Ein Fest für Cineasten

Kurzfilmnacht-Tour macht halt in Zürich

Die Schweizer Kurzfilmnächte sind seit Jahren ein wichtiges Schaufenster für Schweizer und ausländische Filmschaffende, um ihre Kurzfilme einem grösseren Publikum präsentieren zu können. Kommenden Freitag ist das Kino Riffraff in Zürich Schauplatz für die lange Nacht der kurzen Filme. Das Publikum darf sich dabei unter anderem auf eine lokale Premiere freuen.

Die Kurzfilmnacht 2025 ist «on Tour». Diese startete am 4. April in Luzern und führt durch insgesamt zwölf Deutschschweizer Städte, dazu im Herbst in die Romandie und ins Tessin. In Zürich macht die Tour am Freitag, 11. April, im Kino Riffraff halt. Die Kurzfilmnacht wird in ihrer 22. Ausgabe ihrem Namen gerecht und erstreckt sich fast über die ganze Nacht, wobei die Vorstellungen in verschiedenen Sälen des Kinos stattfinden.

Das Programm der Kurzfilmnacht ist vielfältig und bietet für jeden Geschmack etwas. Es werden insgesamt vier verschiedene Kurzfilmprogramme gezeigt, darunter auch eine lokale Vorpremiere. Zusätzlich gibt es einen durchgehenden Barbetrieb mit Snacks, sodass für das leibliche Wohl der BesucherInnen gesorgt ist.

Im Stau am Gotthard

Bei der Zürcher Premiere handelt es sich um «ein zimmer» mit anschliessendem Q&A mit der Regisseurin Jana Schlegel. Der Film eröffnet im Riffraff 3 um 20:30 Uhr auch die Kurzfilmnacht. Im Anschluss daran werden im Rahmen des Programmpunkts «Swiss Shorts» die neuesten Kurzfilmperlen aus der Schweiz präsentiert, darunter pointierte Animationen, düstere Fiktion und bewegende Dokumentarfilme.

So nimmt in «Storytelling» Nils Hedinger die Kunst des Geschichtenerzählens von der Höhlenmalerei über Hexenverfolgung bis zur heutigen Informationsflut unter die Lupe. «Im Stau» von Alan Sahin thematisiert den berüchtigten Gotthardstau und die urlaubshungrigen Reisenden mittendrin. Gabriel Grosclaude lässt das Publikum in «Lux Carne» in eine Welt eintauchen, in der Fleischkonsum streng reglementiert ist und Lizenzen dafür erworben werden müssen. In «Cottage Cheese» laden Liina Luomajoki, Janina Müller, Lena Metzger und Alice Kunz zu einer surrealen Reise durch eine Vagina ein. Zuletzt bietet Mégane Brügger in «Maman danse» einen intimen Blick auf ihre eigene Familie, deren Vergangenheit von häuslicher Gewalt geprägt ist.

Weiter geht es ab 22:30 Uhr mit «Fight Like A Girl»: Dieses Programm widmet sich dem Thema weiblicher Widerstand. Die Filme zeigen Frauen, die sich gegen Catcalling, Übergriffe, den Abriss ihrer Wohnsiedlung oder die gesellschaftliche Unterdrückung ihrer Freiheit zur Wehr setzen. Der Dokumentarfilm «alerta.alerta.alerta» von Alexandra Gelis zeigt Aufnahmen des Women’s March in der peruanischen Hauptstadt Lima 2019 und ist eine Hommage an den feministischen Kampf in Lateinamerika. Das Comedy-Duo Camille & Justine erzählt in «Bâtardes glorieuses» die Geschichte von drei Frauen, die sich zu einer Rachemission im Wald treffen. «Man khod, man ham miraghsam / And Me, I’m Dancing Too» von Mohammad Valizadegan porträtiert eine junge Iranerin, die sich den starren Regeln des Staates widersetzt, indem sie ihre Leidenschaft für den Tanz auslebt. In der Animation «Godzalina» von Lucile Paras kommt eine junge Frau zusammen mit der monströsen Kreatur Godzalina anderen Frauen zur Hilfe. Und «Estamos todos aqui / We Are All Here» von Rafael Mellim, Chica Santos und dem Coletivo Bodoque de Cinema erzählt die Geschichte von Rosa, einer jungen trans Frau, und ihrer Nachbarschaft im Kampf gegen den Abriss ihrer Favela.

Marilyn Monroe und Sean Connery leben!

Ab 23:45 Uhr übernehmen die «Data Dreams». In diesem Programm werden Filme von und über künstliche Intelligenz gezeigt. Dabei wird deutlich, dass KI nicht immer düster und dystopisch sein muss, sondern auch humorvoll und spielerisch eingesetzt werden kann. Im Videoclip «More Data» hinterfragen Ryan Worsley und die Band Negativland auf selbstironische Weise, ob mehr Daten auch mehr Wahrheit bedeuten. In «Backflip» zeigt Nikita Diakur, wie sein Avatar auf überraschend amüsante Weise einen Rückwärtssalto lernt. Simon Rieths experimenteller Dokumentarfilm «6000 Lies» enthüllt die schmerzliche Wahrheit hinter Tausenden von Lügen. «Hysteresis» lässt projizierte Zeichnungen des Filmemachers Robert Seidel mit der Choreographie der queeren Performerin Tsuki zu einem abstrakten Gewebe verschmelzen. Rachel Macleans Deepfake-Kurzfilm «Duck» erweckt Marilyn Monroe und Sean Connery in einer surrealen Spionagewelt wieder zum Leben.

Zum Abschluss gibt es dann ab 00:45 Uhr «Pink And Blue Madness». Das Abschlussprogramm zeigt zwei humorvolle Kurzfilme, die das Verrückte hinter den traditionellen Gender-Farbcodes zeigen oder mit diesen gegensätzlichen Farben spielen. Eingeleitet wird der finale Programmpunkt von Mo Mattons Kurzfilm «Gender Reveal», der eine eskalierende Geschlechtsenthüllungsparty zeigt und dabei mehr Fragen als Antworten hinterlässt. «Vegan Mayo» von Luca Tóth entführt in eine pink-blaue Animation über eine Super-Empathin, eine Gerechtigkeitskämpferin und eine selbstbewusste Königin – oder vielleicht doch nur ein Würstchen?

Tickets für die Kurzfilmnacht in Zürich können im Vorverkauf unter riffraff-houdini.ch oder cinu.ch erworben werden. Die Kinokassen öffnen jeweils eine halbe Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung. Ein Ticket für die ganze Nacht kostet 35 (regulär), 33 (Legi) oder 30 (Kinokarte) Franken. Es ist zu beachten, dass keine Reservationen oder Umtausche möglich sind.

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