Superfoods, natürlich aus der Schweiz

Es muss nicht immer exotisch sein

Eine gesunde Ernährung geniesst in unserer Gesellschaft aktuell einen hohen Stellenwert und mittendrin bewegen sich dabei Superfoods, speziell nährstoffreiche und gesunde Lebensmittel. Besonders beliebt sind dabei aus fernen Ländern stammende Früchte, Gemüse oder Körner wie Chia-Samen, Açai und Kimchi. Dabei gäbe es einheimische Alternativen, die ihren exotischen Pendants bezüglich Nährstoffe und gesundheitlichem Nutzen in nichts nachstehen.

Trends widerspiegeln stets auch den Zeitgeist und die Bedürfnisse der Menschen. Nicht zuletzt gilt dies auch für die Ernährung, wobei hier sogenannte Superfoods seit einigen Jahren stetig an Popularität gewinnen. Dass es sich dabei um einen Begriff handelt, der zwar bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts existiert, doch mittlerweile zum Standardrepertoire vieler Marketingabteilungen gehört, spricht dabei eine eindeutige Sprache. Auch gibt es keine allgemeingültige oder rechtlich bindende Definition, doch werden damit gemeinhin Lebensmittel bezeichnet, insbesondere Obst und Gemüse, die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Nahrungsmittel haben sollen. 

Gerne werden Superfoods hierzulande mit Lebensmitteln assoziiert, die bis vor einigen Jahren noch keinen grossen Bekanntheitsgrad aufwiesen und oftmals aus fernen Ländern emissionsreich importiert werden. Dabei bieten Schweizer Superfoods in vielen Fällen ähnliche gesundheitliche Vorteile wie ihre global populären Pendants – dafür nachhaltiger, günstiger und frischer verfügbar sind. 

So geniessen Chia-Samen aufgrund ihrer Reichhaltigkeit an Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen und pflanzlichem Eiweiss einen ausgezeichneten Ruf – doch stehen ihnen Leinsamen bezüglich der positiven Eigenschaften in nichts nach und sind zudem günstiger und lokal verfügbar, während Chia-Samen meist aus Mittel- und Südamerika importiert werden. In den letzten Jahren hat es zwar erste erfolgreiche Versuche gegeben, die Samen in der Schweiz lokal anzubauen und als «Swiss Chia» zu vermarkten, doch stammt der Grossteil der im Handel erhältlichen Chia-Samen weiterhin aus den Ursprungsländern. 

Was bereits den Inkas schmeckte

Bowls mit Beeren wie Açai und Goji als zentrale Bestandteile haben es mittlerweile sogar so weit gebracht, dass es eigene Take-Aways und Shops gibt, die sich darauf spezialisiert haben. Keine Frage, diese Beeren sind sehr reich an Antioxidantien, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen, doch stehen ihnen einheimische Gegenstücke wie Heidelbeeren, Aronia und Johannisbeeren in nichts nach und müssen diese nicht den weiten Weg aus Südamerika (Açai) respektive Asien (Goji) zurücklegen. Ausserdem zeigt sich im Kalorienvergleich, dass frische Heidelbeeren mit 46 kcal pro 100 Gramm deutlich besser abschneiden als beispielsweise getrocknete Goji-Beeren mit über 300 kcal. 

Bild einer Acai-Bowl mit Joghurt und Banane

Eine solche Bowl könnte durchaus auch aus Lebensmitteln bestehen, die von weniger weit her kommen. Bild: NewAfrica / Depositphotos

Ebenfalls aus Süd- und teils Mittelamerika stammen ursprünglich Quinoa und Amaranth. Bereits vor tausenden von Jahren wussten indigene Völker wie die Inkas und Azteken die Mineralstoffe, komplexen Kohlenhydrate, Ballaststoffe und das pflanzliche Protein darin zu schätzen. Freilich gibt es in der Schweiz mit Hafer ein Superfood, das ähnliche Eigenschaften aufweist. Und für all jene, die es nicht nur eiweiss- und mineralstoffreich mögen, sondern auch glutenfrei, für den gibt es als Alternative zu Quinoa Hirse. 

