Die Stadt Luzern soll grüner werden – das ist das Ziel des Projekts Luzern grünt. Nicht nur können dabei private Gärten dank etwas Unterstützung mit lokalen Grünpflanzen angereichert werden, auch öffentliche Orte lassen sich stellenweise von Asphalt befreien und mit Pflanzen schmücken.
Es scheint, als liege der Stadt Luzern Umweltschutz sowie ein gesundes Stadtklima am Herzen. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls ihr Bestreben, ein Gleichgewicht zwischen Pflanzen und asphaltierten Flächen zu erzielen, was im Förderprogramm Luzern grünt vom Umweltschutz Stadt Luzern sichtbar wird. Das Programm hat zum Ziel, die Natur auf privaten Flächen wie Balkonen, Gärten, Flachdächern und Fassaden zu fördern. Um Privatpersonen das Begrünen ihrer Gärten und Balkone zu erleichtern, werden verschiedene Kurse angeboten. So haben Interessierte Ende November die Gelegenheit, sich mit einheimischen Wildsträuchern zu beschäftigen.
Dazu werden am Samstag, 30. November, im Rahmen des Kurses «Wildsträucher pflanzen» von Projektleiterin Natur- und Landschaftsschutz Anna Glanzmann unterschiedliche Arten von Wildsträuchern gepflanzt. Den Kurs zu besuchen empfiehlt sich besonders für Personen, die sich letzten Monat im Rahmen des Angebots von Luzern grünt kostenfrei einige der rund 2000 Wildsträucher bei der Stadt Luzern bestellt haben. Alle Interessierten können sich bis zum Vortag des Events auf der Webseite der Umweltberatung Luzern für den kostenfreien Kurs anmelden.

Der Biodiversitätsschaugarten Musegg wurde letzten Mai als erster Biodiversitätsschaugarten Luzerns feierlich eröffnet. Bild: Stadt Luzern
«Gemeinsam werden wir den Biodiversitätsschaugarten Musegg besuchen, der dieses Jahr im alten Schulgarten beim Luegislandegg-Weg eröffnet wurde», erklärt Glanzmann. Dort hat es in bestehenden Hecken sowie an neuen Stellen noch Platz, um Wildsträucher anzupflanzen, was die Kursteilnehmer auch tun werden. Glanzmann wird instruieren, worauf man beim Pflanzen der Wildsträucher achten muss und auch den ersten Pflanzschnitt demonstrieren. Ebenfalls werden die Pflege- und Standortbedürfnisse der Wildsträucher den Kursteilnehmerinnen vermittelt, damit sie sich gut um die Sträucher im eigenen Garten kümmern können.
Nützlich für Mensch und Umwelt
Wildsträucher können in der Stadt zahlreiche Plätzchen finden – ob entlang von Wegen, im Innenhof, im Vorgarten oder auf der Dachterrasse. Viele dieser Sträucher zeichnen sich durch ihre Farbenpracht aus und sind pflegeleicht, da sie aus unseren Breitengraden stammen und entsprechend bestens an die hiesigen Lebensbedingungen angepasst sind. Sie stellen eine praktische und umweltschonende Alternative zu fremdländischen Bodendeckern und immergrünen Ziersträuchern dar.

Die Beeren des Kreuzdorns mögen für den Menschen giftig sein, doch Vögel geniessen sie. Bild: olko1975 / Depositphotos
«Wildsträucher eignen sich gut für den Garten, weil sie mit ihren Blüten während der wärmeren Jahreszeiten Nahrung für blütenbesuchende Insekten bieten», sagt Projektleiterin Anna Glanzmann, «und im Herbst bilden die Sträucher Beeren, an denen sich Vögel und Kleintiere erfreuen.» Zu den beliebtesten Wildsträuchern gehört die dornige Berberitze, deren Zweige gerne von Vögeln als Nistgehölz verwendet werden, sowie die giftige Eibe, die mit ihren Nadeln dichte Hecken bildet und deren rote Beeren bei Vögeln beliebt sind. Die Blätter des Kreuzdorns wiederum dienen vielen Raupenarten als Nahrung. Auch locken seine grünlichen Blüten Insekten an und seine schwarzen Steinfrüchte werden von Vögeln gefressen.
Private und öffentliche Stellen begrünen
Nebst der jährlichen Abgabe von Wildsträuchern bietet das Projekt Luzern grünt kostenlose Beratungen sowie finanzielle Unterstützung für ökologische und stadtklimatische Aufwertungen an. Anna Glanzmann gibt Auskunft an Privatpersonen, Wohngenossenschaften und Firmen in der Stadt Luzern, und kommt oft persönlich vorbei, wenn jemand sein Wohnumfeld wie zum Beispiel seinen Garten naturnäher gestalten möchte. «Ich kann beraten, welche einheimischen Pflanzen zum Standort, dem Boden und den Lichtverhältnissen passen und sich gut entwickeln würden», sagt Glanzmann. Auch bei der Planung von konkreteren Ideen bietet die Leiterin des Förderprogramms ihren Rat an und bei entsprechenden privaten Projekten kann sich Luzern grünt sogar an den Kosten für die Umsetzung beteiligen. Dazu gehört auch die Entfernung von Asphalt: «Wer auf seinem Grundstück eine asphaltierte Fläche entsiegeln und eine Grünfläche daraus machen will, kann uns kontaktieren und sich vom Projekt durch Beitragsgelder unterstützen lassen», so Glanzmann.

