GenussKulturZug

Essen im Kino ausdrücklich erwünscht

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Der Genuss-Pavillon liegt direkt am Zugersee. Bild: Genuss Film Festival

Mit dem Motto Film, Dinner und Talk lädt das Genuss Film Festival Zug zu seiner siebten Ausgabe. Vom 16. bis 23. September können Besucher und Besucherinnen von der Kinoleinwand und den Sterneköchen etwas über Lebensmittel und Kulinarik lernen. Für 2022 hegt Festivalchef Matthias Luchsinger zudem Pläne für eine internationale Version der Veranstaltung.

Kino und Kulinarik gehen in diesem Jahr in Zug erneut Hand in Hand. Vom 16. bis 23. September lockt das Genuss Film Festival wieder mit Sternen auf der Leinwand und in der Küche. Ein umfangreiches Programm mit kulinarischen Filmen, Speisen und Vorträgen, einer Fotoausstellung und einem speziellen Angebot für Kinder soll den Geschmack der Zugerinnen und Zuger treffen.

Auf dem Programm von Gesamtleiter Matthias Luchsinger stehen in diesem Jahr sieben Filme. Alle haben einen Bezug zum Essen, wobei einer speziell für den Weinabend des Festivals ausgesucht wurde. «Es sind sehr kleine Filme, die selten oder noch gar nicht in den Schweizer Kino gezeigt wurden», erklärt Luchsinger. Die Filmauswahl sei dabei heute einfacher als noch vor ein paar Jahren. Grosse TV-Produktionen hätten die Köche zu Stars gemacht und das Thema Kulinarik auf den Programmspeiseplan gebracht. «Das vereinfacht mir die Auswahl der Filme, weil es einfach ein grösseres Angebot gibt», sagt Luchsinger. Aus diesem reichhaltigen Angebot kann man in diesem Jahr im Kino Seehof unter anderem eine Dokumentation über die Kunst des Brotbackens sehen, eine Komödie über einen chinesischen Koch in Lappland oder die Trüffeljagd in den Wäldern des Piemonts verfolgen.

Auf der Suche nach Delikatessen 

Vom Kino Seehof werden die Zuschauerinnen in den Genuss-Pavillon direkt am See geführt, wo an jedem Abend ein anderer Sternekoch für die kulinarischen Speisen sorgt. Bei der Kombination aus Köchen und Filmen möchte der Festivalleiter kein einzelnes Highlight hervorheben. Zumindest aus dem Programm hebt sich die junge Küchenchefin Noémie Bernard am Eröffnungsabend ab. Die 29-Jährige wurde von Gault Millau mit 14 Punkten ausgezeichnet. Am Abschlussabend sorgen zudem gleich fünf Sterneköche für die Speisen. Die Freunde, die sich selbst gemeinsam nur «The Five» nennen, sind allesamt aktive oder ehemalige Chefs von hochwertigen Restaurants. Zwischen den Hauptgängen und den Nachspeisen findet jeweils ein Gespräch statt. Neben der Vergabe von Auszeichnungen für Köche, Winzer und Fotografen geht es hier um Themen wie süsse Versuchungen, die Kulinarik der Zukunft und eben jene Trüffel, um die es auch im Programmfilm «The Truffle Hunters» geht.

Matthias Luchsinger Kino

Gesamtleiter Matthias Luchsinger begrüsst die Gäste im Kino Seehof. Bild: Genuss Film Festival

Die Verbindung zwischen dem Essen und dem Kino ist für Luchsinger der Inhalt der Filme. Aber auch im Kulturbereich ist der Genuss ein Thema. «Genuss in der Kulinarik ist für mich eine Kombination aus demjenigen im Gaumen und jenem für das Auge. Das Auge spielt bei der der Präsentation der Sterneköche eine Rolle», erklärt er. Hochwertige Zutaten und der Geschmack gehörten natürlich ebenfalls dazu.

An gutes Essen muss Matthias Luchsinger sein Publikum eher weniger heranführen, beim Kino sieht es allerdings schon etwas anders aus, erklärt er: «Beim Kino hat man ab einem gewissen Alter eine Schwelle, die man überwinden muss. Dann ist es für viele praktischer, die Filme zuhause anzuschauen.» Dafür seien die Reaktionen umso positiver, wenn man die Besucher wieder für das Kino begeistern könne. «Das Kino liegt mir sehr am Herzen. Die grosse Leinwand, die Akustik und keine Ablenkung – man ist mit beiden Augen beim Film», sagt Luchsinger, als er von seiner persönlichen Beziehung zum Kino erzählt.

