Escola digitalisiert den Schweizer Schulalltag

Escola digitalisiert den Schweizer Schulalltag
Die beiden Chefs von Escola: Janick Pfenninger und Hannes Bärtschi (v.l.). Bild: Matthias Müller Photography

Hausaufgaben, Stundenplan und Schulbus; wenn es nach dem Zürcher Start-up Escola geht, wird bald der gesamte Schulalltag über eine App verwaltet. Das Unternehmen aus dem Bereich der Bildungstechnologie konnte während der Pandemie viele Schulen für sich gewinnen und zahlreiche neue Features in sein Programm aufnehmen.

Wenn es um das Thema Digitalisierung geht, stehen oft die Arbeitsplätze im Fokus. Dadurch wird sich eine höhere Produktivität, das Versprechen für mehr Flexibilität und die Vereinfachung von Prozessen erhofft. Andere Akteure wie Facebook versprechen uns dagegen völlig neue Einkaufs- und Konsummöglichkeiten.

Um eine Zielgruppe geht es beim Thema Digitalisierung dagegen selten: die Kinder. Gerade die Generation, die mit dem Tablet in der Hand aufwächst und ebenso aktiv am Smartphone sein kann wie die Erwachsenen.

Dabei hat nicht erst die Coronapandemie – als Brandbeschleuniger für die Digitalisierung in der Schweiz – gezeigt, dass es eine klassische Trennung zwischen Technik und dem Alltag der Kinder nicht mehr gibt. Die ständigen Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling forderten eine rasche Adaption der Schweizer Schulen.

Ein Unternehmen, welches sich schon deutlich länger mit der Digitalisierung des Schulalltags beschäftigt, ist das Zürcher Start-up Escola. Angeführt von seinen beiden Geschäftsführern Hannes Bärtschi und Janick Pfenninger, gewann die EducationTech-Firma in den letzten beiden Jahren zahlreiche neue Schulen für sich.

Vom Websiteprojekt zum Allrounder

Angefangen hat Bärtschi als Ein-Mann-Unternehmen bereits im Jahr 2007. Für die Sekundarschule in Stäfa, an der auch sein Vater unterrichtete, baute er eine eigene Website.

Nach und nach konnten sich immer mehr LehrerInnen für das Webprojekt begeistern – es folgten Wünsche nach neuen Funktionen wie einem Messenger und sogar einer Zeugnislösung. Spätestens, als auch andere Gemeinden auf die Software aufmerksam wurden, wurde Bärtschis Nebenprojekt zu einem wachsenden Unternehmen.

2012 wurde so die Schulwebsite GmbH gegründet und Janick Pfenninger stiess hinzu. Die Umbenennung in Escola – das portugiesische Wort für Schule – folgte zusammen mit dem wachsenden Angebot des Unternehmens.

Heute bietet Escola eine «All-in-One-Lösung für alle Beteiligten im Schulalltag, die viele administrative Prozesse vereinfacht», erklärt Pfenninger. Die webbasierte Plattform besteht dabei aus verschiedenen Modulen – vom Schulmanager über die Lernverwaltung bis zur eigenen Escola-App. Damit sollen SchülerInnen, LehrerInnen und Bezugspersonen bei ihrer Arbeit entlastet werden, indem alle wichtigen und erforderlichen Daten für die richtigen Personen verfügbar sind.

Die App Escola in direkter Ansicht
Seit Mai 2021 gibt es die Escola-App bei Apple und Google im Angebot. Bild: zVg

«Der Schulmanager als Herzstück ist immer dabei», erklärt Bärtschi. Hier finden etwa die Userverwaltung, die Stunden- und Agendaplanung statt. Am Beispiel der Schulangebote erläutert Bärtschi dann selbst den Mehrwert von Escola für alle Beteiligten im Schulalltag.

Wenn nämlich die Lena montagmorgens mit Fieber aufwacht, gibt es für berufstätige Eltern einiges zu organisieren und ab und zu kann dabei etwas unter den Tisch fallen.

In der Escola-App können Lenas Eltern sie bequem unter Absenzen krankmelden. Anschliessend wird ihnen angezeigt, welche Schulangebote heute noch gebucht waren. So kann etwa auch der Schulbus und der Mittagstisch mit wenigen Klicks storniert werden. Dadurch wissen alle Beteiligten Bescheid und niemand muss sich Sorgen um Lena machen.

