«Von der ersten Probe an haben wir gespürt, dass es funktioniert»

Interview mit Lovebugs-Frontmann Adrian Sieber

Sieben Jahre Pause sind genug. Die Lovebugs melden sich mit einem neuen Album und drei frischen Gesichtern in der Band zurück. Frontmann Adrian Sieber verrät im Interview, weshalb es sogleich gefunkt hat, warum er eine zu strikte Planung nicht mag und weshalb er als Primarlehrer keinen Musikunterricht gibt.

Adrian Sieber, am 11. April war es soweit und nach siebenjähriger Pause erschien das Comeback-Album der Lovebugs «Heartbreak City». Bis hierhin war es eine längere Reise. Wie war es für Sie, als Lovebugs wieder im Studio zu sein und an Songs zu arbeiten – gar ein Gefühl von Heimkehr?

In erster Linie ist es ein Riesenglück, in neuer Konstellation zurück zu sein. Gerade wenn man bedenkt, dass Florian «Flö» Senn und ich diese Pause höchst unfreiwillig einlegten. Und tatsächlich hat es sich von Anfang an einfach perfekt angefühlt.

Fühlte es sich in neuer Formation auch unmittelbar nach Lovebugs an?

Es ist natürlich schon eine ganz andere Sache und es galt, sich auf die neue Situation einzulassen. Nur schon da ich es mir 25 Jahre lang gewohnt war, mit denselben vier Bandkollegen im Proberaum zu stehen und nun drei davon neu sind. Es war eine Umgewöhnung, wobei wir sehr bald realisierten, was die neue Konstellation für eine Energie gibt und dass ein frischer Wind weht. Toll war, zu spüren, dass da Leute in die Band gekommen sind, die sich einbringen wollen und die Euphorie von «Flö» und mir teilen.

Wie schnell haben mit der neuen Zusammensetzung die Automatismen im musikalischen Zusammenspiel gegriffen?

Bereits von der ersten Probe an haben wir gespürt, dass es funktioniert und die neue Formation eine Zukunft hat. Erleichternd kam hinzu, dass ich die neuen Bandmitglieder zum grössten Teil bereits gut gekannt habe. So arbeitete ich mit Matthias Gusset und Manuel Meisel bereits bei meinem Soloprojekt zusammen. Ich wusste also bereits, dass das gute Typen sind und in die Band passen.

Seid ihr gleich mit neuen Songs gestartet?

Nein, erst spielten wir ein paar alte Stücke und haben uns dabei sogleich gefunden. Es wurde dann rasch klar, dass wir neues Material schaffen und uns als neue Formation finden möchten. Wir wollten herausfinden, was jeder dazu beitragen kann. Wir trafen uns dann regelmässig und die neuen Songs sprudelten nur so. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, ich müsse ziemlich genau sagen, was sie spielen müssen. Dies hat aber schnell nachgelassen und ich realisierte, dass es viel besser ist, wenn jeder das macht, was er auch gut findet. Das Endergebnis war viel besser und ich musste so nur noch mit meinen Texten und meiner Melodie kommen und schon ging es ans Spielen.

Porträt von Lovebugs-Frontmann Adrian Sieber

Adrian Sieber geniesst es, wieder eine Band um sich zu haben. Bild: Tabea Hüberli

Sie haben es erwähnt, komplett fremd waren Sie sich nicht. Unter anderem spielten Sie mit Matthias Gusset und Manuel Meisel 2022 in Basel mehrere Konzerte. Hat dies dabei geholfen, rascher Automatismen zu entwickeln?

Ich denke schon. Wobei es schon immer mein Credo war, dass es nicht nur musikalisch stimmen muss, sondern ich nie in einer Band mit Leuten spielen könnte, mit denen ich mich nicht verstehe. Diese Komponente ist fast noch zentraler als die musikalischen Fertigkeiten. Ich finde auch, man hört unserem letzten Album in der alten Formation «At the Plaza» von 2018, als wir uns schon etwas auseinandergelebt hatten, eine gewisse Verkrampfung an.

Sie haben in den vergangenen Jahren verschiedene (Solo-)Projekte verfolgt, und doch war nichts so wie die Arbeit mit den Lovebugs. Warum? Was macht die Lovebugs so besonders?

