Umweltschonend die Pisten runterflitzen

Eine Skifahrerin faehrt Bus mit ihren Ski 1
Umweltbewusste SportlerInnen verzichten auf ihr eigenes Auto und nehmen den Bus zu den Pisten. Bild: Kryzhov/Depositphotos

Kahle Strecken, entwurzelte Bäume und künstlicher Schnee – Skigebiete können eine enorme Belastung für die Umwelt sein. Doch wer gewisse Kriterien beachtet, kann ohne schlechtes Gewissen den Schneespass geniessen.

Im Winter sehen die Schweizer Skigebiete wie perfekt inszenierte Postkartenmotive aus. Die kleinen Chalets, die vielen perfekt präparierten Pisten und die begleitenden Skilifte scheinen schon immer Teil der Landschaft gewesen zu sein.

Doch so schön das Bild des nationalen Wintersports und des Skitourismus auch gemalt wird, dürfen seine Auswirkungen auf die Umwelt nicht verdrängt werden.

Als Auswirkung des Klimawandels werden die Berge mit einer immer dünneren Schneeschicht bedeckt, weswegen Schneekanonen mittlerweile zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel vieler Skigebiete geworden sind.

Dabei belasten sie die Natur nicht nur durch ihren Energieverbrauch, sondern auch mit dem zusätzlichen Schmelzwasser, das in die Speicherseen gelangt.

Darüber hinaus ist Kunstschnee weniger wärmedämmend und enthält Mineralien wie Magnesium und Kalzium, welche die natürliche Bodenchemie unnötig aus dem Gleichgewicht bringen. Um den Winter auf den Skiern oder auf dem Snowboard mit Nachsicht auf die Umwelt zu verbringen, gibt es entsprechend einiges zu beachten.

Fahrplan zur Piste

Von allen Faktoren der Ski- oder Snowboardferien schadet die Reise in die Berge und wieder zurück der Umwelt am meisten. Dabei muss man nicht immer weit wegfahren und das eigene Auto benutzen, um ein Schneesportgebiet zu besuchen.

«Sehr viele Leute fahren mit dem Auto in die Berge, obwohl der öffentliche Verkehr in der Schweiz bestens funktioniert», sagt Sportwissenschaftler und Geograph Tim Marklowski. Er ist Projektleiter Bergsport bei Mountain Wilderness, einer Schweizer Alpenschutzorganisation mit Sitz in Bern.

Die Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness setzt sich fuer den Erhalt von wilden Gebirgsraeumen in der Schweiz ein. Bild zVg
Die Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness setzt sich fuer den Erhalt von wilden Gebirgsraeumen in der Schweiz ein. Bild zVg

Wer auf eine Autofahrt verzichtet, spart deutlich an CO2. Viele Wintersportorte haben eine gute öffentliche Infrastruktur, die einen autofreien Urlaub ermöglicht. «Für die letzte Meile vom Dorf zur Skipiste gibt es auch tolle Angebote wie den Schneetourenbus», so Marklowski.

Der Schneetourenbus ist eine praktische Alternative zum eigenen Auto und bringt seine Fahrgäste auch an Ausgangspunkte von Ski- und Schneeschuhtouren, zu denen kein öffentlicher Bus fährt.

«Um den Schneesport entspannt zu geniessen und die Umwelt zu schonen, bietet es sich an, weniger oft zu reisen, dafür für längere Zeit im Gebiet zu bleiben», so Marklowski. Auf diese Weise habe man weniger Stress, produziere weniger Abgase bei der An- und Abreise und unterstütze das Berggebiet mit Übernachtungen und Konsumation vor Ort.

Neue Skigebiete müssen nicht sein

Die Wahl des Skigebiets bestimmt, welche Art von Geschäftsführung man mit seinem Besuch unterstützt. Also ist ein umweltschonendes Skigebiet nicht fern von Zuhause, in einer Gegend mit genügend Naturschnee, gesucht.

«Es empfiehlt sich, ökologisch ausgerichtete Unterkünfte in lokalem Besitz zu buchen, statt grosse Hotelketten zu unterstützen», sagt Tim Marklowski. Zusätzlich könne man in kleinen Läden vor Ort einkaufen, statt alles von Zuhause aus mitzunehmen, und so das lokale Gewerbe unterstützen.

Die Zahl der Pistenkilometer ist ein gutes Indiz dafür, wie stark ein Skigebiet auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz achtet. Ab etwa 250 Pistenkilometer ist es auffallend, dass bei solchen Skigebieten regelmässig neue Pisten hinzukommen, was teilweise Waldrodung und in der Regel Bodenzerstörung bedeutet.

«Die naturnahe Landschaft in der Schweiz geht stetig zurück, weswegen Mountain Wilderness sehr kritisch gegenüber neuen Skigebieten und Verbindungen zwischen den Pisten eingestellt ist», erklärt Marklowski.

Nachhaltige Skigebiete schaffen keine neuen Pisten und Verbindungen. Jaromatik Depostiphotos
Nachhaltige Skigebiete schaffen keine neuen Pisten und Verbindungen. Jaromatik Depostiphotos

Die Böden entlasten

Je nach Bearbeitungsart werden Böden bei der Herstellung der Skipisten durch das Planieren so verhärtet, dass sie kein Wasser mehr aufsaugen können. Deswegen fliesst der Regen den Hang direkt hinunter und nimmt Erde mit sich.

