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Das Zug Fäscht zum doppelten Jubiläum

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Am Samstag, 3. September, werden die Zuger Gemeinden erneut zusammen feiern. Bild: zVg

Die Zuger Gemeinden lassen am Samstag, 3. September, ein grosses Volksfest im Zeichen der Mobilität steigen. Mit drei «Meilen» wird die Vergangenheit, die Zukunft und die Gegenwart des Kantons spielerisch präsentiert. Lokale Kunstschaffende untermalen das Event.

Am Samstag, 3. September, wird in Zug ein besonderes Doppeljubiläum gefeiert. So ist Zug nun seit 125 Jahren ein wichtiger Bahnknoten auf der Nord-Süd-Achse. Noch 50 Jahre früher, also vor 175 Jahren, verkehrte durch Zug die erste Eisenbahn der Schweiz, die von Zürich nach Baden führte. Dies bedeutete für Zug nicht nur einen Aufschwung im Tourismus, sondern auch wirtschaftliches Wachstum, von dem der Kanton auch heute noch profitiert. «Es ist gesellschaftlich relevant, zu verstehen, wieso es uns in Zug so gut geht», erläutert Philipp Schweiger, Co-Projektleiter des Zug Fäschts. Deswegen wirft Zug an besagtem Tag einen Blick in die Vergangenheit und einen weiteren in die Zukunft. Das Fest beginnt um 12 Uhr und lässt sich kostenfrei von Gross und Klein besuchen.

Was Zug punkto Mobilität schon erlebt und erreicht hat sowie welche Veränderungen den Kirschenkanton noch erwarten, wird mit drei «Meilen» zur Vergangenheit, der Zukunft und den Zuger Gemeinden präsentiert. Diese sowie weitere Ausstellungen und Exponate wurden unter anderem von den SBB, dem Verkehrshaus sowie den Zugerland Verkehrsbetrieben organisiert. Die drei Meilen an verschiedenen Standorten in der Stadt Zug werden durch ein historisches Fahrzeug-Korso verbunden. Dieses umfasst Fahrzeuge, die für den öffentlichen Transport im Einsatz standen, wie die Gotthard-Postkutsche, der «Orion» und einige Oldtimertaxis bis zu alten Bussen aus den 50er, 60er und 70er Jahren. Bei den Haltestellen können Interessierte einsteigen und sich kurz in vergangene Zeiten versetzen lassen. Die Strecke wird jeweils einmal stündlich befahren.

Hommage an den alten Bahnhof

Vor 175 Jahren war Zug die Endstation der ersten Eisenbahnlinie der Schweiz. Zwar bedeutete dies eine grössere Mobilität und Verbundenheit zu den anderen Städten. Doch war die Haltestelle auf der Strecke Luzern – Rotkreuz – Zug eine Sackgasse, sodass das Potenzial einer Durchfahrt vorerst unausgeschöpft blieb, so Philipp Schweiger. Erst als Zug zum Bahnknoten auf der Strecke von Zürich über Arth-Goldau weiter in Richtung Tessin wurde, erfuhr der Kanton einen Aufschwung. Zuerst wurde der Tourismus durch die Zugstrecke gefördert, dann kam der wirtschaftliche Aspekt dazu, da der Standort Zug durch seine verbesserte Erreichbarkeit an Attraktivität gewann.

Der alte Zuger Bahnhof steht bereits seit 1897 nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz neben der reformierten Kirche. Da er damals durch den neuen Bahnhof gegenüber dem Metalli ersetzt wurde, wurde der alte Bahnhof abgebaut und nach Wollishofen versetzt.

Pavillon Zug Fäscht

Der alte Bahnhof von Zug kehrt in Form von diesem Pavillon zurück. Bild: zVg

Bereits zwei Wochen vor dem Festtag lässt sich ein besonderer Pavillon neben der reformierten Kirche Zug besuchen – am Platz des alten Bahnhofs Zug wurde eine Nachahmung davon errichtet. In der Mitte des Saales steht eine nachgebaute interaktive Lokomotive, wie sie zur Zeit des alten Bahnhofs von Thalwil über Zug nach Arth-Goldau verkehrte. Mittels Videoprojektionen wird sie zum Leben erweckt – die Räder drehen sich, die Seitenwände öffnen sich und man erhascht einen Blick auf die Kohle, das Feuer, das Wasser und den Dampf, der die Lokomotive vorantreibt. Eine Aufnahme zeigt den Lokomotivführer, der die Bahn sowie deren Geschichte anschaulich und verständlich erläutert. Führungen durch den neu aufgestellten alten Bahnhof lassen sich auf der Webseite des Zug Fäschts buchen.

