Lo & Leduc stellen ihr neues Album «Mercato» vor

Die Saenger schlendern auf der Strasse.
Das Gefühl, durch den Mercato zu schlendern, nicht genau zu wissen, wonach man überhaupt sucht und trotzdem irgendwie fündig werden. Eines der Gefühle, das Lo & Leduc zu transportieren versuchen. Bild: Maximilian Lederer

Lo & Leduc melden sich mit ihrem neuen Album «Mercato» zurück. Wobei sie gar nie wirklich weg waren. Und ihre Hits sowieso immer noch jede und jeder im Ohr hat. Mit «Mercato» wagen sie sich aufs Mixtape-Parkett, ohne ihre Handschrift dabei zu verlieren.

«0-7-9», het sie gseit / «Du weisch immer no nüt», het sie gseit / Nidmau tschüss het sie gseit, ey / Und i frage sie ob ig ihri – «tüt tüt tüt», het sie gseit, «tüt tüt».

Diese Songzeilen kann so ziemlich jede und jeder hierzulande mitsingen. 2018 brachen Lo & Leduc mit 079 sämtliche Rekorde: Der Song stand 21 Wochen lang auf Platz 1 der Schweizer Single-Hitparade. Das Lied wurde ausserdem mit 6-fach-Platin ausgezeichnet.

Bereits davor produzierte das Berner Erfolgsduo Hits mit Ohrwurmcharakter wie All die Büecher, Jung verdammt und Blaui Peperoni, die Lorenz Häberli (35) und Luc Oggier (32) in den Schweizer Pophimmel hievten.

So eine richtige Pause haben sich Lo & Leduc seit den ersten grossen Erfolgen nie gegönnt. Auch während des Lockdowns waren sie nicht untätig, tüftelten an neuen Liedern und irgendwann wurde das Potpourri an Songs so gross, dass sie gemeinsam mit den Produzenten entschieden: Es ist Zeit für ein neues Album.

Am 18. Februar erscheint dieses nun, «Mercato» mit Namen. Einige Lieder davon haben sie bereits veröffentlicht, darunter Tribut, Rosé und Benzin sowie Taxi Taxi. Im März und April gehen Lo & Leduc dann auf Mercato-Tour (siehe Box).

Bis dahin ist jedoch noch etwas Zeit. Unter anderem für ein Interview mit FonTimes. Darin verraten sie, weshalb sie trotz Streaming und verändertem Hörverhalten an die Bedeutung des Albums glauben, wie sie versuchen, die Leichtigkeit einer frischen Songidee während der Produktion beizubehalten und ob man sie auch wieder mit einem Leseprogramm auf den Kleinkunstbühnen sehen wird.

Lo & Leduc
Bild: Maximilian Lederer
Lo & Leduc Lorenz Häberli (35) und Luc Oggier (32) wuchsen beide in Bern auf, studierten Geschichte und Germanistik. 2007 lernten sie sich kennen, seit 2009 sind sie als Band unterwegs und schafften 2014 mit ihrem Album «Zucker fürs Volk» den Durchbruch. 2018 brachte ihnen der Hit 079 sechs Platinauszeichnungen ein und er stand 21 Wochen lang auf Platz 1 der Schweizer Single-Charts – Rekord. 2015 gewannen sie Swiss Music Awards in drei verschiedenen Kategorien. Dies schaffte vor ihnen erst Stress 2008. Auch haben Lo & Leduc bereits mehrere Prix Walo in ihrem Palmarès stehen. Am 18. Februar erscheint ihr siebtes Album «Mercato».

Lo & Leduc, am 18. Februar erscheint euer neues Album «Mercato». Ein sehr abwechslungsreiches Album, auf dem in vielen Stücken implizit und explizit Gefühle angedeutet werden, die sich teilweise gar nicht so recht beschreiben lassen. Unter anderem auch in Zwüschezit. Beschreibt der Song auch, wie ihr euch wie so viele Menschen im Moment fühlt? Das Gefühl einer lange andauernden Zwischenphase, in der so vieles auf Pause gedrückt ist und man nicht weiss, wie lange noch.

Lo: Zumindest für mich ist Zwüschezit kein Pandemiesong, sondern eine Reflexion über eine Paarbeziehung. Obwohl die ursprüngliche Songidee tatsächlich einen Bezug zur Pandemie hat, geht es um Liebe, es ist eine Ode an den Augenblick.

Lässt man sich wirklich auf jemanden ein, bedeutet dies immer auch, im Jetzt zu sein. In einem negativen Sinne deckt sich dies mit der durch die Coronapandemie entstandenen Situation: Wir wissen nicht, wie es weitergeht und müssen jeden Tag aufs Neue bereit sein, auf Veränderungen zu reagieren.

Ein «reiner» Pandemiesong ist auf dem Album nicht zu finden.

Lo: Nein, jedoch stellt sich auch immer die Frage, ob man die Lieder als Pandemiesongs interpretiert, weil wir aktuell eine solche haben oder ob es tatsächlich Pandemiesongs sind. In den letzten eineinhalb Jahren hatten wir bei jedem unserer neuen Songs irgendwann das Gefühl, man kann eine Verbindung zur Pandemie herstellen.

