Ostern – das jahrtausendealte Fest und seine Bräuche

Ostern Schweden Brauch Gründonnerstag
In Schweden verspotten Kinder am Gründonnerstag den alten Mythos der Hexen, die am Karsamstag ihr Unwesen treiben. Bild: pxhidalgo/Depositphotos

Was haben kleine Hexen, kalte Duschen und brennende Figuren aus Pappmaschee gemeinsam? Die Antwort: Ostern. Das Fest zum Frühlingsanfang ist unter vielen Namen bekannt und hat über Jahrtausende hinweg Menschen auf der ganzen Welt zu den verschiedensten Bräuchen inspiriert.

Das verlängerte Wochenende zur Osterzeit bietet die perfekte Möglichkeit für einen Ausflug, ob an einen gemütlichen Kurort oder in die Berge. Der Feiertag lädt zum Genuss von Schoggihasen und einem entspannten Brunch mit der Familie ein. Hin und wieder soll man sich ja etwas gönnen dürfen.

Als das wichtigste christliche Fest hat Ostern die Welt stark geprägt und zahlreiche kreative Traditionen möglich gemacht. Die hierzulande bekannteste ist natürlich das Anmalen der Ostereier am Ostersonntag, am liebsten im Familienkreis.

Das Ei als Symbol

Die farbigen Ostereier sind ein uraltes Symbol und gehen darauf zurück, dass man während der Fastenzeit vor Ostern keine Eier essen darf. Als es noch keine Kühlschränke gab, wurden die Eier, die die Hühner während der Fastenzeit legten, für den späteren Verzehr gekocht – denn so sind sie länger haltbar.

Um die gekochten von den ungekochten Eiern zu unterscheiden, wurden in das Kochwasser zum Beispiel Zwiebelschalen beigegeben, die die Eier rot färbten. Die rote Farbe steht im Christentum als Symbol für das vergossene Blut Jesus und das Ei sinnbildlcih für seine Auferstehung, da aus einem scheinbar leblosen Gegenstand ein Küken schlüpfen kann.

Im Alten Ägypten wurde das Ei als der Ursprung des Lebens verehrt und bereits im Antiken Rom und Griechenland wurden Eier als Symbol der Fruchtbarkeit und des Neubeginns an der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche, dem damaligen Neujahr, verschenkt.

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Vorsichtig auf das Ei gepresste Blätter hinterlassen nach dem Kochen mit Zwiebelschalen ein hübsches Abbild. Bild: pintaal@mail.ru/Depositphotos

Süsses für die Osterhexe

Über die Jahre hinweg haben sich viele verschiedene Bräuche in der Osterzeit entwickelt. So verkleiden sich in Schweden am Gründonnerstag kleine Kinder mit Kopftüchern und Besen als påskärringar, auf Deutsch Osterhexen. Dann ziehen sie mit leeren Körbchen von Tür zu Tür und bitten um Süsses, wofür sie mit selbstgebastelten Osterkarten danken.

In der Schweiz würde man ihnen bei dieser Gelegenheit eher den beliebten Osterhasen reichen. Nach einem alten heidnischen Glauben fliegen die Hexen von Schweden nach Blåkulla, einem einsamen Hexenberg im Meer.

Das Datum ihrer Versammlung stimmt mit dem heutigen Datum des Gründonnerstags überein. Gemäss der Legende kehren sie nach ihren Feiern jeweils am Sonntag wieder zurück. Um sie fernzuhalten, werden in Schweden am Ostersonntag noch heute grosse Lagerfeuer gezündet.

Aufführung und Figuren

Als ein stark katholisch geprägtes Land feiert Mexiko Ostern ausgiebig. Am Karfreitag wird der Leidensweg Jesus mit einer Prozession nachgestellt: In Ketten und mit schwarzen Stoffbeuteln über den Köpfen, mit Löchern für Mund und Augen versehen, tragen Männer Holzbündel auf ihrem Rücken.

