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Coronamassnahmen bringen Personal Trainer ins Schwitzen

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Marc Sonderegger, 38, Personal Trainer und Inhaber der Fitness & Health AG in Baar Bild: zVg

Die Coronapandemie sorgt auch in der zweiten Welle für geschlossene Fitnesscenter. Davon betroffen sind ebenfalls die Personal Trainer. Marc Sonderegger betreibt ein Studio in Baar und erklärt, warum Personal Trainer neidisch in Richtung Massagesalons blicken.

Der Schweizer Fitnessmarkt war im Aufwind. Über 900’000 Mitglieder zählte der Schweizer Fitness- und Gesundheitscenter Verband. In den Jahren 2016 bis 2018 erreichte man ein Wachstum von 30 Prozent, wie es im Branchenreport heisst. Dann kam die Coronapandemie und mit der zweiten Welle mussten auch die Fitnesscenter erneut schliessen. 

Trotzdem ist für Personal Trainer Marc Sonderegger aus Baar der Fitnesshype ungebrochen. Er habe im Frühjahr 2020 sogar mehr Anfragen bekommen als vorher. «Ich glaube die Leute realisieren, dass ein Leben einfach schöner ist, wenn man fit ist.» Ein gewisses Fitnesslevel bedeute für ihn auch Unabhängigkeit. 

Was einen Personal Trainer ausmacht 

Fit werden ist auch das Ziel seiner Kunden. Schon bei der Frage, was Fitness für eine Person bedeutet, fängt die Arbeit des Personal Trainers an. Für den einen ist es das eigene Spiegelbild, für den anderen die Anzeige auf der Waage oder sich einfach nur im Alltag fitter zu fühlen. Der Personal Trainer ist dabei selten die erste Anlaufstelle, wie Sonderegger verrät. Viele hätten bereits Fitnessabos ausprobiert und seien damit gescheitert, weil die Kontrolle fehlt. 

Sonderegger hilft den Kunden nicht nur bei der Überwindung des eigenen Schweinhundes, sondern unterstützt bei der Übungsausführung und kann so körperlichen Problemen besser entgegenwirken. Ausserdem kann man «mit einem Personal Trainer einfach noch mehr rausholen», ist der 38-Jährige überzeugt. 

Auch Personal Trainer müssen mehrmals die Woche trainieren. Bild: zVg

In der Schweiz ist Personal Trainer kein geschützter Begriff. Das heisst, jeder kann sich selbst Personal Trainer nennen, egal welche Aus- und Weiterbildungen man absolviert hat. Für Sonderegger zählen aber nicht unbedingt die Anzahl der Diplome, sondern die Grundhaltung. «Man kann immer mehr wissen, mehr machen und immer besser werden.» Auch Personal Trainer müssten mehrmals die Woche trainieren, um selbst fit zu bleiben. Neben der Vorbildfunktion hat man durch das eigene Erscheinungsbild auch einen zusätzlichen werbenden Effekt. 

Ist digitale Fitness die Zukunft?

Auch die Fitnessbranche wurde von der Digitalisierungswelle erfasst. Diese hat bereits vor der Pandemie eingesetzt. Virtuelle Touren durch die Studios, die Einbindung von verschiedenen Apps und Workouts in Videoform zeigen den Weg zu einer hybriden Nutzung von Fitnesscentern. Auch Sonderegger bietet neunminütige Workouts auf Youtube an, aber er ist überzeugt, dass ein digitales Training nie das Live-Training ersetzen kann.

Denn hier könne der Personal Trainer nicht eingreifen, wenn eine Übung falsch ausgeführt wird und ihm fehle zudem der dreidimensionale Blick auf den Trainierenden. Aber nicht nur deshalb ist der Personal Trainer auch zukünftig von einer Betreuung vor Ort überzeugt. «Ich glaube der soziale Aspekt wird massiv unterschätzt. Die Kunden kommen auch wegen anderen Leuten in ein Training.» Dabei geht es nicht nur um den Kaffeeklatsch, sondern auch um das Messen mit anderen und das gemeinsame Schwitzen. Community ist für ihn ein wichtiger Teil von Fitness. 

Fehlende Unterstützung im Shutdown 

Auch im Shutdown ist für die Personal Trainer noch eine gewisse Betreuung möglich. Marc Sonderegger hat dafür das Trainingsprogramm bei sich im Center umgestellt. Die Kunden können einmal im Monat vorbeikommen, um ihren Körperfettanteil messen zu lassen. Zusammen mit dem Personal Trainer kann die eigene Ernährung besprochen und neue Übungen vorgezeigt werden. Nur das tatsächliche Training kann nicht stattfinden. Eine Situation, die bei Sonderegger und seinen Kunden auf grosses Unverständnis stösst. 

Massagen seien in der aktuellen Situation erlaubt, aber ein 1:1-Training ist selbst unter Einhaltung der Schutzmassnahmen nicht möglich. Personal Trainer werden bei den aktuellen Coronamassnahmen mit Fitnesscenter gleichgestellt. «Da hat man sich einfach zu wenig Zeit genommen, um die verschiedenen Branchen genauer anzuschauen und eine Risikoabschätzung zu machen», sagt Sonderegger. 

Marc Sonderegger in seinem Element. Bild: zVg

Auf die versprochene finanzielle Unterstützung für KMUs wartet er seit dem vergangenen Dezember.  «Ich kenne bisher keinen einzigen Personal Trainer, der bis jetzt irgendeinen Rappen Geld bekommen hat», prangert der Fitness-Coach an. Ebenso gebe es immer noch zu viele bürokratische Hürden für die Hilfsdarlehen. 

Die passende Ausrüstung für Heimtrainer 

Wenn das Equipment des Gyms nicht zur Verfügung steht, kann man durchaus auch zuhause etwas für den eigenen Körper tun. Neben verschiedenen Hanteln empfiehlt der Fitnessprofi unter anderem eine Klimmzugstange, die man problemlos daheim installieren kann, oder einen Schlingentrainer. Die elastischen Bänder eigenen sich für zahlreiche Übungen wie zum Beispiel Liegestützen. 

«Grundsätzlich kann man mit dem eigenen Körpergewicht sehr, sehr viel machen», sagt Sonderegger. Und zur Not kann man daheim auch improvisieren bei der Zusammenstellung der Trainingsgeräte. Für den Baarer Trainer ist das zwar keine dauerhafte Lösung, aber immer noch besser als nichts zu tun. 

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Als Redaktor schreibe ich Artikel für unsere Zeitungen und unsere Website, durchforste die sozialen Medien und fahre durch die Region, immer auf der Suche nach der nächsten Geschichte. Ausserhalb des Büros findet man mich meistens im Kino oder neben der Südkurve.
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