Eine Band ist immer etwas anderes. Dabei ist für mich zentral, dass jeder im Proberaum genau gleich wichtig ist, jeder soll seinen musikalischen Charakter teilen können. So ergibt sich ein funktionierendes Ganzes. Solo ist die Dynamik ganz anders, da kann ich von Anfang an entscheiden, wo ich musikalisch hin will. Ich habe immer versucht, die zwei Welten zu trennen – ansonsten würde es auch keinen Sinn machen, eine Band und ein Soloprojekt zu verfolgen.

Innerhalb einer Band verläuft das kreative Pingpong natürlich viel intensiver. Haben Sie dieses in den vergangenen Jahren teilweise vermisst?

Auf jeden Fall. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer die Band vorziehen. Die Soloschiene war ein Stück weit auch eine Notlösung, da die Band nicht aktiv war. Als Junge war ich ein grosser Kiss-Fan und schon damals wusste ich, dass ich unbedingt selbst in einer Band spielen will. Wenn man die Kraft des Kollektivs nutzt, kann man über sich hinauswachsen.

Entwickelt man solo zusätzliche Selbstzweifel, ob das, was man kreiert, auch wirklich gut ist?

Ja, wobei das gar nicht schlecht ist. Und ich empfehle jedem, diese Erfahrung zu machen, der mal aus dem Bandkonstrukt ausbrechen will. Wobei man dann natürlich auch niemanden sonst verantwortlich machen kann. Man geht mit seinem komplett eigenen Werk raus und muss damit leben können, wenn dies jemandem nicht gefällt – eine gute und wichtige Erfahrung.

Bandfoto der Lovebugs

Die Lovebugs sind zurück im Rampenlicht. Bild: Tabea Hüberli

Es ist für KünstlerInnen immer eine Gratwanderung, den Spagat zwischen Bewährtem und Neuem zu schaffen. Haben Sie dies während der Albumproduktion als Belastung empfunden oder gelang es auf natürliche Weise?

Dies geschah tatsächlich organisch und ich finde, man hört es dem Album auch an, denn es klingt eigentlich total vertraut. Die Lovebugs klingen nun nicht plötzlich komplett anders, wobei es durch die neuen Bandmitglieder ganz viele neue Aspekte gibt und die treuen Fans werden das heraushören. Aber es ist nach wie vor der Gleiche, der singt und es sind noch meine Songs, was eine gewisse Richtung vorgibt. Für die Konzerte das neue und alte Material miteinander zu verbinden, ist dabei schon eine Herausforderung. Wir fokussierten uns erst auf die neuen Songs und schauten dann, welche der alten Stücke dazu passen.

Dass es Ihnen wichtig war, nicht einfach die Lovebugs «aufzutauen», sondern Neues zu schaffen und aktuell zu sein, wird unter anderem durch Songs wie «A.I. Vertigo» und «Loneliest Generation» unterstrichen.

Das empfinde ich auch so. Plus verkörpert jedes Album auch einen Soundtrack, der in einer bestimmten Zeit entstand – zu unseren Anfangszeiten war vieles ganz anders als heute. So herrschte in den 90er-Jahren eine Zeit des totalen Aufbruchs und der Glaube an die Menschheit war sehr ausgeprägt. Wir vertraten damals die Position, dass das zwar schön und gut ist, doch längst nicht alles richtig läuft. Heutzutage ist es eher umgekehrt: Es ist gut, hinzuschauen, doch darf man sich durch die Sorgen und Probleme auch nicht überwältigen lassen und die Position der Band ist, dass es auch positive Vibes gibt.

Über was für einen Zeitraum entstand das Album?

Vor knapp zwei Jahren begannen wir, uns zu treffen und zu proben, aber effektiv am Album arbeiteten wir rund ein Jahr von den ersten Proben bis zu den finalen Aufnahmen. Bis zur Erscheinung dauert es dann nochmals etwa ein halbes Jahr, bis beispielsweise das Vinyl produziert ist. So lange der ganze Prozess dauert, der musikalische Teil ging nach meinem Empfinden sehr rasch.

War es ebenfalls ein längerer Prozess von der Idee, dass die Lovebugs zurückkommen sollen, bis das Comeback fix war?