Ein Einblick in die Vergangenheit

Beim Güterbahnhof entsteht die Bahnmeile in Zusammenarbeit mit dem Verkehrshaus und den SBB. In dieser Erlebniswelt können sich die BesucherInnen in vergangene Verkehrszeiten in Zug versetzen lassen. So wird die Geschichte der Eisenbahn mit interaktiven Exponaten des Verkehrshauses wie historischen Zügen für einen Tag wieder zum Leben erweckt – von der fahrenden Dampflokomotive zur Krokodil-Lokomotive und einem Belle-Époque-Wagen, in dem sich ein Kaffee geniessen lässt, gibt es zahlreiche Ausstellungsstücke zu bestaunen.

Bahnwagen Ausstellung

Ausstellungsstücke wie dieser Bahnwagen werden die Stadt am besagten Festtag schmücken. Bild: zVg

Im SBB-Schul- und Erlebniszug kann man mitanpacken und spielerisch mehr zur Sicherheit eines Zuges und zur nachhaltigen Energienutzung erfahren. Durch praktische Aufgaben wie Schotter baggern sowie mit einem Loksimulator können Kinder hier erfahren, wie komplex das Zugsystem ist, wie die SBB ihre Gleise und Züge pflegen und vieles mehr.

Der Blick nach vorne

An der Zukunftsmeile beim Stadthaus können BesucherInnen in die Mobilitätsforschung eintauchen. Mobilitätspartner wie die AMAG-Gruppe, Swissmoves sowie die Swiss Association for Autonomous Mobility (SAAM) stellen hier ihre Exponate vor. Darunter sind zum Beispiel Gefährte zu finden, die wasserstoff-, elektro- und solarbetrieben sind. Auch vollautomatisierte Fahrzeuge, ein autonom fahrender Bus, Transportdrohnen sowie einige Robotik-Kreationen mit den dazugehörigen IT-Systemen sind hier zu bestaunen.

«Die Mobilität ist das Rückgrat unserer Gesellschaft und wird zu einem umso aktuelleren Thema», sagt Schweiger. So wolle man immer schneller und effizienter zum Ziel gelangen, ohne dabei der Umwelt zu schaden. Ob der Individualverkehr die Zukunft ist und wie die Zukunft des öffentlichen Verkehrs aussehen könnte – unter anderem mit Fokus auf grüne Technologien – wird in dieser Meile diskutiert.

Die Zuger Gemeinden stellen sich vor

Darüber hinaus können sich die Gäste auf zahlreiche Konzerte und Ausstellungen von Kunstschaffenden aus dem Kanton freuen. Diese finden auf der Festmeile statt, wo neun der elf Gemeinden nach ihrem selbstgewählten Motto und mit Bezug zur Mobilität einen Festplatz organisieren. Jede Gemeinde verfügt über eine Bühne, auf der Kunstschaffende aus der Gemeinde ihr Können präsentieren werden.

Die restlichen zwei Gemeinden stellen sich neben den anderen Meilen vor: Die Stadt Zug präsentiert sich auf der Zukunftsmeile neben dem Stadthaus, wo ein Street-Food-Festival in Kooperation mit dem Freiruum veranstaltet wird. Die Gemeinde Risch ergänzt die Bahnmeile beim Güterbahnhof kulturell und gastronomisch. Als die am stärksten wachsenden Gemeinde des Kantons hat Risch besonderes Interesse an einer gut ausgebauten Infrastruktur, wozu auch der Bahnverkehr gehört.

Bahnhof Zug Fäscht

Mit einem Festakt wurde der neue Bahnhof Zug am 31. März 1897 eröffnet. Bild: zVg

Ein Fest der Gemeinden hat es seit 2002 in Zug nicht mehr gegeben. «Der Kanton lebt von seiner Bevölkerung», erläutert Schweiger, «deswegen ist es umso schöner, mit den Gemeinden ein verbindendes Fest für alle zu zelebrieren.» Dies passe auch zum Motto der Mobilität, die schliesslich auch für die Verbindung von Menschen sorgt. «Hinzu kommt, dass besonders nach der Coronapandemie es wieder an der Zeit ist, ein gemeinsames Fest zu feiern.»

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