Das Invictis Pax geht in seine insgesamt elfte Runde. Das Minifestival direkt vor dem Alpineum in Luzern präsentiert ein musikalisch buntes Line-up mit ganz viel Lokalkolorit. Anschliessend geht die Feier an der Baselstrasse weiter.
Luzern zählt nur ein Minifestival mitten in der Stadt. Dieses hat dafür richtig viel zu bieten und ist erst noch kostenlos. Das Invictis Pax findet zum bereits elften Mal statt – dies wiederum auf dem Vorplatz der Kapelle Invictis Pax direkt beim Alpineum Kaffeehaus Bar und in unmittelbarer Nähe zum Löwendenkmal. Am Samstag, 9. August, verwandelt sich der Touristen-Hotspot also wiederum für einen Tag in eine Bühne für lokale Bands; organisiert vom Alpineum, das auch für die kulinarische Verpflegung mit feinem Essen wie Burgern und erfrischenden Drinks zuständig ist.
Los geht es familienfreundlich bereits um 14 Uhr, bevor es dann ab 15:15 Uhr richtig musikalisch wird mit Lou Santana. Der Rapper und Produzent hat sich vor allem durch seine aussergewöhnliche Mischung aus Abstract Hip-Hop, Soul und experimentellen Klängen einen Namen gemacht hat. Sein künstlerischer Ansatz hebt sich von klassischen Rap-Produktionen ab und spricht besonders Fans von experimenteller und abstrakter Musik an. Zu seinen bekanntesten Songs zählen beispielsweise «Loot!», «Like Mike», «LUV» und «nostalgia».
Es wird düster
Weiter geht es ab 17 Uhr mit Nadanix. Das Luzerner Darkwave-/Coldwave-Duo besteht aus Nadja und Damian. Seit rund zwei Jahren veröffentlichen sie gemeinsam Musik, darunter ihren ersten Release «gewitternacht» im Juli 2023. Ende 2024 erschien ihr Debütalbum «zwischen himmel und erde», welches von Radio 3FACH als Album der Woche ausgezeichnet wurde.
Die Musik von Nadanix zeichnet sich durch breite, melodische Synthesizer-Klänge und eine Atmosphäre aus, die an die 1980er-Jahre erinnert. Die Texte, meist auf Hochdeutsch und manchmal auf Englisch, beschäftigen sich häufig mit Themen wie mentaler Gesundheit oder zwischenmenschlichen Beziehungen, beispielsweise Trennungen. Der Sound ist stimmungsvoll, detailreich, stets melancholisch, bleibt jedoch zugänglich und inspirierend. Nadja übernimmt meistens den Gesang und die Texterstellung, während Damian für die Produktion der Beats zuständig ist – mittlerweile arbeiten beide aber an allen Bereichen gemeinsam.
Reggae und Punk
Um 19 Uhr stehen dann Roots Treatment auf der Bühne. Das Luzerner Roots Reggae- und Dub-Kollektiv ist vor allem für seine energiegeladenen Soundsystem-Partys bekannt. Die Crew wurde von Jahwa Roots Selection gemeinsam mit Jah Turbo gegründet. Musikalisch steht Roots Treatment für eine tiefgehende Auswahl an klassischem Roots Reggae und Dub. Ziel ist, das traditionelle Soundsystem-Feeling nach Luzern zu bringen und ihre Begeisterung für die ursprünglichen jamaikanischen Klänge live zu vermitteln.
Den Abschluss machen ab 20:45 Uhr Suicide Catdoors. Die Luzerner Band steht für eine kraftvolle Mischung aus organisiertem Chaos, roher Energie und kreativer Vielfalt. Ihr Werdegang ist von schnellen Schritten geprägt: 2024 gewannen sie den Bandwettbewerb Sprungfeder, was ihnen den Weg zu ersten Festivalauftritten ebnete, etwa am Honky Tonk Festival sowie am B-Sides in diesem Jahr.
Musikalisch vereinen Suicide Catdoors Einflüsse aus Rock und Punk und bringen diese live als wilde und mitreissende Bühnenshows ans Publikum. Dabei ist ihnen die Interaktion mit ebendiesem besonders wichtig: Ihre Auftritte leben von Moshpits, Crowdsurfing und einer engen Verbindung zur Crowd. Die Band bleibt stilistisch flexibel – alte Songs werden neu interpretiert, das Set verändert sich ständig und die Instrumentierung ist dynamisch. Trotz ihres experimentellen und ungezähmten Ansatzes zieht sich der rote Faden aus Punk- und Rockwurzeln durch ihr Schaffen. Ihre Vision geht dabei über Luzern hinaus: Künftige Touren und Veröffentlichungen sind geplant, und sie träumen davon, ihre Musik auch international auf die Bühne zu bringen.
