Das Kunsthaus Zug darf sich auf die Schenkung des Werks «The Tennis Game. Im Dialog mit Boris Groys.» von Ilya und Emilia Kabakov freuen. Dieses wird ab dem 19. Oktober im Schaudepot präsentiert, wobei sich die BesucherInnen auf einen interaktiven Teil freuen dürfen und sogar selbst Teil der Ausstellung werden.
Im Jahre 2000 schaffte es Roger Federer erstmals in die Top 30 der Weltrangliste und erreichte bei den Olympischen Spielen in Sydney den Halbfinal. Im selben Jahr wurde in Karlsruhe erstmals das Werk «The Tennis Game. Im Dialog mit Boris Groys.» von Ilya und Emilia Kabakov gezeigt. Nun, 25 Jahre später, ist das Werk dank der grosszügigen Schenkung Emilia Kabakovs nun Teil der Sammlung der Zuger Kunstgesellschaft. Davon profitieren auch hiesige Kunstinteressierte, denn das Werk wird ab dem 19. Oktober bis zum 28. Juni 2026 im Kunsthaus Zug Schaudepot in einer Ausstellung präsentiert. Mit der Schenkung von «The Tennis Game. Im Dialog mit Boris Groys.» erweitert die Zuger Kunstgesellschaft ihre Sammlung mit dem Werk von Ilya und Emilia Kabakov, die das Haus seit den 2000er-Jahren begleiten.
«Das Thema ‹Tier› löst in mir Ratlosigkeit aus» – mit diesem Satz beginnt das Werk, der Tennismatch, des Künstlerpaars Ilya und Emilia Kabakov. Rasch wird deutlich, dass hier nicht vom Tier die Rede ist, sondern vom Menschen, gefangen im Strudel gesellschaftlicher und weltpolitischer Umbrüche. Es entspinnt sich ein dynamischer Schlagabtausch tiefsinniger Fragen, humorvoller Bemerkungen und prägnanter Bekenntnisse zwischen Ilya Kabakov und dem Philosophen Boris Groys.
Ihr Frage-Antwort-(Tennis)-Spiel, festgehalten auf 14 Schiefertafeln, die das tennisfeldgrosse Werk umrahmen, entfaltet einen faszinierenden Sog. Betritt man als BesucherIn das Feld, wird man unweigerlich selbst Teil des Spiels, pariert Fragen, lässt sich mitziehen. Ilya und Emilia Kabakov erweisen sich dabei als gekonnte ErzählerInnen, denn «The Tennis Game. Im Dialog mit Boris Groys.» zeigt eindrucksvoll, wie ihr vielschichtiges Werk den Graben zwischen Osten und Westen überwindet – indem es beiden die Utopie nimmt.
In New York und der ganzen Welt
Ilya (1933–2023) und Emilia (*1945) Kabakov zählen zu den bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Ihr Schaffen bewegt sich zwischen Konzeptkunst, Installation, Literatur und Musik. Mit feiner Poesie und subversivem Humor beleuchten sie die Macht von Ideologien, die Zerbrechlichkeit des Erinnerns und die menschliche Sehnsucht nach Utopie.

Ausstellungsansicht GALLERIA CONTINUA/San Gimignano, 2001,
© Courtesy of the artists & GALLERIA CONTINUA
Fotograf: Attilio Maranzano
Ilya Kabakov, im ukrainischen Dnipro geboren, galt als prägende Figur des Moskauer Konzeptualismus und war eine Schlüsselfigur der inoffiziellen Kunstszene der Sowjetunion. 1988 übersiedelte er in die USA, wo er gemeinsam mit seiner Frau Emilia ein künstlerisches Duo bildete. Aus dieser Partnerschaft entstand ein international gefeiertes Œuvre, das in zahlreichen Museen und auf Biennalen präsentiert wurde – darunter auf der documenta, der Biennale di Venezia, im MoMA New York und in der Tate Modern. Das Werk der Kabakovs überschreitet seit Jahrzehnten politische wie geografische Grenzen. Emilia lebt und arbeitet in Long Island bei New York, wo auch Ilya bis zu seinem Tod im Mai 2023 ansässig war.
Bis heute eine wichtige Stimme
Boris Groys (*1947 in Ost-Berlin) ist ein weltweit einflussreicher Philosoph und Kunsttheoretiker russisch-jüdischer Herkunft. Aufgewachsen in der Sowjetunion, widmet er sich seit den 1970er-Jahren der Erforschung der russischen Avantgarde, des Totalitarismus und der sowjetischen Kultur. Groys zählt zu den wichtigsten intellektuellen Wegbegleitern von Ilya und Emilia Kabakov. Er ordnet ihr Werk als zentrale Position innerhalb des Moskauer Konzeptualismus ein und liest es als vielschichtige Reflexion über Erinnerung, Ideologie und verlorene Utopien.
Seine Analysen trugen entscheidend dazu bei, das Werk der Kabakovs in den westlichen Kunstdiskurs einzubetten. Neben seiner Tätigkeit als Philosoph und Medientheoretiker kuratierte Groys 2011 den russischen Pavillon der 54. Biennale di Venezia unter dem Titel «Total Enlightenment – Moscow Conceptual Art, 1960–1990». Heute lehrt er an der New York University und prägt mit prägnanten Beiträgen zu Ausstellung, Macht und Medialität den internationalen kunsttheoretischen Diskurs.
Tennis oder Pingpong?
Die Projektleitung hatte bis im April dieses Jahres Matthias Haldemann inne, seit Juni Mia Jenni. Das Tennisfeld ist ab Sonntag, 26. Oktober, sonntags im zweiwöchentlichen Rhythmus von 10 bis 17 Uhr zugänglich. Bei Bedarf ist es für grössere Gruppen auch möglich, das Werk nach Absprache zu besuchen. Der Eintritt ist kostenlos.

Ilya & Emilia Kabakov
Tennis Game Conversazione fra Ilya Kabakov e Boris Groys
1999–2001
Videostandbild
© Courtesy of the artists & GALLERIA CONTINUA
Ergänzend zur Ausstellung bietet das Kunsthaus Zug mehrere passende Veranstaltungen an, jeweils mit Projektleiterin Mia Jenni als Verantwortliche. Neben der Eröffnung, quasi dem Aufschlag, kommenden Donnerstag von 18 bis 21 Uhr, gibt es unter anderem am Sonntag, 26. Oktober, von 14 bis 16 Uhr den Return. Damit ist konkret ein Stadtrundgang gemeint, auf dem Jenni zeigt, wie die Kabakovs Zug prägen.
Am Sonntag, 23. November, steht ein Ass an: Von 14 bis 17 Uhr lädt das Kunsthaus Zug zum offenen Atelier, bei dem alle eingeladen sind, zeichnerisch auf die tiefgründigen wie humorvollen Fragen des Werks zu antworten. Die entstandenen Arbeiten werden dabei Teil der Ausstellung. Zwei Wochen später, am 7. Dezember, kommt es von 14 bis 17 Uhr im offenen Atelier zu einem Ballwechsel in Form eines Pingpong-Turniers und Wortgefechts. Konkret können sich Interessierte mit einer Fusion aus Pingpong-Turnier und schnellem Frage-Antwort-Spiel der Installation nähern, wobei die Resultate wiederum Teil der Ausstellung werden. Für den Stadtrundgang ist eine Anmeldung bis 23. Oktober erforderlich; sämtliche Veranstaltungen sind kostenlos. Im 2026 wird es weitere Veranstaltungen geben, wobei das Kunsthaus Zug diese gegen Ende Jahr kommunizieren wird.