Wo Kunst auf Weihnachten trifft

Tag der offenen Tür im Kunsthaus Zürich

Das Kunsthaus Zürich lädt kommenden Samstag zum Tag der offenen Tür. Dabei warten unter anderem eine Kunsthistorikerin, ein Mitmachtheater sowie der Samichlaus auf die Besucherschaft.

Es ist nicht oft der Fall, dass man sich mit einer Kunsthistorikerin zwanglos über bedeutende Werke austauschen und ihr Fragen dazu stellen kann. Doch genau diese Möglichkeit bietet sich Interessierten am Samstag, 6. Dezember, im Kunsthaus Zürich, welches zum Tag der offenen Tür lädt. Teil davon ist ein «Ask me» mit einer Kunsthistorikerin, die nicht nur Spannendes über verschiedene Werke verrät, sondern auch deren Verbindung zu Weihnachten, da dies das Motto des Tags der offenen Tür ist.

Die Kunsthistorikerin befindet sich von 10 bis 17:30 Uhr im ersten und zweiten Obergeschoss des Altbaus, um verschiedene Werke vorzustellen. Den Anfang macht sie von 10 bis 11 Uhr beim Werk «Meister der Münchner Marientafeln, Verkündigung Mariae und Geburt Christi», welches sie von 13 bis 14 Uhr nochmals vorstellen wird. Dieses zählt zu den bedeutenden Werken der spätgotischen Tafelmalerei im süddeutschen Raum. Es entstand um 1445-1450 und gehört zu einem Marienaltar, dessen Tafeln heute teilweise im Kunsthaus Zürich verwahrt werden. Der namentlich unbekannte Maler wird als «Meister der Münchner Marientafeln» bezeichnet; sein Werk steht stilistisch im Kontext der deutschen und niederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts.​

Die Verkündigung an Maria zeigt die kniende Gottesmutter am Betpult, durch einfühlsame Gestik und Mimik in einen stillen Dialog mit dem Engel versetzt. Stilistische Merkmale sind das abgetönte Kolorit, eine plastische Modellierung der Figuren sowie die sorgfältige Ausarbeitung konstruktiver Details wie Teppich und Architektur. Die Geburt Christi wird auf weiteren Tafeln aus derselben Werkgruppe im privaten und liturgischen Kontext dargestellt, wobei die Komposition auf eine tiefe spirituelle Symbolik abzielt.​ Dieses Werk steht für die frühe Münchner Tafelmalerei und dokumentiert die Entwicklung zum Realismus und die Kunstfertigkeit der alpenländischen Maler des 15. Jahrhunderts.

Norwegische Kälte

Von 15 bis 16 Uhr steht das Gemälde «Winternacht» von Edvard Munch (1863-1944) im Fokus. Dieses entstand um 1900 und zeigt einen nächtlichen Blick auf den Oslofjord, wobei eine von Schnee bedeckte Lichtung und dunkelblaue bis schwarze Bäume im Vordergrund dominieren. Die monochrome Farbpalette – Weiss, Grau und Blau – erzeugt eine kühle, fast mystische Winterstimmung, während das Mondlicht sich auf dem Wasser spiegelt.​

Eine Familie mit Kindern geht durch das Kunsthaus Zürich, Tag der offenen Tür

Auch für die Kleinen gibt es viel zu entdecken. Bild: Caroline Minjolle

Bemerkenswert ist die völlige Menschenleere der Szene, wodurch die Landschaft einen geheimnisvollen, symbolistischen Charakter erhält. Munch drückt in diesem Werk seine emotionale Wahrnehmung des Winters aus: Die Natur wird nicht einfach abgebildet, sondern erhält durch vibrierende Umrisse und lebendige Baumformen eine starke subjektive Aufladung. Dies betont den engen Zusammenhang zwischen Natur und innerer Gefühlswelt, was für Munchs expressionistischen Stil typisch ist. Insgesamt sind es sieben Bilder, die am Tag der offenen Tür in den Fokus gerückt werden.

Wer hat Angst vor dem Schmutzli?

Daneben werden den Besuchenden zahlreiche weitere Programmpunkte geboten. So findet um 11:30, 13:30 sowie 15 Uhr im ersten Stock des Altbaus ein Mitmachtheater mit Schauspielerin Martina Schütze und Musiker Christian Riesen statt, welches jeweils rund 30 Minuten dauert.

Da der Tag der offenen Tür am 6. Dezember stattfindet, dürfen natürlich auch der Samichlaus und der Schmutzli nicht fehlen. Von 14 bis 17 Uhr übergeben Kinder im ersten Stock dem Samichlaus ihre Wünsche für die Welt und erhalten dafür eine kleine Überraschung. Gross und Klein kommen im Erdgeschoss im offenen Sternenatelier auf ihre Kosten (10 bis 18 Uhr).

Parallel zum Spezialprogramm laden auch die Ausstellungen «O Mensch! Wilhelm Lehmbruck – Die letzten Jahre. Dialog mit Yves Netzhammer» sowie «Lygia Clark» zum Besuch am Tag der offenen Tür im Kunsthaus Zürich ein. Dieser dauert von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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