostüme zur Individualisierung der persönlichen Spielfigur ausgeben.

Spieleentwicklung im Crypto Valley

Am Zuger Standort sind aktuell rund ein Dutzend MitarbeiterInnen aus der Führungsebene beschäftigt – vom Management über die Rechtsabteilung bis zur PR. «Mit einem Hauptquartier in der Schweiz können wir näher an unseren Märkten sein und eine Brücke zwischen unseren Teams in China und Nordamerika bilden», sagt Dianne Schepers, Chief Legal Officer und damit Zuständige für die Rechtsabteilung bei FunPlus. Als sicherer Hafen mit einer hohen Lebensqualität sei die Schweiz sowohl für das Unternehmen als auch die MitarbeiterInnen attraktiv. Aus technischer Sicht ist es aber auch das Crypto Valley, welches FunPlus angezogen hat. «Es ist für uns wichtig, nahe an den neusten technischen Entwicklungen im Bereich des Web3 zu sein», so Schepers. Web3 steht für ein Internet, welches auf der Blockchain-Technologie basiert.

Dianne Schepers

CLO Dianne Schepers arbeitete zuvor im Zuger Crypto Valley. Bild: zVg

Und dann wäre da noch die Schweizer Gaming-Branche, die Schepers auch dank der Stiftung Pro Helvetia und der Swiss Game Developers Association im Aufwind sieht. «Anwendungsorientierte Forschung sowie Studiengänge rund um das Gaming sind von entscheidender Bedeutung für die Branche. Gerade im Grossraum Zürich, einschliesslich der ETH Zürich, gibt es einige starke Programme», erklärt Schepers.

Kampf um die SpielerInnen

Mit über 150 Millionen Downloads auf allen Plattformen ist «State of Survival» das erfolgreichste Spiel im Portfolio von FunPlus. Im Setting einer Zombie-Apokalypse sammelt man darin verschiedene Spielfiguren als Helden, kämpft gegen die Untoten und baut nebenbei eine eigene Stadt auf. Das Anpflanzen von Tomaten gehört dabei genauso zum Spielprinzip wie das Positionieren von Geschütztürmen. Als Onlinespiel setzt «State of Survival» nicht nur auf Ranglisten, auf denen sich die besten SpielerInnen messen können, es darf auch gemeinsam gespielt werden. Mit den neuen Freunden im Gepäck werden dann in Allianzen die besonders schwierigen Herausforderungen angegangen. Ebenso können SpielerInnen gegeneinander antreten. Der Echtzeitaspekt sowie der Mehrspielerpart sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg dieser Art von Strategiespielen. 

Sitzung FunPlus Zug

Eine Sitzung im neuen Hauptquartier. Bild: zVg

«Es ist ein hart umkämpfter Markt und unser Erfolg hängt von der Zufriedenheit der Spieler ab», weiss Schepers. Tatsächlich tummeln sich Hunderttausende Games in den Appstores und sobald ein Spiel einen grossen Erfolg feiern kann, sind die Nachahmer nicht weit. Das Feedback der NutzerInnen und eine schnelle Reaktionsfähigkeit seien dabei entscheidend für den Erfolg. Es überrascht auch nicht, dass die anderen beiden Flaggschiffe von FunPlus auf einem ähnlichen Spielprinzip basieren. Und es sind vor allem die Geschichte und Schauplätze rund um König Artus («King of Avalon») beziehungsweise während der Französischen Revolution («Guns of Glory»), die für die Abwechslung sorgen und unterschiedliche Zielgruppen ansprechen sollen.

Gemeinsam gegen die Untoten

Um die SpielerInnen über einen längeren Zeitraum bei der Stange zu halten, entwickelt FunPlus regelmässig neue Inhalte, HeldInnen, Geschichten und Events. «Wir hören ständig auf unsere SpielerInnen und versuchen Trends zu antizipieren, damit wir ihnen die beste Erfahrung bieten können», sagt Schepers über «State of Survival», welches bereits in sein viertes Jahr geht. So könne man nicht nur neue NutzerInnen gewinnen, sondern auch alte wieder zurückholen. «Das Aufbauspiel motiviert die SpielerInnen zum strategischen Denken und zur Zusammenarbeit. Durch diese gemeinsamen Erfahrungen entstehen Communities und sogar Freundschaften», erklärt Schepers als einen Erfolgsfaktor des Spiels. Sogar Hochzeiten zwischen den Gamern soll es schon gegeben haben.

Screenshot State of Survival

So sieht unsere Stadt zu Beginn des Spiels aus. Bild: Screenshot State of Survival

Und anders als bei klassischen Videospielreihen wie «FIFA» oder «Mario Kart», die regelmässig Nachfolger erhalten, setzen Servicegames wie «State of Survival» auf Kontinuität in der eigenen Spielerschaft. Für Schepers ist diese kontinuierliche Weiterentwicklung ein Vorteil, da das Spiel zusammen mit seiner Community wachsen könne. «Dafür braucht es nicht unbedingt ein Sequel», so Schepers.

Langfristig möchte man eine der grössten Firmen in der interaktiven Unterhaltungsindustrie werden. «Wir haben einige Spiele in der Pipeline – für Mobile und auch den PC. Und unser Imagendary Studio in Kalifornien arbeitet an einer brandneuen Marke, die wir bald präsentieren werden», blickt sie voraus.

3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

177 posts

About author
Als Redaktor schreibe ich Artikel für unsere Zeitungen und unsere Website, durchforste die sozialen Medien und fahre durch die Region, immer auf der Suche nach der nächsten Geschichte. Ausserhalb des Büros findet man mich meistens im Kino oder neben der Südkurve.
Articles
Related posts
Digital

Einblicke in die digitalisierte Welt

Eine Woche lang öffnen Unternehmen, Start-ups und Hochschulen ihre Türen, um uns die abwechslungsreiche Welt der Informatik näherzubringen. Von ChatGPT über Drohnen…
Digital

Selbstbestimmt und spielerisch aufs erste Date

Serious Games – das sind Videospiele, die nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern auch Wissen vermitteln und einen bedeutsamen Zweck verfolgen sollen….
Digital

Die Gründe für das Aus von Funders

Die Crowdfunding-Plattform Funders der Luzerner Kantonalbank wird nach gut sieben Jahren Ende 2023 eingestellt. Die Gründe dafür und ob solche Plattformen in…