Kinder in der Küche

Sein persönliches Highlight will der Festivalleiter dann doch noch beim Namen nennen. An drei Vormittagen besuchen Schulklassen die kulinarische Veranstaltung. Gezeigt wird zuerst der deutsche Dokumentarfilm «Taste the Waste». In diesem geht es um die Ausmasse der Lebensmittelverschwendung. Anschliessend lernen die Schülerinnen von anwesenden Gemüsebauern und Köchen etwas über regionale und saisonale Produkte. Das gemeinsame Kochen und Essen im Genuss-Pavillon schliesst den Vormittag ab. «Das ist ein Highlight für mich, wenn ich den Kindern zuschauen kann, wie sie sich engagieren und sich in einer ungewohnten Umgebung zurechtfinden», sagt Luchsinger. Denn er gibt zu bedenken, dass nicht jedes Kind die Welt der Kulinarik von zuhause kenne. Beim Gespräch mit den Schülerinnen merkt Luchsinger schnell, welche Erfahrungen die Kinder zum Thema Einkaufen mitbringen. Von der Einführung der Jugend in die Welt der Kulinarik verspricht sich Luchsinger auch einen Vorteil für die Gastronomie. Man möchte aufzeigen, dass es auch noch etwas anderes als Fast Food gibt, das schmeckt.

Sterneköche und Stefan Meier

Die Sterneköche rund um Stefan Meier (Mitte) erklären den Schulklassen regionale und saisonale Lebensmittel. Bild: Genuss Film Festival

Internationale Genusspläne 

Im vergangenen Jahr war das Genuss Film Festival eines der wenigen Festivals in der Schweiz, das im Herbst stattfand. Darauf ist Luchsinger auch heute noch stolz: «Wir hatten ein gutes Schutzkonzept und konnten das Festival ohne einen mir bekannten Coronafall durchziehen.» Vor der zweiten Welle der Coronapandemie konnte man den Menschen ein Stück Normalität und Kultur bieten. Dafür habe man viel Zuspruch von Politik und Wirtschaft bekommen, erzählt Luchsinger. Auch in diesem Jahr möchte man ein erfolgreiches und sicheres Festival durchführen. So wird zum Beispiel das Dinner zu Beginn und zum Abschluss des Festivals nicht mehr im Stehen und mit weniger Menschen eingenommen. «Ich denke, hier hat sich das Verhalten der Gäste schon sehr stark geändert. Man fühlt sich sicherer, wenn man mit den entsprechenden Abständen an Tischen sitzt», erläutert Luchsinger die Änderung. Auch die Verschiebung des Festivals vom Mai in den September ist laut dem Festivalleiter etwas Dauerhaftes.

Als Ergänzung zum Genuss Film Festival Zug plant Luchsinger das internationale Genuss Film Festival in Bern. Ursprünglich für den Herbst 2020 vorgesehen, soll es nun im Frühling 2022 seine Premiere feiern. Dort soll dann jeden Tag ein anderes Land präsentiert werden, inklusive dem passenden Koch, Film und Fotografen. Bern biete sich dafür an, da die Stadt im Vergleich zu Zürich weniger grosse Events beherbergt und alle internationalen Botschaften vor Ort sind, erklärt Luchsinger. In Zug konzentriere man sich weiterhin auf die Schweizer Sterneköche. Wie zum Beispiel auf René Weder, der in diesem Jahr für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird. Der mit einem Michelin Stern ausgezeichnete Koch war in den letzten drei Jahrzehnten in Dallenwil, Walchwil und schliesslich in Menzingen aktiv. Nur eine der Attraktionen, die man ab dem 16. September in Zug erleben kann.

Weitere Informationen findest Du auf www.genussfilm.ch. 

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Als Redaktor schreibe ich Artikel für unsere Zeitungen und unsere Website, durchforste die sozialen Medien und fahre durch die Region, immer auf der Suche nach der nächsten Geschichte. Ausserhalb des Büros findet man mich meistens im Kino oder neben der Südkurve.
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