Absolut. Als sich vor über sieben Jahren herauskristallisierte, dass drei der Bandmitglieder nicht mehr wirklich wollen, hätten wir einen Schlussstrich ziehen können. Doch wir entschieden uns, die Band stattdessen ruhen zu lassen, da ein paar Jahre später alles anders hätte aussehen können. Dies war jedoch nicht der Fall und es wurde immer klarer, dass sich bei einigen Bandmitgliedern die Prioritäten verschoben hatten, weswegen «Flö» und ich uns nach fünf Jahren berieten. Denn es war klar, dass nun der Moment gekommen war, nach neuen Bandmitgliedern Ausschau zu halten.

Lovebugs-Frontmann Adrian Sieber spielt sitzend Gitarre

Der Basler begann seine musikalische Karriere nicht an der Gitarre, sondern als Schlagzeuger. Bild: Facebook Lovebugs

Gab es auch Zeiten, in denen Sie dachten, die Lovebugs könnten für immer Geschichte sein?

Die Musik ist mein Lebenselixier, das mich immer begleiten wird – mit oder ohne Band. Als die Situation vor sieben Jahren ungewiss war, begann ich ein Studium, verfolgte auch andere Projekte. Dies eröffnete mir wiederum neue Wege, aber dadurch spürte ich gleichzeitig umso mehr, wie wichtig es mir ist, dass die Geschichte der Band weitergeht.

Wie strukturiert gingen Sie bei der Comeback-Planung vor? Denn bringt dies ein vielschichtiges Aufgabengebiet mit sich: Wann man welche Single veröffentlicht, Social-Media-Planung, wann was kommuniziert wird, Tourplanung etc.

Es ist tatsächlich eine Riesenkiste und es ist gar nicht schlecht, dass man sich zu Beginn noch nicht alles bewusst ist, was auf einen zukommt. Ansonsten hätte man vielleicht zu viel Respekt davor. Ich mag es auch, wenn man sich Schritt für Schritt daran herantasten kann und der Plan nicht von Anfang an schon in jedem Detail fixiert ist. Auf diese Weise ist man freier, kann mal mit einem Song beginnen und schauen, was wie ankommt.

War es von Anfang an der Plan, dass es ein Album und eine ausgedehnte Tour geben soll?

Auch wenn es vielleicht nicht mehr so zeitgemäss ist, war es immer unser Wunsch, ein Album zu produzieren. Gerade auch, weil wir wissen, dass unsere Fans dieses Format sehr schätzen und wir nach wie vor physische Tonträger verkaufen – sowohl das bereits ausverkaufte limitierte Vinyl als auch CDs. Bezüglich Tour sagten wir uns zu Beginn, dass wir sicher im Frühling fünf Konzerte spielen und eher klein beginnen möchten. Lieber spielt man fünf Shows in ausverkauften Clubs als 20 vor halbleeren Rängen. Als wir realisierten, dass die Nachfrage da ist und wir die Möglichkeit haben, an Festivals aufzutreten, sagten wir natürlich nicht nein. Nun haben wir im Herbst einen zweiten Tourteil hinzugefügt; es ergab sich also schrittweise.

Hilft dieser Ansatz auch dabei, sich nicht zu viel Druck zu machen, dass man unbedingt die Erwartungen des Publikums erfüllen möchte?

Ja, so kann man den Druck schon etwas rausnehmen. Gerade auch, da sich zu all der Vorfreude auch eine grosse Ungewissheit dazugesellt; immerhin standen wir in dieser Bandkonstellation noch nie auf der Bühne. Es ist wichtig, dieses Jahr mal zu erleben und zu schauen, wie sich die Gigs anfühlen. Dann schauen wir weiter. Man stelle sich nur mal vor, man realisiert, dass die Konzerte ein einziger Krampf sind und hat schon für die nächsten drei Jahre Auftritte fixiert. Hinzu kommt, dass für uns alle Musik die grosse Leidenschaft ist, wir jedoch beruflich und familiär auch noch anderweitig engagiert sind. Einige von uns spielen zudem noch in anderen Bands, das muss alles irgendwie unter einen Hut gebracht werden.