So kann es zu Schlamm- und Gerölllawinen kommen. Auch Überschwemmungen sowie eine Erosion der Böden können eine Folge davon sein. Wenn Wälder gerodet werden, verstärkt sich dieser Effekt und die Lawinengefahr steigt.

Durch das Skifahren selbst wird der Boden ebenfalls oft beschädigt. Das gilt insbesondere für die Erde gleich neben den Skiliften, wo zahlreiche SportlerInnen drüberfahren. Während des Sommers haben die Böden nicht annähernd genügend Zeit, um sich davon zu erholen.

Wer im Frühjahr immer noch die Pisten hinabdüst, könnte auf die Abfahrt ins Tal verzichten oder sich diese für den Heimweg aufsparen.

Auf Ökostandard achten oder im Second-Hand stöbern

Bei der Wahl der Winterkleider bietet sich einem die Möglichkeit, umweltschonende Brands zu unterstützen. Dazu gehört zum Beispiel die amerikanische Marke Patagonia, welche Jacken aus PET-Flaschen herstellt und bei der Daunenfüllung auf eine tiergerechte Produktion achtet.

Auch Snowboards und Skier können nachhaltig hergestellt werden. Zum Beispiel produziert der deutsche Anbieter Melt Sports Skier in Europa aus heimischem Holz. Diese sind so bearbeitet, dass sie nicht gewachst werden müssen und somit auch keine umweltschädlichen Wachsspuren im Schnee hinterlassen.

«Die Ausrüstung muss ausserdem nicht immer neu gekauft werden – mieten oder secondhand kaufen ist für den Geldbeutel genau wie für die Umwelt von Vorteil», sagt Marklowski. Besonders für Kinder lohnt es sich, auf gebrauchte Skiausrüstung zu setzen, da sie bald wieder zu klein sein wird.

Beim Kauf von bereits genutzter Ausrüstung ist es wichtig, zu überprüfen, dass sie nirgends kaputt ist. Bei Onlinekäufen gestaltet sich das eher schwierig, weshalb es sich anbietet, zum Beispiel den Alpin-Flohmi von Mountain Wilderness zu besuchen.

Jeden Herbst laedt der Alpin Flohmarkt von Mountain Wilderness zum Stoebern und Anprobieren an. Bild Mountain Wilderness Schweiz Instagram
Jeden Herbst laedt der Alpin Flohmarkt von Mountain Wilderness zum Stoebern und Anprobieren an. Bild Mountain Wilderness Schweiz Instagram

Augen auf bei Second-Hand-Käufen

Bei Erwachsenenausrüstung ist zu beachten, dass Erwachsene die Skischuhe mehr beanspruchen als Kinder. Deswegen werden die Bindungen und die Kunststoffschale schneller brüchig.

So gilt, dass nach acht bis zehn Jahren der Weichmacher den Bindungen langsam entweicht und die Schuhe nicht mehr sicher sind. Die Skier selbst sollten auch nur secondhand gekauft werden, wenn sie erst ein bis zwei Jahre alt sind.

Nach dem Kauf empfiehlt sich ein Besuch im Sportfachhandel, um die Bindungen einstellen zu lassen und die Skier, wenn nötig, schleifen und auf jeden Fall neu wachsen zu lassen. Doch nicht jeder Wachs ist umweltschonend. Erdölfreier oder Biowachs bietet sich dabei an, denn er hinterlässt keine umweltschädlichen Spuren im Schnee.

Gewisse Artikel wie die Schutzausrüstung sollten lieber neu gekauft werden, weil sie nach einem Zusammenprall teilweise weniger gut schützen. Beim Second-Hand-Kauf lässt sich nicht überprüfen, wie viel die Ausrüstung schon einstecken musste.

Wer selten in die Berge fährt oder keine Zeit hatte, sich vor den Ferien um die Skiausrüstung zu kümmern, kann meist im Verleih vor Ort neue Skimodelle, Snowboards sowie die geeignete Bekleidung mieten.

Mehr als «Latten» und Snowboard

Schneesport muss sich ausserdem nicht auf Ski- und Snowboardfahren beschränken, denn auch mit weniger trendigen Winteraktivitäten lässt sich die kalte Jahreszeit geniessen.

Ob ein Spaziergang, eine Wanderung mit Schneeschuhen oder eine Schneeballschlacht mit Schneeburgen – die kalte Jahreszeit lädt zu kreativem Zeitvertrieb ein.

«Um die lokale Fauna nicht zu stören, ist es sehr wichtig, ausgewiesene Wildruhezonen zu meiden», erklärt Marklowski. Abseits der Pisten und Wanderwege kann man auch ohne es zu realisieren, zahlreiche Wildtiere aufschrecken.

Teilweise flüchten diese in Panik vor den Menschen, was an ihren kostbaren Energiereserven nagt. Im Winter finden Tiere nur wenig Nahrung und werden schnell erschöpft, weswegen sie lebensbedrohlichen Situationen schlechter entfliehen können.

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