Wenn in der Stadt Zug das Tanzfieber grassiert ist, kann dies nur eines bedeuten: Das Tanzfest Zug hat die Kolinstadt fest in seinem Griff. Vom 14. bis 18. Mai finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die das Publikum auch dazu animieren, selbst das Tanzbein zu schwingen.
Fast 100’000 Tanzende in der ganzen Schweiz – das Tanzfest stellte im vergangenen Jahr einen Rekord auf. 2006 ins Leben gerufen, verfolgt das Tanzfest das Ziel, Tanz in allen Facetten zu feiern. Nun, bei der 20. Ausgabe, sind nicht weniger als 44 Städte mit dabei, darunter wiederum auch Zug. In der Kolinstadt werden vom 14. bis 18. Mai mehrere Orte bespielt respektive betanzt: das Theater Casino Zug, die Musikschule Zug sowie die Einkaufs-Allee Metalli.
Dort erfolgte am 3. Mai mit «Kick-Off… Zug tanz(t) mittendrin» der Startschuss zum Tanzfest Zug. Dabei zeigten zahlreiche Zuger Tanzschulen auf der Bühne ihr Können. Gezeigt wurden unter anderem Stile wie Ballett, Flamenco, Street Dance, Line Dance, Hip-Hop, Salsa und zeitgenössische Tanzstücke. Für die Planung und Umsetzung war Tamara Gassner verantwortlich.
Ein Tanz zum Aperitif
Die offizielle Eröffnung des Tanzfests Zug findet am Mittwoch, 14. Mai, ab 18 Uhr im Theater Casino Zug statt. Dies mit dem getanzten Spaziergang «Apéritif dansant» mit Elementen aus Tango, Jazz-Tanz, Salsa und Rock ’n‘ Roll, der sich im vergangenen Jahr grosser Beliebtheit erfreute. Der «Apéritif dansant» wird dem Publikum an unerwarteten Orten und verteilt auf die verschiedenen Räume und Säle des Theater Casino Zug angeboten. Die BesucherInnen dürfen also einen kleinen Spaziergang durchs Haus machen, der immer wieder von überraschenden kurzen Tanzeinlagen unterbrochen wird.
Den Hauptprogrammpunkt des Eröffnungstags bildet ab 19:30 Uhr das Tanzstück «Forever» der Choreografin Tabea Martin. Zentrales Thema bildet dabei die Ewigkeit. Martin hat dafür mit jungen Menschen über ihre Vorstellungen über das Leben nach dem Tod gesprochen und sich von deren Ideen zu «Forever» inspirieren lassen. In ihrer Choreografie spielt die Baslerin im Zwischenraum von Sterblichkeit und Unsterblichkeit auf unbeschwerte Weise mit verschiedenen Jenseitsvorstellungen. Das Tanzstück schafft eine Welt der Unsterblichkeit mitten im sterblichen Leben: Welche Fantasien haben wir über ein Leben nach dem Tod? Darf man mit diesem Thema überhaupt spielerisch umgehen? Oder bleibt es ein Tabu, darüber zu sprechen? Das ernste Thema wird dabei mit viel Humor und dem Können der fünf TänzerInnen Tamara Gvozdenovic, Emeric Rabot, Benjamin Lindh, Daniel Staaf und Miguel do Vale in ein lustvolles Spiel überführt, in dem Tränen gesammelt und unterschiedliche Todesarten ausprobiert werden. «Forever» ist eine visuelle, lebensfrohe, sensible und tänzerische Reise durch die Welt der Unsterblichkeit. Um 18:45 Uhr findet vorgängig eine Einführung statt. Das Stück selbst dauert rund 65 Minuten.
Kurze Vorbereitungszeit
Das Tanzfest Zug findet seine Fortführung am Freitag um 19:30 Uhr im Theater Casino Zug mit dem aus dem Vorjahr bekannten Programmformat Local Choreo-Lab. Für «Local Choreo-Lab – Tanz durch die Jahreszeiten des Lebens» entwickelt der Choreograf Luca Signoretti innerhalb von vier Tagen gemeinsam mit fünf Zentralschweizer Profitänzerinnen und vier Studierenden des BA Contemporary Dance ZHdK ein Tanzstück, das auf der grossen Bühne des Theater Casino Zug uraufgeführt wird.
Inspiriert von Hermann Hesses berühmtem Gedicht «Stufen», das die verschiedenen Phasen des Lebens metaphorisch beschreibt, reflektiert Signoretti die unterschiedlichen Etappen des menschlichen Daseins. Der Tanz wird so zu einer poetischen Darstellung des Lebenszyklus. Im Einklang mit Hesses Gedanken erinnert das Stück daran, dass jede Lebensphase ihren eigenen Wert hat und Veränderung so unvermeidlich wie bereichernd ist. Das in vier Abschnitte gegliederte Stück wird durch vier verschiedene kurze Choreografien bereichert, welche von lokalen Zuger Tanzschulen eigens für das Local Choreo-Lab kreiert worden sind.
