Dario Argento hat den italienischen Horror- und Thrillerfilm massgeblich mitgeprägt. Immer noch aktiv, kommt der 85-Jährige kommenden Samstag nach Zürich ins Kino Filmpodium, um über sein Leben und sein Wirken zu erzählen.
Kaum einer versteht das Spiel mit der Angst so gekommt wie Dario Argento. Obwohl er von sich selbst sagt, er sei ein notorischer Angsthase, «deswegen kenne ich mich mit diesem Gefühl so gut aus». Kurz nach seinem 85. Geburtstag kommt der legendäre italienische Filmemacher am Samstag, 4. Oktober, für ein Gespräch ins Kino Filmpodium Zürich. Johannes Binotto wird mit dem Römer über dessen Werk, Obsessionen und Ängste sprechen. Über Argentos Anfänge als Filmkritiker und Drehbuchautor, darüber, wie er zum Erneuerer des italienischen Kriminalfilms, des sogenannten Giallo wurde, und warum seine übersinnlichen Horrorfilme bis heute die Filmschaffenden rund um den Globus inspirieren.
Argento ist bis heute einer der einflussreichsten italienischen Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten, vor allem im Bereich des Horror- und Thrillerfilms. In den 1970er- und 1980er-Jahren prägte er das Genre des Giallo mit seiner unverkennbaren Mischung aus psychologischem Schrecken, surrealen Bildern und expressiver Farbgestaltung. Schon als junger Filmkritiker und Drehbuchautor machte der Römer sich einen Namen, etwa mit seiner Mitarbeit am Drehbuch des Klassikers «Spiel mir das Lied vom Tod» von Sergio Leone.
Von Katzen und Fliegen
Seinen Durchbruch als Regisseur feierte Argento 1970 mit «Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe», gefolgt von den Gialli «Die neunschwänzige Katze» und «Vier Fliegen auf grauem Samt». Internationalen Ruhm erlangte er mit «Profondo Rosso» (1975) und vor allem mit «Suspiria» (1977), einem stilbildenden Meisterwerk, das die Grenzen zwischen Horror und Kunstfilm verschob. Argentos Einfluss zeigt sich an der visuellen Kraft seiner Filme, innovativen Schnitttechniken, atmosphärischen Soundtracks (oft mit der Band Goblin) und einer radikalen Inszenierung von Gewalt und Unheimlichkeit.
In den 1980er- und 1990er-Jahren schuf er weitere Meilensteine wie «Inferno», «Tenebrae», «Phenomena» und «Opera» – Werke, die bis heute Filmemacher weltweit inspirieren. Argento arbeitete auch als Produzent, etwa für Lamberto Bavas «Dämonen»-Filme, und förderte zahlreiche junge Talente. Seine Tochter Asia Argento spielte in mehreren seiner späteren Filme Hauptrollen, darunter in «Trauma» und «Das Stendhal-Syndrom». Nach Jahrzehnten internationaler Erfolge bleibt Dario Argento ein Synonym für den barocken europäischen Horrorfilm, dessen Werk regelmässig mit Preisen geehrt wird und durch seine düstere Ästhetik Kinogeschichte geschrieben hat.
Im Anschluss die filmische Untermalung
Johannes Binotto, der das rund 80-minütige Gespräch auf Italienisch mit deutscher Übersetzung moderieren wird, ist Ko-Kurator der Filmreihe «Dario Argento: Alle Farben der Angst» im Filmpodium, in deren Rahmen das Gespräch stattfindet. Daneben ist Binotto Kultur- und Medienwissenschaftler, Videoessayist und Filmpublizist. Seine Spezialgebiete sind die Phänomene des Unheimlichen und die Schnittstelle zwischen Filmtheorie, Technikgeschichte und Psychoanalyse.
Das Gespräch beginnt um 19 Uhr und findet mit der Unterstützung von Lumière statt, dem Förderverein Filmpodium. Tickets sind online unter Advance-Ticket erhältlich für 18 Franken im Normalpreis sowie reduziert für 9 respektive 15 Franken.
Wer sich im Anschluss an das Gespräch mit Dario Argento gleich selbst ein Bild seines Schaffens machen möchte, kann dies vor Ort im Filmpodium tun, denn um 20:45 Uhr zeigt das Kino den Film «Profondo Rosso». In dem klassischen Giallo-Thriller geht es darum, dass nach dem Mord an einem Medium, das auf einer Parapsychologie-Konferenz eine mörderische Präsenz spürte, der Musiker Marcus zufällig zum Augenzeugen gerät und zusammen mit der Journalistin Gianna beginnt, den Täter zu suchen. Der Film verknüpft kunstvolle Bildsprache, parapsychologische Motive und brutale Gewalt zu einer doppelbödigen Ermittlung. Im Zentrum des gut zweistündigen Films stehen Themen wie verdrängte Erinnerungen, Schuld und Wahrnehmung, während Argento das Genre visuell und musikalisch neu definiert.