Hautnah eintauchen in die Welt von Thomas Mann und «Der Zauberberg»

Besonderes VR-Stück im Theater Casino Zug

Virtual Reality trifft auf Theater. Im Theater Casino Zug wird Anfang Mai ein Stück präsentiert, das nicht nur auf der Bühne erlebbar gemacht wird, sondern auch via VR-Brille. Das Publikum erwartet dabei eine aussergewöhnliche Inszenierung von Thomas Manns «Der Zauberberg».

Passen Theater und Virtual Reality (VR) zusammen? Auf jeden Fall, sagt das Theater Casino Zug. Denn dieses präsentiert ab 1. Mai die Bühne für eine VR-Inszenierung des Kunstkollektivs Raum+Zeit: Ausgestattet mit einer VR-Brille, tauchen die Zuschauenden im Stück «Zauberberg: Expedition in die Gegenwart» in die Szenerie von 1912 ein. Im Mai dieses Jahres reist Thomas Mann in die Schweiz, um seine Frau Katia zu besuchen, die sich zur Kur im Waldsanatorium Dr. Jessen in Davos aufhält. Gemeinsam mit den Lungenkranken isst der Autor im Speisesaal zu Abend. Dieser Abend inspiriert ihn zu seinem Jahrhundert-Roman «Der Zauberberg».

Diesen Moment greift Raum+Zeit in seinem VR-Projekt nun auf und macht ihn dem Publikum erlebbar. Dieses begegnet dabei den Figuren des Romans, die ihrem Schöpfer gegenübertreten: Hans Castorp, Clawdia Chauchat, Mynheer Peeperkorn und Leo Naphta. Im Wechsel zwischen VR und Bühnenrealität überlagern sich das frühe 20. und 21. Jahrhundert zum Bild einer saturierten Gesellschaft, welche kommende Katastrophen verdrängt. In dieser Perspektive erweist sich das vor 100 Jahren geschriebene Werk als überraschend und beklemmend aktuell.

Thomas Mann veröffentliche den Roman «Der Zauberberg» 1924. Er gehört zu den bekanntesten Werken Manns und handelt vom siebenjährigen Sanatoriumsaufenthalt des Hamburger Kaufmannssohns Hans Castorp von 1907 bis 1914. Ort der Handlung ist eine fiktive Klinik nahe Davos. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs begegnet Castorp dort Persönlichkeiten mit unterschiedlichsten Weltanschauungen. Die Auseinandersetzung mit ihnen wird prägend für den 24-Jährigen.

Ausgezeichnete Arbeit

Raum+Zeit ist bekannt dafür, analoges Theaterspiel und virtuelle Realität zu verbinden. Projekte des Kollektivs waren in der Vergangenheit unter anderem auch schon an den Münchner Kammerspielen, am Berliner Ensemble, Schauspielhaus Zürich, Theater Chur sowie TAK Liechtenstein zu sehen. 2019 wurde die Produktion «Antigone: Comeback» für das Theater Chur zum Schweizer Theatertreffen eingeladen, und 2022 «Berlau: Königreich der Geister» am Berliner Ensemble mit dem Berliner Friedrich-Luft-Preis ausgezeichnet.

Blick ins Theaterpublikum. Die Besucher tragen alle eine VR-Brille

Im Theater Casino Zug trifft Theater auf Virtual Reality. Bild: zVg

Während die Idee und Konzeption aus der Feder von Raum+Zeit stammt, die sich auch für die Produktion verantwortlich zeichnen, sind selbstredend viele weitere Personen an «Zauberberg: Expedition in die Gegenwart» beteiligt. Zuständig für die Regie ist Bernhard Mikeska und der Text stammt aus der Feder von Lothar Kittstein. Die Produktionsleitung liegt in der Verantwortung von Lukas Piccolin, und das Sounddesign von Knut Jensen. Die Mitwirkenden auf der Bühne sind Michael Benthin, Judith Hofmann, Sophie Hutter und Peter Jecklin.

VR im Theater

Ergänzend zu «Zauberberg: Expedition in die Gegenwart» organisiert das Theater Casino Zug am Sonntag, 4. Mai, im Anschluss an die Vorstellung um 12:30 Uhr einen Thementalk über Virtual Reality im Theater. Es geht dabei um Möglichkeiten, Grenzen und Risiken der VR in den Bühnenkünsten. Als Gesprächsgäste mit dabei sein werden Ramona Mosse, Studienleitung Theater an der Zürcher Hochschule der Künste, Carla Meller, Kulturmanagerin und zuständig für internationale Kooperationen an der Akademie für Theater und Digitalität, sowie Bernhard Mikeska. Mikeska ist Regisseur sowie promovierter Physiker und erforscht seit Aufkommen von VR mit seinem Team Raum+Zeit die künstlerische Dimension von VR im Theater. Raum+Zeit entwickelt in diesem Kontext neue immersive Theaterformen, die die Zuschauenden ins Zentrum des Spiels entführen. Ausgehend von realen und literarischen Geschichten, nimmt Raum+Zeit das Publikum mit auf eine (immersive) Reise durch unser Innerstes – als Beobachtende und Akteure zwischen Berührung und Distanz. Die neue, hybride Theaterform ist durch den Wechsel zwischen kollektiver Publikumssituation und intimen One-on-One-Szenen in der VR geprägt. Diese Form spielt mit dem Verhältnis von Nähe und Distanz und Fragen von Individualität und kollektiver Erfahrung.

Die Premiere von «Zauberberg: Expedition in die Gegenwart» am Donnerstag, 1. Mai, ist bereits ausverkauft. Für die weiteren Vorstellungen vom 2. bis 4. Mai gibt es online Karten für 45 Franken, respektive reduziert ab 15 Franken. Die Vorstellungen sind ab 16 Jahren und dauern rund 90 Minuten.

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