Sie werden von weiteren Männern, verkleidet als römische Soldaten, begleitet. Auf einer Bühne wird die Entscheidung von Pontius Pilatus, Jesus zu kreuzigen, nachgespielt, gefolgt von Jesus Weg auf den Golgota.

Nachdem der Schauspieler in Weiss, mit langen Haaren und Dornenkrone das Ende der Prozession erreicht hat, werden drei Kreuze aufgestellt. An denen wird der Tod Jesus und der zwei Verbrecher, die neben ihm gekreuzigt wurden, nachgespielt. In der Nacht darauf wird eine Schweigeprozession in Grabesstille gehalten, in der die Laufenden Abbilder von Jesus tragen.

Am Karsamstag werden Girlanden und rituelle Judas-Figuren aus Pappmaschee in den Strassen aufgehängt – darunter sind auch Fantasiefiguren und ab und zu Darstellungen von unbeliebten Politikern zu finden. Die Figuren sind mit Feuerwerken und Knallkörpern gefüllt und werden vor einer feiernden Menschenmenge verbrannt.

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In der Osterwoche wird in Mexiko die Kreuzigung Jesus nachgespielt. Bild: PoloGtz/Depositphotos

Kalt serviert

In Polen und Ungarn dürfen sich Frauen auf eine kalte Überraschung freuen: Traditionell werden Frauen von Männern am Ostersonntag mit einem Kübel kalten Wasser übergossen. In Polen wird dieser Streich als ein überraschendes Kompliment für die Schönheit der Frau gespielt, am besten wird die Angebetete mit einer kalten Dusche geweckt.

In Ungarn hingegen soll das Wasser die Schönheit aufblühen lassen, der Mann muss die Frau jedoch mit einem Gedicht zuerst um Erlaubnis für das Erteilen der Erfrischung bitten. Als Dankeschön für die schönheitsbringende Erfrischung bekommt der Mann von der Frau ein rot gefärbtes Osterei.

Wieso eigentlich «Ostern»?

Es ist umstritten, woher der Begriff «Ostern» stammt. Das Wort «Ostern» ist dem Namen der Himmelsrichtung «Osten» sehr ähnlich, deren Bezeichnung vom althochdeutschen «ostan» kommt.

Das verwandte angelsächsische Wort «east» hat seine Wurzeln im griechischen «eos», was so viel wie «Sonne» bedeutet, und vom lateinischen «aurora», was für den Morgen, die Morgenröte und die dazugehörige Göttin der Morgenröte steht.

Möglicherweise stammt der Begriff «Ostern» vom germanischen Fest der Morgenröte, das ebenfalls zu Frühlingsbeginn gefeiert wurde. Im Christentum wird die aufgehende Sonne auch als Symbol für die Auferstehung von Jesus verstanden.

Das französische Wort für Ostern, «pâques», sowie das italienische «pasqua» stammen vom jüdischen Fest Pessach. Dieses erinnert an den Auszug der Juden aus Ägypten, an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei – ein Fest, das auch Jesus als Jude gefeiert hat. «Pessach» bedeutet so viel wie «vorübergehen», «abprallen» und «überspringen».

Denn das jüdische Volk wurde gemäss der Bibel von Gott angewiesen, ein Lamm zu opfern und dessen Blut an den Türrahmen zu schmieren. Dieses Zeichen würde den ältesten Sohn der Familie die folgende Nacht vor dem Tod bewahren.

Der jüdische Kalender bestimmt das Datum

Ostern gehört zu den wenigen Feiertagen, dessen Termin von Jahr zu Jahr verschieden ausfällt. Dieser wird mithilfe des Mondkalenders bestimmt, der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond ist jeweils der Ostersonntag.

Der Feiertag wird also immer noch nach dem jüdischen lunisolaren Kalender berechnet, der die Positionen des Mondes sowie der Sonne in die Rechnung miteinbezieht. Dieser Kalender war zu Lebzeiten von Jesus aktuell, weshalb die Kirche auch heute noch ihren wichtigsten Feiertag nach dem jüdischen Kalender berechnet.

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