Weiter geht es im Kiosk
Im Gegensatz zu in Vorjahren ist auch schon der Ort sowie das Line-up für die Afterparty kommuniziert. Diese steigt im Kiosk an der Baselstrasse ab 23 Uhr. Den Anfang macht wie schon im Vorjahr Samuel von Bassdas und GMCA, bevor es mit zwei DJanes aus dem Hause T4N6R4M weitergeht. So steht ab 1 Uhr Clari Ann hinter dem DJ-Pult. Die Brasilianerin lebt seit mehreren Jahren in Luzern und ist in der Leuchtenstadt fest in der elektronischen Musikszene verankert. Ihre DJ-Karriere begann bereits im Alter von 16 Jahren in Brasilien, wo sie zunächst mit Genres wie Trance und Chill Out arbeitete. Nach einem prägenden Festivalauftritt 2008 am Universo Paralello in Brasilien zog sie aufgrund ihrer Beziehung mit dem Luzerner Produzenten Khainz in die Schweiz und etablierte sich hier in der Szene.
Im Laufe ihrer Karriere entwickelte sich Clari Anns Stil stetig weiter – ihr Sound ist heute geprägt von elektronischer Underground-Musik wie Dub, Techno, Psychedelic Techno, Deep Tech, Minimal, Techhouse und Organic House, die sie je nach Energie und Stimmung des Publikums variabel mischt. Sie legt einen besonderen Fokus auf groovige, pumpende und tanzbare Sets.
Clari Ann ist national wie international aktiv und spielte auf Festivals und in Clubs auf mehreren Kontinenten, unter anderem im Brasilien, Spanien, Thailand und Australien. Ausserhalb ihrer musikalischen Tätigkeit engagiert sie sich künstlerisch und beruflich im Bereich Mode und Design und sie setzt sich aktiv für die Sichtbarkeit von Frauen in der elektronischen Musikszene ein.
Von der Copacabana nach Luzern
Um 3 Uhr übernimmt ihr Landsfrau Marian Flow. Die DJane, Musikproduzentin und Unternehmerin bringt über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der elektronischen Musikszene mit. Sie stammt aus Rio de Janeiro und begann ihre Karriere 1999 als Resident-DJ im legendären Club Bunker an der Copacabana – zu einer Zeit, als weibliche DJs in Brasilien noch selten waren. In den frühen 2000ern gründete sie zusammen mit ihrem Partner das Duo Flow & Zeo, mit dem sie weltweit auf renommierten Festivals wie Love Parade, Rock in Rio, Fusion, Tomorrowland und Watergate spielte. In dieser Zeit veröffentlichte die Brasilianerin über 100 Tracks auf international bekannten Labels wie Universal Music, Get Physical, Katermukke und Great Stuff.
Seit 2023 konzentriert sich Marian Flow wieder auf ihre Solo-Karriere und hat seither mehrere EPs veröffentlicht sowie besondere Projekte realisiert, darunter Kollaborationen mit indigenen MusikerInnen. Zudem betreibt sie das Label Music is Magic und engagiert sich als Mentorin an der AIMEC Music School zur Förderung der nächsten DJ-Generation. Musikalisch reicht ihr Spektrum von House und Deep House über Tech House bis zu organischeren, von Percussion und Gitarre geprägten Klängen. Besonders bekannt sind ihre hypnotischen, energetischen und vielseitigen DJ-Sets.
Für das Finale an der Afterparty sorgt mit Guy De Prà eine Koryphäe des Luzerner Nachtlebens und der lokalen elektronischen Musikszene, der ein Heimspiel geniesst. Musikalisch bewegt er sich bevorzugt in Genres wie Electro, Minimal, Dark Wave und Breaks und ist bekannt dafür, seine Sets stets abwechslungsreich zu gestalten und sich nicht auf einen Stil festzulegen. Als DJ trat er unter anderem beim Luzern Live im vergangenen Jahr auf.
Neben seiner DJ-Tätigkeit prägte Guy De Prà auch das Luzerner Nachtleben durch sein Engagement als Betreiber verschiedener Clubs. Er war bis Ende April 2023 Leiter des Neubad-Klubs und zieht nun die Fäden in ebenjenem Klub Kiosk.
Tickets für die Afterparty sind im Alpineum erhältlich sowie am Festival vor Ort.