Omas Rezept vs. Social Media

Nicht aus dem lateinamerikanischen Raum, sondern aus Korea stammt Kimchi; das fermentierte Gemüse ist reich an probiotischen Bakterien, die die Darmgesundheit fördern und hat hierzulande in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Dabei weist das einheimische, doch scheinbar nicht mehr zeitgemässe Sauerkraut ähnliche Eigenschaften auf, zumal Sauerkraut wie Kimchi sehr kalorienarm ist. Doch Lebensmittel aus Grossmutters Küche werden halt selten in TikTok-Videos beworben… 

Ein Influencer filmt Beeren in der Küche

Manche Lebensmittel erfreuen sich bei Food-Influencern grosser Beliebtheit. Bild: golubovy / Depositphotos

Dieses Schicksal teilt Sauerkraut zum Teil mit heimischen Nusssorten wie Wal- und Haselnuss, die im Schatten von Mandeln und Paranuss stehen. Dabei sind Hasel- und Walnüsse ebenso reich an gesunden Fetten, Eiweiss, Vitaminen und Mineralstoffen wie ihre Äquivalente aus der Ferne. So werden Mandeln nicht nur aus südeuropäischen Ländern wie Spanien und Italien importiert, sondern teilweise auch aus Kalifornien, dem weltweit grössten Anbaugebiet für Mandeln. Paranüsse hingegen werden hauptsächlich aus den tropischen Regenwäldern Südamerikas importiert, insbesondere aus Brasilien, Bolivien und Peru, wo die Bäume meist wild im Amazonasgebiet wachsen. 

Superfood vom Wegrand

Die Familie der Hülsenfrüchte stellt ebenfalls unter Beweis, dass sowohl Lebensmittel aus Übersee als auch heimische Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften existieren. So werden Kichererbsen gerne aus der Türkei oder gar Indien importiert. Der heimische Anbau bleibt trotz wachsender Versuche und steigender Flächen aktuell noch eine Nische. Ursprünglich aus Mittelamerika stammen Schwarze Bohnen, wobei diese mittlerweile auch aus Ländern wie Spanien in die Schweiz importiert werden. Daneben werden Schwarze Bohnen weiterhin aus traditionellen Anbauregionen wie Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern importiert. Seit einigen Jahren gibt es immerhin erste erfolgreiche Versuche, Schwarze Bohnen auch in der Schweiz selbst anzubauen.  

Bild von Randen und Randensaft auf einem Tisch. auch Rote Bete genannt

Rote Bete respektive Randen lässt sich in verschiedenen Formen geniessen. Bild: fotovincek / Depositphotos

Bei uns heimisch fühlen sich hingegen Linsen, Erbsen und Sojaflocken. Was all diese Hülsenfrüchte vereint, ist ihr Nutzen als gute pflanzliche Proteinquelle. Ausserdem sind sie reich an Ballast- und Mineralstoffen. Mit Blick auf die Kalorienwerte schneiden einheimische Arten teilweise sogar besser ab. So sind in 100 Gramm rohen Linsen rund 320 kcal enthalten, während es in rohen Kichererbsen ca. 360 kcal sind. 

Daneben gibt es zahlreiche weitere Superfoods aus der Schweiz, darunter die an Magnesium, Zink und gesunden Fetten reichen Kürbiskerne, Spinat, Broccoli und Kohlrabi – alle vitamin- und mineralstoffreich. Oder Brennnessel, Bärlauch sowie Petersilie, Kräuter mit hohem Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Zeitweise in Vergessenheit zu geraten drohte Federkohl, der auch als Grünkohl bekannt ist und heute gerne als Kale, dem englischen Begriff dafür, bezeichnet wird. Auf jeden Fall enthält diese Blattkohlart viele Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe. Rote Bete, bei uns besser bekannt als Randen, wirkt derweil antioxidativ, entzündungshemmend und unterstützt die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Schweizer Superfoods bieten sich in vielen Fällen also als umweltfreundliche Alternative zu importierten Trendlebensmitteln an, wobei sie ähnliche gesundheitliche Vorteile wie ihre global bekannten Superfoods bieten. 

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