Die Lovebugs gehen an einem Konzert gemeinsam mit dem Publikum ab

2018 feierte die Band das 25-Jahr-Jubiläum. Kurz darauf wurde das Projekt auf Eis gelegt. Bild: Facebook Lovebugs

In der Vergangenheit habt ihr voll auf die Karte Musik gesetzt und konntet davon leben. Heute habt ihr eben noch ein weiteres Standbein und müsst auch niemandem mehr etwas beweisen. Geht ihr musikalisch entsprechend weniger Kompromisse ein als früher?

Ich hatte nie das Gefühl, dass wir musikalische Kompromisse eingegangen wären. Wir sind teilweise auch ziemlich beratungsresistent, was nicht immer zu unserem Vorteil gewesen ist. Aber wir haben unsere Geschichte, der wir treu geblieben sind. In den 90er-Jahren haben viele gemeint, unsere Musik interessiere in der Schweiz doch keinen, doch liessen wir uns nicht beirren und zogen unser Ding durch. Diese Haltung haben wir auch heute noch. Wir wollen selbst herausfinden, wohin wir möchten und können mittlerweile auch auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Dass wir kein Management haben, sondern für alles selbst verantwortlich sind, hilft sehr dabei, herauszufinden, was für uns richtig und falsch ist. Wenn es Differenzen gibt, handeln wir alles selbst aus, was nicht selbstverständlich ist.

Ihr habt aktuell nicht nur kein Management, sondern das Album auch selbst produziert. Mit anderen Worten, ihr seid erst recht niemandem Rechenschaft schuldig.

Absolut und das einzige, was zählt, ist die Freude am Musikmachen. Primär sollte es uns selbst gefallen und alles andere kann man nur bedingt beeinflussen. Dass unsere Musik Anklang finden und nachgefragt würde, war zu Beginn nicht klar, sondern haben wir einfach gehofft. Musikalisch irgendwelchen Trends hinterherzurennen oder sich irgendwo anzubiedern, würde keinen Sinn machen, denn wir wissen, was wir können und wollen und was nicht.

Was für ein Publikum habt ihr mit den bereits veröffentlichten neuen Singles erreicht? Sind dies primär «alte» Lovebugs-HörerInnen, die sich freuen, dass ihr zurück seid oder ist da auch eine «neue Generation» unter der Hörerschaft?

Das ist aktuell noch schwierig einzuschätzen und wird sich weisen. Am meisten Feedback erhalten wir von unseren Fans, die sich sehr freuen und froh sind, dass wir nun nicht komplett andere Musik machen. Ich spüre gerade in Basel auch einen gewissen Respekt vor unseren Leistungen und dass es uns als Band immer noch gibt. Ich hoffe schon, dass wir auch neue HörerInnen gewinnen können.

Die Rückkehr der Lovebugs kann auch mit sich bringen, dass Sie wieder verstärkt in der Öffentlichkeit stehen. Freuen Sie sich darauf oder könnten Sie auf diesen Teil gut verzichten?

Es ist zum Glück nicht mehr so wie als wir 25 waren. Dass es damals tatsächlich einen gewissen Personenkult gab, realisierte ich erst im Nachhinein. Es kam schon vor, dass die Leute einen erkannt und über einen geredet haben. Dies war mir immer etwas unangenehm. Wir suchen die Aufmerksamkeit auch nicht, nehmen uns lieber etwas zurück und sind sicherlich auch nicht erpicht auf irgendwelche Homestories. Aber es freut mich natürlich schon, wenn man den Namen wieder wahrnimmt und auch Leute auf einen zukommen und sagen, ihnen gefalle unser neuer Song oder sie hätten ihn am Radio sofort als Lovebugs-Stück erkannt.

Das heisst, die Band und nicht deren einzelne Mitglieder soll im Zentrum stehen?

Auf jeden Fall. Nun mit den neuen Bandmitgliedern wird es auch Zeit brauchen, bis das Publikum sie kennengelernt hat. Dies ergibt sich jedoch ganz natürlich, man muss also nichts erzwingen.

Inwiefern haben Sie sich während der siebenjährigen Lovebugs-Pause als Songwriter weiterentwickelt?

