Ein Festivalradio feiert sein 25-Jahr-Jubiläum

Rundfunk.fm im Innenhof des Landesmuseums Zürich

Angefangen hat alles im ganz kleinen Rahmen, doch mittlerweile ist Rundfunk.fm sowohl ein Fixpunkt im sommerlichen Eventkalender als auch ein etablierter Radiosender. Zu Gast am Festival im Innenhof des Landesmuseums Zürich ab dem 17. Juli werden bekannte Namen aus der DJ-Szene sein.

Es darf ruhig etwas ausgelassener gefeiert werden im Innenhof des Landesmuseums Zürich, denn seit nunmehr 25 Jahren ist Rundfunk.fm auf Sendung, seit über 20 Jahren findet das gleichnamige Festival ebendort statt. Seit 2000 hat sich Rundfunk.fm vom Insidertipp zum beliebten Kulturevent entwickelt, der auch heuer wieder Musikbegeisterte anziehen wird vom Donnerstag, 17. Juli, bis 6. September. Während 45 Tagen bespielen nationale und internationale DJs das Musikradio jeweils ab 17 Uhr live aus dem Innenhof sowohl für das Publikum vor Ort als auch gleichzeitig über Radio und Webstream in die ganze Welt. Den Anfang macht dabei am Eröffnungstag Oliver Scotoni. Er ist seit 25 Jahren verantwortlich für den musikalischen Rhythmus am Rundfunk.fm und hat die musikalische Leitung inne.

Der Tag darauf steht ganz im Zeichen von DJanes mit Susie Star (17 bis 19 Uhr), Julie Lee (19 bis 21 Uhr) sowie zum Abschluss ab 21 Uhr mit Gina Jeanz. Die namibische Musikproduzentin, DJane und Künstlerin sorgt mit ihrem vielseitigen elektronischen Sound international für Aufsehen. Ihre Musik bewegt sich zwischen Electronica, Deep House, Afro House, R&B und UK Garage, wobei sie stets Einflüsse ihrer namibischen Herkunft sowie ihrer Erfahrungen in Südafrika und Europa einfliessen lässt. Besonders ihr Debütalbum «Lucid Theory» sowie die EPs «Rhythm Chronicles», «Motion» und «Dichotomy» wurden von internationalen Musikmedien und KritikerInnen gelobt.

Gina Jeanz begann ihre musikalische Laufbahn mit dem Violinspiel in Namibia, bevor sie sich in Kapstadt intensiv mit Musikproduktion beschäftigte und später nach Zürich zog, wo sie mittlerweile ihren Lebensmittelpunkt hat. Sie hat sich als Produzentin und DJane auf renommierten Festivals wie Afropunk und Boiler Room einen Namen gemacht und wurde mehrfach für ihre Beiträge zur afrikanischen und internationalen elektronischen Musikszene ausgezeichnet. Neben ihrer Musik engagiert sie sich für die Förderung von Frauen in der Musikindustrie, etwa durch Mentoring-Programme und Workshops.

Erinnerungen an FIFA und Need for Speed

Ein weiteres Highlight des Eröffnungswochenendes ist sicherlich der Auftritt von Digitalism am Samstag ab 21 Uhr. Das Hamburger Electro-House- und Electronica-Duo besteht aus Jens «Jence» Moelle und İsmail «Isi» Tüfekçi. Gegründet 2004, wurde das Duo mit seinem Debütalbum «Idealism» (2007) und der Single «Pogo» international bekannt. Ihre Musik vereint Elemente aus Techno, Indie-Rock und Dance-Pop und zeichnet sich durch energiegeladene, tanzbare Tracks aus, die sowohl in Clubs als auch auf grossen Festivals funktionieren.

Digitalism starteten ihre Karriere zunächst als Remixer für andere Künstler und entwickelten schnell einen eigenen, wiedererkennbaren Sound. Neben weiteren erfolgreichen Alben wie «I Love You, Dude» (2011), «Mirage» (2016) und «JPEG» (2019) arbeiteten sie mit namhaften Acts wie Daft Punk und Depeche Mode zusammen und ihre Songs fanden regelmässig Verwendung in Videospielen wie FIFA und Need for Speed. Das gesamte Line-up der DJs wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

Die Musik begleitet einen durch ganz Zürich

Am Rundfunk.fm Festival ist natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt. So laden mehrere Bars, Foodtrucks und viele Sitzmöglichkeiten zum längeren Verweilen ein. Manche der Foodtrucks sind nicht während der gesamten Festivalzeit vor Ort, sondern lösen sich gegenseitig ab. Für Gruppenreservationen ab 20 Personen ist eine Reservation via E-Mail nötig.

Daneben gibt es zusätzlich die sogenannten «Rundfunk.fm Satelliten»: Durch die Vernetzung mit diesen – rund 150 Bars, Restaurants, Boutiquen, Coiffeursalons und Plattenläden, die den Sound während den 6 Wochen regelmässig spielen – soll Zürich zu einer akustischen Einheit werden, welche das Radio sowohl im privaten als auch im öffentlichen Kontext wahrnehmbar macht. Der Sender soll zum stetigen Begleiter in den Strassen, auf Plätzen und Lokalen in und um Zürich werden.

Angefangen hat es im Oberen Letten

Die Entstehungsgeschichte des Radiosenders Rundfunk.fm geht zurück bis Ende der 1990er-Jahre, als die späteren Sendergründer mit einer Gruppe von Freunden den Barbetrieb im Oberen Letten führten. Im Freien durfte von wenigen Ausnahmen abgesehen jedoch keine verstärkte Musik abgespielt werden. Die Lösung: eine eigene Radio-Frequenz. So wurden die Gäste dazu aufgefordert, ihre eigenen Radios und Ghettoblaster mitzubringen und damit für die Beschallung des Geländes zu sorgen – eine halblegale Subversion. Die Idee eines eigenen Radiosenders war damit geboren.

Anschliessend wurde nach originellen und innovativen Kreativköpfen gesucht, welche die Radioidee unterstützen wollten. Der Radiosender sollte anders sein, mal sanft und leise säuseln dürfen, mal heftig Lärm machen – und vor allem eine einzigartige Musikauswahl beinhalten. Im Sommer 2000 wurde dann zum ersten Mal unter dem Namen Rundfunk.fm über UKW in Zürich gesendet; in der ersten Ausgabe noch auf der Frequenz und aus dem Studio des Zürcher Alternativradios LoRa. In den Folgejahren wurde das Musik-Programm mit eigener UKW-Frequenz von verschiedenen Orten aus verbreitet. 2003 waren bereits über 100 DJs als ProgrammgestalterInnen involviert und man konnte Rundfunk.fm auch erstmals im Kabelnetz der Deutschschweiz und als Stream im Internet empfangen.

Im Sommer 2004 wurde ein temporäres Radio-Studio im Innenhof des Landesmuseums Zürich eingerichtet und Rundfunk.fm zu einem Radio-Festival ausgebaut. Seither wich das Festival einzig während der Bauphase des Erweiterungsbaus 2013 und 2015 an die Lager- und die Geroldstrasse aus. Seit 2015 sendet Rundfunk.fm sein Musikprogramm nicht mehr nur während des Festivals im Sommer, sondern ganzjährig über DAB+ und Webstream.

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