Über 200 Punkte erfüllt: Nun darf die ZVB die verschiedensten E-Fahrzeuge reparieren

Ueber 200 Punkte erfuellt Nun darf die ZVB die verschiedensten E Fahrzeuge reparieren
Das fast komplette E-Team ist bereit, am E-Bus Hand anzulegen. Bild: ZVB

Es war ein langer Weg, doch nun hat es die ZVB geschafft: Sie hat das EvoBus-Zertifikat für E-Mobilität erhalten und darf somit Reparaturen und Wartungen an E-Bussen, E-Lastwagen und E-Cars vornehmen. Ausserdem wird sie im Dezember eine Linie ganz auf E-Busse umstellen.

Als erst zweiter Betrieb in der Schweiz haben die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) im Mai das EvoBus-Zertifikat für E-Mobilität erhalten. Genauer ging die Ehre an die Zugerland Technik, die Werkstatt der ZVB. Damit kann sie Reparaturen und Wartungen an E-Bussen, E-Lastwagen und E-Cars vornehmen.

Es ist ein Zertifikat, für das die ZVB grossen Aufwand betrieben hat. So hat sie unter anderem über die letzten eineinhalb Jahre ihr Personal dafür geschult, damit es sicher und korrekt mit den Hochvolt-Fahrzeugen umgehen kann. Bis heute wurden fünf Mitarbeitende spezifisch für die E-Fahrzeuge ausgebildet, weitere Mitarbeitende werden laufend geschult.

Zu den ersten ausgebildeten E-Technikern gehört auch ein Lernender im dritten Lehrjahr zum Automobil-Mechatroniker schwere Nutzfahrzeuge. Parallel dazu wurden schrittweise die nötigen Beschaffungen getätigt, wie André Roth, Leiter Technik der ZVB und Mitglied der Geschäftsleitung, verrät.

Ein dicker Anforderungskatalog

Die ZVB ist Vertreterin der Marke EvoBus und musste sich für die Zertifizierung bewerben. Das Anforderungsprofil umfasst mehr als 200 Punkte, unter anderem geht es dabei um Dacharbeitsplätze, Spezialwerkzeug für Elektrofahrzeuge und spezielle Schutzausrüstungen für das Personal.

Dacharbeitsplatz und eCitaro
So sieht der Arbeitsplatz für den E-Bus aus. Bild: ZVB

Neu war für die ZVB insbesondere das Arbeiten auf den Fahrzeugdächern, wofür es eine Dacharbeitsbühne braucht. Beim benötigten Spezialwerkzeug liegt der Schwerpunkt auf den elektronischen Messgeräten.

Die ZVB ist bereit zum Reparieren

Aktuell besitzt die ZVB einen Arbeitsplatz, wo sie E-Fahrzeuge warten und reparieren kann, doch seien weitere in Planung, wie Roth betont. Denn es ist einerseits Teil der Strategie, sich als E-Kompetenzzentrum zu positionieren und den CO2-neutralen Linienbetrieb bis ins Jahr 2035 anzustreben.

Ausserdem ist die ZVB in der nationalen Arbeitsgruppe «Bus der Zukunft» vertreten und arbeitet auch sonst eng mit anderen Unternehmen zusammen.

Der E-Bus eCitaro fährt durch Zug
Der eCitaro kurvt bereits seit längerem durch Zug. Bild: Facebook Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB

Auf der anderen Seite haben die ersten Kunden bereits E-Fahrzeuge bestellt. «Diese werden wir in Zukunft warten und unterhalten, wie wir das auch heute mit herkömmlichen Fahrzeugen tun.

Wir sind bereit und können vom E-Van bis zum schweren E-LKW alles reparieren», erklärt Roth. Die Kunden können dabei unter anderem von den gemachten Erfahrungen der ZVB mit dem eCitaro profitieren.