Der Parkplatz beim alten Krematorium wurde dank Luzern grünt entsiegelt. Bild: Stadt Luzern
Auch die Stadt Luzern hat es sich zum Ziel gemacht, Flächen auf städtischen Grundstücken zu entsiegeln und damit sickerfähig und begrünbar zu machen. Dieses Jahr hat Luzern grünt mittels Entsiegelungsaufträgen an Firmen im Tief- und Landschaftsbau insgesamt rund 740 m² entsiegelt und danach jeweils neu bepflanzt. Jeder begrünte Quadratmeter trägt zur Flora und Fauna der Stadt bei, und so können kleine Tiere und Insekten selbst von begrünten Ritzen zwischen Pflastersteinen, kleinen Pflanzenkisten auf dem Fenstersims oder scheinbar funktionslosen Nischen an Gebäuden profitieren. «Wir versuchen, der Natur in der Stadt Luzern so möglichst viel Raum zu geben und Grünflächen miteinander zu vernetzen», sagt Glanzmann. Die Dienstabteilung Umweltschutz ist auch Teil der städtischen Verwaltung und ermittelt zusammen mit anderen Fachbereichen, welche Flächen in der Stadt sich zur Entsiegelung besonders eignen. «Auf dieser Grundlage werden dann konkrete Projekte zur Entsiegelung und Begrünung erarbeitet.»
Mehr Diversität, besseres Stadtklima
Auf diese Weise soll die Artenvielfalt der Pflanzen in der Stadt Luzern unterstützt werden, denn diese kommt mit zahlreichen Vorteilen daher. Zu den wichtigsten Eigenschaften der Biodiversität gehört, dass sie eine wichtige Rolle in der Klimaregulation spielt. Artenreiche Naturflecken können besser Kohlenstoff aufnehmen als eintönige Biotope. Auch trägt eine ausgeprägte Artenvielfalt zur Gesundheit des Ökosystems bei, denn bei einer vielfältigen Flora können sich Krankheiten schlechter entwickeln und die verschiedenen Pflanzenarten ergänzen einander und können voneinander profitieren. Auch die Fauna freut sich über die Pflanzenvielfalt, denn eine Diversität an Gewächsen fördert ebenso eine diverse Tierwelt. Wenn ein Biotop voll unterschiedlicher Pflanzen ist, können umso mehr Tierarten geeignete Verstecke finden und eine möglichst ausgewogene Ernährung erhalten.

Anna Glanzmann hilft auch Personen mit Rat und Tat beim Gestalten ihrer Gärten und weiterer Grünflächen. Bild: Micha Eicher, scharfsinn
Ganzheitlich betrachtet trägt eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu einem gesünderen Planeten und so auch zu einer glücklicheren Menschheit bei. Der urbane Raum ist von diesem System nicht ausgenommen, und so fördern grüne Balkone, Gärten und Strassenecken das Stadtklima erheblich. Je mehr Grün die Stadt trägt, desto weniger Asphalt bedeckt den Boden, umso kühler bleibt die Stadt im Sommer und desto besser kann Regenwasser in der Erde versickern. «Ein grünes Umfeld ermöglicht auch dem Menschen einen angenehmeren Aufenthalt in der Stadt», betont Glanzmann.
Neue Naturoase in Luzern Über eine Fläche von 3700 m2 erstreckt sich der am 3. Mai eröffnete Biodiversitätsschaugarten. Hinter der Museggmauer wurden insgesamt etwa 3000 Wildpflanzen von gut 300 verschiedenen Arten aus unseren Breitengraden angepflanzt. Ebenfalls werden im Schaugarten einige Lebensräume demonstriert, welche zur Biodiversität beitragen: Trockensteinmauern, Naturhecken sowie eine Wildblumenwiese. Auf diese Weise soll der Einwohnerschaft der Stadt Luzern vorgezeigt werden, was sie in ihrem eigenen Garten anpflanzen oder errichten kann, um zur lokalen Biodiversität beizutragen.