Swissmade wird grossgeschrieben

Die zunehmende Nachfrage nach der App hat die beiden Geschäftsführer sogar etwas überrascht. «Wir haben immer gedacht, dass es eine App nicht braucht. Wir sind beide am Computer aufgewachsen, aber der Druck seitens der User nach einer solchen wurde immer grösser», erzählt Pfenninger.

Seit Mai 2021 ist die Escola-App in den Stores von Apple und Google zu finden und seitdem ein voller Erfolg. «Einmal einloggen und man hat alles an einem Ort», beschreibt Pfenninger den Reiz des niederschwelligen Angebots.

Im Gegensatz zu zahlreichen kleinen und grossen IT-Playern in der Schweiz, wird bei Escola alles im eigenen Haus entwickelt und auf ein Outsourcing nach Osteuropa verzichtet. Und auch die Server des Hostingpartners stehen in der Schweiz, damit die sensiblen Schuldaten sicher im Land bleiben.

Escola alle Schulangebote
Die Schulangebote immer im Blick. Bild: zVg

Die enge Bindung zu den eigenen Entwicklern ist für die beiden Geschäftsführer dabei genauso wichtig für das Unternehmen wie der aktive Austausch mit dem Lehrpersonal. «Wir sind sehr nahe am Schulbetrieb und bekommen viel Feedback», sagt Bärtschi, der auch im eigenen Supportteam einige LehrerInnen beschäftigt. Die meisten Tools müsse man in weniger als zwei Stunden vorstellen und erklären können, sonst sei die Software nicht gut genug durchdacht.

Wachstumsstress

Mit der Umstellung vieler Schulen auf den Unterricht daheim zu Beginn der Pandemie, begann auch für Escola eine intensive Zeit. «Es ist so viel passiert und das unfassbar schnell. Die Pandemie hat uns als Start-up einen unglaublichen Kick gegeben», erzählt Pfenninger.

Viele Schulen brauchten plötzlich IT-Lösungen, weil sie sich im Internet bewegen mussten. Der Zuwachs an KundInnen führte bei Escola auch zur Entwicklung zahlreicher neuer Features wie etwa einem eigenen Videochat.

Auch die Aufgabenverwaltung wurde im Fernunterricht plötzlich wichtig, ebenso wie das Hochladen von Dokumenten und das Kommunizieren per Chat. Die Nachfrage in der ersten Pandemiephase führte zudem dazu, dass sich die Geschäftsführer im Schichtbetrieb abwechselten, um rund um die Uhr zu arbeiten.

Aktuell betreut Escola über 180 Schulen mit 400 Schuleinheiten. Dazu gehören auch ganze Gemeinden wie zum Beispiel Volketswil mit zahlreichen Schulen. Das Angebot beschränkt sich dabei auf die Deutschschweiz.

«Es wäre natürlich spannend, auch in den welschen Markt zu gehen, aber ein solcher Schritt benötigt auch immer neue Organisationsstrukturen», sagt Bärtschi und nennt etwa ein französischsprachiges Supportteam als eine der Anforderungen.

Zudem bietet der Deutschschweizer Markt noch viel Potenzial. Als positives Beispiel dafür gilt etwa der Kanton Thurgau, der seit diesem Jahr den Markt für Schulsoftware geöffnet hat. Zuvor wurde dort, wie auch in vielen anderen Kantonen, an den Schulen verpflichtend mit LehrerOffice gearbeitet, dem grössten Konkurrenten von Escola.

Als einen der nächsten Schritte möchte Escola die Verwaltung des Schulangebots noch stärker vereinfachen, indem die Eltern selbst die Angebote wie den Mittagstisch buchen können, ohne dass die Schulverwaltung die Daten buchen muss.

Auch neue Funktionen für die Escola-App wie eine automatische Übersetzungsfunktion und ein Dark Mode stehen auf dem Wunschzettel. «Die App wird uns noch stark beschäftigen», ist sich Bärtschi sicher. Während Pfenninger ergänzt: «Man wird durch die App automatisch mit den grossen IT-Playern verglichen. Das ist cool, aber man muss dann auch abliefern.»