Ich habe einige neue Akkorde auf der Gitarre gelernt (lacht). Songwriting ist immer die Suche nach etwas, was man noch nicht gemacht hat und gleichzeitig arbeitet man in ein Ideal hinein, das man erreichen möchte. Ich freue mich einfach, dass mir immer wieder neue Dinge in den Sinn kommen. Ich kann mittlerweile viel besser akzeptieren, wenn mal über längere Zeit nichts Neues entsteht, weil ich mir bewusst bin, dass wieder der Moment kommen wird, in dem ich im Flow bin und die Ideen nur so fliessen. Mein Leben ist gerade mit meinen neuen Projekten und viel Neuem auf privater Ebene intensiv. Es hat sich in diesen sieben Jahren vieles verändert, was ich auch in meiner Musik verarbeite. Wie sich dies im Songwriting konkret manifestiert, ist schwierig zu greifen.

In den vergangenen Jahren ist auch in der Musikszene viel passiert, insbesondere auch mit der Pandemie als Einschnitt. Sie haben dies hautnah mitverfolgt. Wo gab es Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren diesbezüglich die grössten Veränderungen?

Die Pandemie hat sicher einen signifikanten Einfluss gehabt, da der ganze Live-Aspekt komplett einbrach. Zumal es ein Bereich ist, der davor schon teils im roten Bereich lief und mancherorts noch funktioniert hat, weil es viele Leute gegeben hat, die für kein Geld wahnsinnig viel gearbeitet haben, weil die Musik ihre grosse Leidenschaft ist.

Gab es auch positive Nebeneffekte?

Ja, auf der anderen Seite wurde eine unglaubliche Kreativität freigesetzt. Dies äusserte sich in der schieren Masse an Musik, die nach der Pandemie erschien. Mittlerweile spielt es sich wieder ein, aber wenn man das Musikgeschäft mit vor 20 Jahren vergleicht, ist die Situation eine komplett andere. Das Tempo ist viel rasanter und nach einer Woche ist selbst bei den grossen Namen der Branche die Aufmerksamkeit für ihre neue Single bereits wieder weg, weil tonnenweise neue Songs veröffentlicht werden. Bei kleineren Acts ist dieser Kampf um Aufmerksamkeit noch viel brutaler. Aber auch da hat die Medaille zwei Seiten. So hat man heutzutage viel mehr Möglichkeiten, mit seinen HörerInnen zu kommunizieren und ich sehe die Digitalisierung hierbei auch als Chance. Ich wäre heute gerne nochmals 18, um mit einer neuen Band bei null zu beginnen.

Die Lovebugs posieren in einer Badewanne

Dass die Lovebugs mit ihrem Comeback baden gehen, ist nicht zu erwarten. Bild: Tabea Hüberli

Ihr geht im Frühling und Herbst auf Tour, hinzu kommen Auftritte an Festivals im Sommer. Wie unterscheidet sich das Touren heute im Vergleich zu als ihr 30 Jahre jünger wart?

Mal schauen, wie es dann wird. Ich weiss eben noch nicht so richtig, wie es sich anfühlen wird, aber für mich war der Moment auf der Bühne schon immer entscheidend. Wenn du spürst, wie der berühmte Funke überspringt, dann ist es nicht eine Show, die du abziehst, sondern eine Wechselwirkung zwischen dem Publikum und dem Act auf der Bühne. Die Energie, die dadurch entfacht wird, hoffe ich, wieder finden zu können.

Das heisst, das ganze Drumherum ist Ihnen gar nicht so wichtig?

Nein, das war für mich wirklich nie von grosser Bedeutung. Als wir zweimal als Vorband der Rolling Stones auftraten, stand für sie eine Turnhalle mit Catering bereit. Dies empfand ich als eher befremdlich, da es mir immer einfach um gute Konzerte ging, nach denen das Publikum zufrieden nach Hause geht. Der Moment auf der Bühne ist für mich alles, was zählt.

Diesen werdet ihr heuer ziemlich oft erleben und das aktuelle Jahr ist durchgeplant. Gibt es bereits Pläne über 2025 hinaus?

Nein, solche haben wir ganz bewusst noch nicht geschmiedet, weil wir untereinander abgemacht haben, dass wir nun in erster Linie schauen, wie es sich anfühlt und ich denke, dass wenn die ersten Festivals im Juli durch sind, wir die Köpfe zusammenstecken und uns austauschen, wie es weitergehen soll. Gewisse Einschränkungen im 2026 gäbe es sicherlich dadurch, dass die anderen Bandmitglieder in ihre anderen musikalischen Projekte eingespannt sind.