Denn nach mehreren E-Testbussen verschiedener Anbieter ist seit 2019 ein E-Bus dieses Modells auf dem Zuger Liniennetz unterwegs. Dies laut Roth sehr zur Zufriedenheit der Fahrgäste: «Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Insbesondere die leise, stufenlose Fahrt stellt natürlich einen Komfortgewinn dar.»

Im Herbst folgen die nächsten E-Busse

Mit der Beschaffung eines E-Busses werden Investitionen in die Infrastruktur nötig, doch Roth relativiert den finanziellen Aufwand: «Synergien wie zum Beispiel die Ladeanlage haben uns geholfen, die Kosten tief zu halten», erklärt er.

Der E-Bus aus dem Hause Mercedes (wobei EvoBus für die Mercedes-Vertretung in der Schweiz verantwortlich ist) wird seit Beginn in der ZVB-Werkstatt gewartet und repariert. Der eCitaro war das erste E-Mercedes-Modell in der Schweiz.

Das Knowhow in der Werkstatt wurde zusammen mit EvoBus aufgebaut. «Unsere Erfahrungen mit dem eCitaro sind gut, wir lernen laufend dazu und sind bereit für den nächsten Schritt, sprich für weitere E-Busse», sagt André Roth.

Der Lernende Matthias Aebersold auf dem Dacharbeitsplatz
Der Lernende Matthias Aebersold auf dem Dacharbeitsplatz. Bild: ZVB

Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Lippenbekenntnis: Im Herbst sollen drei E-Normalbusse der Marke Solaris geliefert und ebenfalls in der eigenen Werkstatt unterhalten und repariert werden.

Hintergrund ist, dass als nächster Zwischenschritt zum Ziel CO2-neutraler Linienbetrieb bis 2035 eine ganze Linie auf E-Busse umgestellt werden soll. Dank der neuen Busse wird dies mit dem Fahrplanwechsel im Dezember umgesetzt (siehe Box).

Warum unterschiedliche Marken?

Dass dabei mit Mercedes und Solaris zwei unterschiedliche Marken im Einsatz stehen werden, ist kein Zufall. Die ZVB hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben Luzern, der Auto AG Schwyz sowie der STI Bus AG eine Ausschreibung für Elektrobusse durchgeführt.

Die Ausschreibung umfasste elektrische Gelenk- und Normalbusse, beide jeweils mit dem System Depotlader ausgestattet. Für Los 1 (Gelenkbusse) trafen sieben Angebote ein, bei Los 2 (Normalbusse) waren es deren neun.

Die Linie 13 wird zur leisen E-Linie

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021 wird die Linie 13 zur ersten E-Linie in Zug. Die Linie 13 führt vom Stadtzentrum hinauf ins Wohnquartier. Von der Umstellung der «Quartierlinie» auf leise E-Busse sollen nebst den Fahrgästen und Passanten insbesondere die Anwohner profitieren. Martin Küchler, Leiter Entwicklung bei der ZVB und verantwortlich für die E-Roadmap, nennt weitere Gründe für diesen Linienentscheid: «Die Linie 13 eignet sich aufgrund der eingesetzten Fahrzeuggrösse sehr gut für diesen Schritt. Mit den zusätzlichen E-Normalbussen stehen uns genügend Fahrzeuge für einen stabilen, lokal CO2-neutralen Betrieb zur Verfügung. Eine weitere Voraussetzung war, dass die E-Linie wegen der Ladestation ab dem Hauptstützpunkt in Zug bedient werden muss.»

Im Herbst fiel schliesslich der Vergabeentscheid. Der Zuschlag für Los 1 ging an EvoBus, für das Los 2 erhielt Solaris den Zuschlag.

Die Verkehrsbetriebe begründeten den Entscheid damit, dass beide Anbieter das jeweils wirtschaftlich günstigste Angebot gemäss den geforderten Kriterien beim jeweiligen Los eingereicht hätten.

Dabei seien nebst dem Preis insbesondere die Reichweite, Erfahrung mit E-Bussen, die Antriebstechnologie sowie der Service nach dem Kauf wichtige Bestandteile der Offerte gewesen.