Tanzen ist für alle
Am Sonntag schliesslich verlagert sich der Fokus des Tanzfest Zug in die Musikschule Zug. Los geht es dort mit den verschiedenen Tanz-Workshops um 11 Uhr, in denen die Teilnehmenden selbst das Tanzbein schwingen können. Um 11:30 Uhr präsentiert die ausgebildete Tänzerin und Bewegungspädagogin Jeanine Elsener mit «DanceAbility» einen inklusiven Tanzkurs ab 14 Jahren. Bei DanceAbility handelt es sich um eine Tanzmethode für alle, unabhängig von körperlichen, geistigen oder kulturellen Voraussetzungen. Entwickelt wurde die Methode 1987 von dem amerikanischen Tänzer und Choreographen Alito Alessi und bildet weltweit Grundlage für inklusive Tanzprojekte und Workshops.
Ab 13 Uhr übernehmen dann die Gaga/people unter der Leitung von der ausgebildeten Gagalehrerin Céline HyunJin Barreau. Gaga ist eine Bewegungssprache und -pädagogik, die von dem israelischen Tänzer, Choreographen und Leiter der Batsheva Dance Company Ohad Naharin im Laufe vieler Jahre entwickelt wurde und von den Mitgliedern der Batsheva Dance Company in der täglichen Praxis und in Übungen angewendet wird. Die Sprache des Gaga entstand aus dem Glauben an die heilende, dynamische, sich ständig verändernde Kraft der Bewegung und entwickelt sich bis heute weiter. Gaga ist eine neue Art, Wissen und Selbsterkenntnis durch den eigenen Körper zu erlangen. Es bietet einen Rahmen, um den eigenen Körper zu entdecken und zu stärken und Flexibilität, Ausdauer und Beweglichkeit zu steigern, während gleichzeitig die Sinne und die Vorstellungskraft beflügelt werden.

Tanzen mit den Gaga/people. Bild: Maria Cheilpoulou
Gaga fördert instinktive Bewegung, verbindet bewusste und unbewusste Bewegungen und ermöglicht eine Erfahrung von Freiheit und Freude auf einfache Weise, in einem angenehmen Raum, in bequemer Kleidung, begleitet von Musik. «Gaga/people»-Tanzworkshops werden von TänzerInnen geleitet, die eng mit Naharin zusammengearbeitet haben. Sie leiten die TeilnehmerInnen mit einer Reihe von anregenden Anweisungen an, die aufeinander aufbauen. Anstatt jedoch eine bestimmte Bewegung zu kopieren, erforscht jeder in der Klasse aktiv diese Anweisungen und entdeckt, wie er oder sie die Informationen interpretieren und auf ihre oder seine Art selbst ausführen kann. Diese Tanzworkshops sind offen für alle ab 16 Jahren, unabhängig von ihrem Hintergrund in Tanz oder Bewegung.
Selbst der Bär tanzt
Das Finale erfolgt dann ab 15 Uhr mit «Da ist der Bär los», einer performativen Bewegungsgeschichte für Kinder und Familien von Tamara Gassner. Die Zugerin ist unter anderem als Dozentin für Tanzpädagogik tätig. In «Da ist der Bär los» bringen der Bär und seine Freunde Bewegung in den Schulalltag. Mit der interaktiven Bewegungsgeschichte können Kinder den Tanz als eigene Ausdrucksform kennenlernen. Anstatt Vor- und Nachahmen steht Experimentieren und Finden im Vordergrund. Mit der geführten Geschichte werden Tanzkompetenzen aus den Fächern Sport und Musik erlebt und erfahren. Als Grundlage für die Geschichte dient das Lehrmittel «Da tanzt der Bär».
Die interaktive Bewegungsgeschichte handelt vom Bären, der seine eigene Tanzsprache sucht. Durch das Miterleben, Mitdenken und Einbringen der Kinder können diese Selbstwirksamkeit erfahren. Die verschiedenen Tiere, die der Bär und die Kinder besuchen, haben verschiedene Identitäten und Ausdrucksformen. Die Kinder erfahren so Vielfalt und andere Sichtweisen. Die verschiedenen Stationen und Tiere fordern neue Sinneswahrnehmungen. Das Fest der Tiere wird miterlebt und die Kinder werden zu Akteuren der Geschichte.
Während des ganzen Tanzfest Zug kann ausserdem die «Mission Rudolf» gespielt werden, ein Rätsel-Trail durch die Zuger Altstadt zum Kulturerbe Tanz. An fünf Orten der Stadt hat Rudolf, wie er sich nennt, einen Teil des Passworts versteckt. Dieses ist nötig, um das Instrument zu deaktivieren und so die Stadt vor der Erstarrung zu retten. Es geht darum, den Code zu knacken und alle Passwort-Teile zu ermitteln, um das Instrument zu deaktivieren. Die App für den Trail kann kostenlos auf dem Smartphone runtergeladen und jederzeit gespielt werden. Der Trail dauert zwischen 150 und 180 Minuten.
Der reguläre Tanzfestpass kostet 25 Franken; Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre geniessen freien Eintritt. Die Pässe erlauben den Zugang zu allen Veranstaltungen und Kursen der Beteiligten in der ganzen Schweiz und an allen Veranstaltungen können Tanzfestpässe erworben werden. Der «Aperitif Dansants», das «Local Choreo-Lab» sowie die Tanz-Workshops kosten als Einzeleintritt 15 Franken.