1996 begann alles im kleinen Rahmen und nur einem Film; mittlerweile umfasst das Sofaopenairkino in Zürich-Wipkingen drei Filmabende. Die Besuchenden dürfen sich dabei auf aktuelle Filmperlen und ein besonderes Kinoerlebnis unter freiem Himmel nach Sonnenuntergang freuen.
Gute Filme auf Grossleinwand, in Gesellschaft und unter freiem Himmel nach Sonnenuntergang schauen. Dies ist das Erfolgsrezept des Sofaopenairkinos. Heuer geht der Anlass in Zürich-Wipkingen in seine 25. Runde, wenn er vom Donnerstag, 26., bis Samstag, 28. Juni, über die Bühne geht. Seine Premiere feierte das Sofaopenairkino 1996 mit dem Film «Nuts». Die BesucherInnen dürfen sich im Innenhof Guthirt an der Guthirtstrasse auf ein besonderes Kinoerlebnis freuen, das mit etwas Glück nicht nur einen imposanten Sternenhimmel beinhaltet, sondern auch Liegestühle und Sofas, und nicht etwa herkömmliche Stühle oder Kinosessel.
Los geht es jeweils um 21:30 Uhr, wobei am Donnerstag der Film «Mandibules» von Quentin Dupieux den Anfang macht. In dem Film aus dem Jahre 2020 geht es darum, dass die zwei Freunde Manu und Jean-Gab im Kofferraum eines gestohlenen Autos eine riesige Fliege finden. Anstatt ihrem ursprünglichen Auftrag nachzugehen, einen Koffer zu transportieren, fassen sie den Plan, die Fliege – die sie Dominique nennen – zu dressieren, um mit ihr Geld zu verdienen, etwa bei einem Banküberfall. Der Film lebt von seiner absurden Grundidee und dem skurrilen Humor, mit dem die beiden Hauptfiguren versuchen, aus ihrer misslichen Lage Kapital zu schlagen. Dabei geraten sie immer wieder in chaotische Situationen, was «Mandibules» zu einer ungewöhnlichen, komödiantischen Reise durch das Absurde macht. Der Film ist ab 16 Jahren und dauert 77 Minuten.
Es wird auch politisch
Am Freitag steht «Kneecap» (2024) auf dem Programm. Der Film von Rich Peppiatt erzählt die teils fiktionalisierte Entstehungsgeschichte des gleichnamigen irischen Hip-Hop-Trios aus Belfast. Im Mittelpunkt stehen die beiden Freunde Mo Chara und Móglaí Bap, deren wilde Partynacht in einem Polizeiverhör endet. Dort treffen sie auf den Irisch-Lehrer JJ, der als Dolmetscher einspringt und schnell das Potenzial der beiden erkennt. Gemeinsam gründen sie die Band Kneecap, die mit ihren auf Irisch und Englisch gerappten Texten über Drogen, Sex und politischen Widerstand zum Sprachrohr einer rebellischen Jugend wird.
Der 84-minütige Film begleitet das Trio auf seinem Weg zum Erfolg, der sie nicht nur in Konflikt mit Polizei, Politik und paramilitärischen Gruppen bringt, sondern sie auch zum Symbol einer neuen Generation macht, die sich gegen alte Konflikte und gesellschaftliche Zwänge auflehnt. Dabei verbindet «Kneecap» (ab 14 Jahren) schwarzen Humor, politische Satire und ein authentisches Porträt der nordirischen Jugendkultur und ihrer Suche nach Identität.
Eine Rentnerin schlägt zurück
Den Abschluss des Sofaopenairkinos bildet am Samstag «Thelma – Rache war nie süsser» von Josh Margolin. In dem Film aus dem Jahre 2024 gerät die 93-jährige Thelma Post auf tragikomische Weise ins Visier eines Telefonbetrügers: Ein Anrufer gibt sich als ihr Enkel aus und behauptet, nach einem Unfall im Gefängnis zu sitzen und dringend 10.000 Dollar für die Kaution zu benötigen. In Sorge um ihren Enkel überweist Thelma das Geld – nur um kurz darauf festzustellen, dass sie Opfer eines Enkeltricks geworden ist.
Von Scham und Wut getrieben, beschliesst die rüstige Seniorin, sich ihr Geld auf eigene Faust zurückzuholen. Unterstützt von ihrem alten Freund Ben, den sie samt Elektroscooter aus dem Altersheim rekrutiert, begibt sich Thelma auf eine abenteuerliche Verbrecherjagd quer durch Los Angeles. Dabei muss sie nicht nur gegen die Tücken des Alters, sondern auch gegen das Misstrauen ihrer Familie ankämpfen, die sie für nicht mehr fähig hält, alleine zurechtzukommen. Der 98-minütige Film verbindet Komödie, Altersdrama und Thriller-Elemente und erzählt mit Humor und Herz, wie Thelma sich mutig und entschlossen gegen die Ungerechtigkeit wehrt – und dabei beweist, dass Abenteuerlust und Durchsetzungsvermögen kein Alter kennen. Der Film ist ab 12 Jahren.
Für einen guten Zweck
Vor und während den Filmvorstellungen müssen die BesucherInnen natürlich nicht hungern und dursten. So wartet die Kino-Bar jeweils ab 18:30 Uhr mit Drinks, regionalem Bier und Weinen auf, wobei die Bar durch die Brauerei Hardwald aus Wallisellen unterstützt wird. Das Bistro-Team bietet für den Fall knurrender Mägen von 18:30 bis 21 Uhr ein Verpflegungsangebot unter anderem mit Burgern an, die es auch in vegetarischer und veganer Form gibt. Zum Nachtisch dürfen sich die Gäste auf verschiedene Sorbetto-Glacés freuen.

Für das leibliche Wohl ist am Sofaopenairkino Wipkingen gesorgt. Bild: Sofaopenairkino Wipkingen
Das Sofaopenairkino Wipkingen ist ein Nonprofit-Anlass und sämtliche OrganisatorInnen und Helfenden arbeiten unentgeltlich. Realisiert wird es von Rovern (Altpfadis) der Pfadiabteilung Morgarten-Erlach, ehemaligen und aktiven Leiterinnen der Jubla Guthirt sowie weiteren freiwilligen Helfenden. In Zusammenarbeit mit den Rovern werden mit einem allfälligen Gewinn gemeinnützige Projekte in den Bereichen Kultur, Umwelt, Soziales sowie Sport unterstützt – primär in den Stadtzürcher Quartieren Wipkingen, Höngg, Unterstrass und Industrie. Als besonders förderungswürdig werden dabei Projekte von und für Kinder und Jugendliche unter Miteinbezug der Zielgruppe angesehen.
Tickets für das Sofaopenairkino kosten 17 Franken respektive ermässigt mit KulturLegi 10 Franken. Der Vorverkauf läuft über Ticketino. Pro Abend sind 200 nummerierte Sitzplätze verfügbar. Die Türöffnung erfolgt jeweils um 18:30 Uhr, bevor dann nach dem Eindunkeln der Film beginnt. Das Sofaopenairkino wird grundsätzlich bei jeder Witterung durchgeführt. Allfällige widrige Wetterverhältnisse berechtigen nicht zur Rückgabe des Tickets. Muss die Veranstaltung allerdings abgesagt oder abgebrochen werden, bevor der Film zur Hälfte gezeigt werden konnte, wird der Ticketpreis an der Abendkasse zurückerstattet.