Endlich: Ein Theater-Heimspiel für Thomas Hürlimann

«De Franzos im Ybrig» im Theater Casino Zug

Es ist ein besonderes Geschenk, das Thomas Hürlimann zu seinem 75. Geburtstag erhält. Das Theater Casino Zug bringt in einer Eigenproduktion dessen Mundartstück «De Franzos im Ybrig» zur Aufführung, wobei auf und hinter der Bühne viel Zuger Schaffenskraft drinsteckt.

Thomas Hürlimann gehört seit Jahren zu den profiliertesten Schweizer Autoren. Bislang war es dem Zuger jedoch vergönnt, dass ein Werk von ihm im Theater seiner Heimatstadt gespielt wird. Nun, zu seinem 75. Geburtstag, ändert sich dies, denn das Theater Casino Zug bringt ab Samstag, 25. Oktober, Hürlimanns Erfolgsstück «De Franzos im Ybrig» in einer Eigenproduktion zur Aufführung.

Das Mundartstück beleuchtet humorvoll und nachdenklich die Ereignisse im schweizerischen Bergdorf Ybrig zur Zeit des französischen Einmarschs 1798. Während Napoleon mit seiner Armee die Schweiz bedroht, ziehen die Männer des Dorfes mit ihrem Pfarrer in die Berge, um sich wie bei der historischen Schlacht von Morgarten gegen die Franzosen zu verteidigen. Die Frauen bleiben alleine zurück und sind gezwungen, sich im abgelegenen Dorf zu behaupten.​

Die Handlung nimmt eine Wendung, als der französische Schlachtenmaler Foulon, ein einbeiniger und charmant-weltgewandter Fremder, im Dorf auftaucht. Er sorgt für Verwirrung und löst bei den Frauen Gemütsregungen aus, die ihre bisherigen Rollenmuster und Vorurteile infrage stellen. Die Begegnung zeigt eindrucksvoll die Dynamik zwischen Fremdheit, Sehnsucht und kultureller Identität. In der Komödie werden Militärparodien, vaterländische Klischees und das Thema Todesangst geschickt miteinander verwoben.​ Mit Witz und Tiefgang regt das Stück dazu an, über die Heldenmythen der Schweiz und die Beziehungen zwischen Einheimischen und Fremden nachzudenken. Das Stück ist in Schwyzer Dialekt geschrieben; aktuelle Zug-Bezüge sind vom Autor angekündigt.

Vom «Tatort» nach Ybrig

Für die Regie zuständig ist Christoph Haering. Der Regisseur, Dramaturg und Texter war als freischaffender Projektleiter schon an verschiedenen Theatern im In- und Ausland tätig. Nach seinem Studium in Anglistik, Romanistik und Germanistik an der Universität Basel und der Sorbonne in Paris widmete er sich vielfältigen künstlerischen und literarischen Projekten. Besonders bekannt ist der Basler für seine kreativen Theaterinszenierungen, seine Leitung von darstellenden Künsten sowie seine Rolle als Leiter im Bereich Kultur und Soziales beim Migros-Genossenschafts-Bund.

Bild eines Zitats aus dem Theaterstück De Franzos im Ybrig von Thomas Hürlimann

Ein Zitat aus dem Stück. Bild: Instagram Theater Casino Zug

In der Rolle des Sargtöneli agiert Ingo Ospelt, den man aus Filmen wie «Die göttliche Ordnung» und mehreren «Tatorten» kennt. Daneben stehen zahlreiche Zuger Amateur-DarstellerInnen und Semiprofis auf der Bühne. Integraler Bestandteil des Stücks ist die neu komponierte Musik des Zuger Komponisten, Instrumentalisten und Musikpädagogen Mathias Landtwing, live auf der Bühne gespielt vom Mathias Landtwing Quartett und gesungen von den Profi- und Zuger Amateur-DarstellerInnen.

Auch Hürlimann kommt zu Wort

Hürlimann selbst studierte nach dem Besuch der Stiftsschule Einsiedeln Philosophie an den Universitäten Zürich und Berlin und arbeitete zunächst als Dramaturg, bevor er sich als freier Autor etablierte. Sein Werk umfasst Romane, Novellen und zahlreiche Theaterstücke, darunter «Der grosse Kater», «Fräulein Stark», «Das Gartenhaus» und eben «De Franzos im Ybrig». Seine Texte zeichnen sich durch einen reflektierten Blick auf die Schweizer Geschichte und Gesellschaft aus. Für sein literarisches Schaffen wurde er vielfach ausgezeichnet, seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt. Hürlimann ist zudem Mitglied verschiedener akademischer Gremien.

Das Theater Casino Zug organisiert passend zu «De Franzos im Ybrig» am Premierentag sowie eine Woche später (jeweils samstags um 18 Uhr) einen Themen-Talk mit Thomas Hürlimann zu «Zwischen Fremdheit und Alpenmagie». Im Gespräch wird die Dramaturgie von «De Franzos im Ybrig» beleuchtet. Das Publikum erfährt unter anderem, woher der Stoff kommt, welche alpenländischen Mythen im Stück aufscheinen und was für Beziehungen der Text darüber hinaus zu anderen Mythen und Kulturen unterhält.

Das Stück wird zwischen dem 25. Oktober und dem 1. November insgesamt sechs Mal aufgeführt, jeweils um 19:30 Uhr. Tickets können online erworben werden und kosten je nach Kategorie zwischen 40 und 60 Franken im Normalpreis. Reduziert sind Karten ab 15 Franken erhältlich und mit dem Chornacht-Bändel gibt es eine Reduktion von 5 Franken.

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