Ausserdem habt ihr nun ziemlich viele Songs in der Hinterhand, die es nicht auf das Album geschafft haben und nun in der Schublade schlummern. Die Veröffentlichung einer neuen Single wäre also jederzeit möglich.

Ja, diese Möglichkeit haben wir auf jeden Fall. An Songmaterial hat es uns zum Glück noch nie gemangelt.

Zur Person und Band

Adrian Sieber wuchs in Möhlin AG auf. Er absolvierte eine Lehre als Hochbauzeichner, setzte jedoch schon früh auf die Karte Musik und liess sich als Schlagzeuger an der Jazz-Schule in Luzern und Basel weiterbilden. Sieber war ursprünglich Schlagzeuger bei der Band The Bash, bevor er 1992 mit Gitarre und Gesang Soloaufnahmen machte und sich bei einem Bandcontest in Basel bewarb. 

1993 erfolgte dann der Startschuss für die Lovebugs. Ihr erstes Album «Fluff» erschien 1994 und im Jahr darauf ging es für die Basler Band zum ersten Mal auf Tour. Der Durchbruch gelang 2000 mit dem Album «Transatlantic Flight», das es in der Schweiz bis auf Platz drei der Charts schaffte und für ausverkaufte Konzerte sorgte. Bis 2018 veröffentlichten die Lovebugs 15 Alben, drei davon schafften es auf Platz eins. 2009 vertraten sie die Schweiz ausserdem am Eurovision Song Contest, wobei der Finaleinzug allerdings verpasst wurde.

Nach siebenjähriger Pause meldet sich die fünfköpfige Band nun mit ihrem neuen Album «Heartbreak City» und neuen Bandmitgliedern zurück. Zu Adrian Sieber und Florian Senn haben sich neu Matthias Gusset (Keyboard), Manuel Meisel (Gitarre) und Philipp Gut (Schlagzeug) dazugesellt. Das Comeback ist auch mit der «Heartbreak City Tour» verbunden, welche die Lovebugs im Frühling und Herbst durch die Schweiz führt. Im Sommer treten die Basler ausserdem an mehreren Festivals auf.

Während der Bandpause widmete sich Adrian Sieber seinem Soloprojekt, war zeitweise als Adrian Solo unterwegs. Als Singer-Songwriter hat der Basler bislang vier Alben veröffentlicht. Der 52-Jährige arbeitet seit 2018 als Primarlehrer in Basel und ist Vater von 2 erwachsenen Kindern.

Vermutlich ist eher die Frage, wie lange man daran herumbastelt und wann man vollumfänglich zufrieden mit dem Stück ist.

Ja, schon. Wobei es so ist, dass man heutzutage mehr Möglichkeiten hat, teils auch zuhause produzieren kann. Dies steigert die Flexibilität und man kann einen Song auch mal für längere Zeit auf die Seite legen. Es ist in diesem Zusammenhang erstaunlich: Es ist schon vorgekommen, dass ein Lied zehn Jahre alt war, doch es passte aus irgendwelchen Gründen nie ganz. Und irgendwann passte es plötzlich.

Die Lovebugs waren zeitweise auf Eis gelegt und Sie widmeten sich währenddessen Ihrem Soloprojekt. Ist nun dieses für den Moment auf Eis gelegt?

Ja, denn ein paralleles Schaffen an beiden Projekten hat es bei mir nie gegeben. Als die Band nicht aktiv war, musizierte ich alleine, aber solange die Band läuft, ist das andere kein Thema.

Daneben arbeiten Sie immer noch als Primarlehrer in Basel?

Ja, ich unterrichte mit grosser Freude Mathe, Englisch, Sport und Zeichnen.

Musik unterrichten Sie nicht?

Tatsächlich nicht. Der Grund dafür liegt in einer Eigenart des Kantons Basel-Stadt, wo es einen Bachelorabschluss in Musik und Bewegung braucht, um in der Primarschule Musik unterrichten zu dürfen. Dieses Studium liegt im Moment nicht drin und es ist auch nicht mein Wunsch, denn aktuell stimmt es ganz gut für mich. So kann ich die beiden Welten des Musikmachens und Unterrichtens gut voneinander trennen.

Einen Kommentar hinterlassen