Trotzdem hat die Coronapandemie einen Einfluss auf praktisch sämtliche Bereiche unseres (Zusammen)lebens. Wie sehr hat sich dadurch die Produktion von «Mercato» verändert?

Leduc: Wir haben uns dadurch verstärkt Inseln schaffen müssen – nur schon in organisatorischer Hinsicht. Wenn wir beispielsweise mit unseren Produzenten einige Tage irgendwo hinwollten, war dies jeweils von logistischen Unsicherheiten begleitet.

Die Rückzugsorte, die wir für die Produktion brauchen, sind noch wichtiger geworden. Nur schon, um aus den eigenen vier Wänden rauszukommen und in einem isolierten Kontext Musik machen zu können. Wir haben uns für das Tessin als unsere Insel entschieden, weil wir dort ein Haus für die Zeit beziehen konnten.

Das Team sitzt auf einer Veranda in Tessin.
Die Equipe während der Albumproduktion im Tessin. Bild: Facebook Lo & Leduc

Lo: Tatsächlich war unser erster Ansatz, Songs zu produzieren und nicht, auf ein Album hinzuarbeiten. Dann kam die erste Welle und wir haben einige Remote-Sessions via Zoom mit Sir Jai von den Jugglerz (Produzenten von «Mercato», Anm. d. Red.) durchgeführt, Songschnipsel und Beats hin- und hergesendet. Erst im Sommer 2020 trafen wir uns erstmals wieder und ein Jahr später entschieden wir uns, ein neues Album zu produzieren.

Es war entsprechend ein langsamer und langer Prozess und dadurch, dass wir isoliert mit dem Songwriting begannen, unterschied sich die Produktion tatsächlich. Das letzte Mal gab es dies vor rund zehn Jahren, als Luc für ein halbes Jahr verreiste und wir im Anschluss beide unsere Songideen einbrachten.

Immer mehr MusikerInnen arbeiteten bereits vor der Pandemie nicht mehr explizit auf ein Album hin. Vielmehr folgt ein Album, wenn es sich gerade ergibt. Dies unter anderem aufgrund der zunehmenden Wichtigkeit des Streamings für die KünstlerInnen. Hat dies einen Einfluss darauf, wie ihr Musik macht?

Leduc: Gerade weil wir damit gross geworden sind, hängen wir eigentlich immer noch sehr am LP-Format. Es kann dadurch ein schöner Bogen gespannt und Geschichten erzählt werden. Bloss einzelne Songs rauszuhauen, würde sich nicht wirklich gut anfühlen. Tatsache ist: Es kommen jeden Freitag tausende Songs raus und viele Werke gehen in dieser lauten Flut komplett unter.

Die Herausforderung ist, solche Trends anzuerkennen, mit ihnen zu spielen und gleichzeitig nicht ins andere Extrem zu fallen und nur noch in fragmentierten Einzelstücken zu denken. Das Album als Gesamtpaket hat für uns einen ganz anderen Wert und ich glaube, dass so auch für die HörerInnen ein längerfristiger und wertvollerer Wert geschaffen werden kann.

«Mercato» entstand über einen Zeitraum von fast zwei Jahren. Machte es dieser lange Zeitraum schwieriger, dass das Album schlussendlich aus einem Guss daherkam?

Lo: Ich glaube nicht. (Überlegt). Wobei, es hat ein Stück weit schon einen Compilation-Charakter.

Leduc: Zu Beginn war dieser Mixtape-Charakter noch ausgeprägter. Während der Finalisierungsphase wurde das Ganze jedoch automatisch «eingeköchelt». Am Ende war ich sehr glücklich, als ich realisierte, dass das Album als Ganzes funktioniert und die anfängliche Leichtigkeit immer noch hörbar ist.

Das Cover von Mercato.
So sieht das Cover von «Mercato» aus. Bild: Facebook Lo & Leduc
Mercato-Tour Am 11. März starten Lo & Leduc ihre Mercato-Tour im Dachstock in Bern. Die Plattentaufe ist bereits ausverkauft, doch findet am Tag darauf ein Zusatzkonzert im Dachstock statt. Unter anderem führt sie die Tour auch in die Schüür in Luzern (16. April) und ins Exil in Zürich (30. April). Im August sind weitere Konzerte in Schaffhausen, Spiez und Arbon geplant.

Diese Leichtigkeit ist auf jeden Fall immer noch klar erkennbar. Ist dies eurer Meinung nach aktuell passend, da unter Umständen gerade jetzt viele Leute genau das brauchen?

Leduc: Ich weiss nicht, ob die Songs so viel mit der aktuellen Zeit zu tun haben und nicht eher mit uns und den neuen Herausforderungen, denen wir uns beim Songwriting annehmen. Was ich aktuell sehr spannend finde, ist, wie man es schaffen kann, von einer ersten losen Songidee bis zum fertigen Lied die Leichtigkeit nicht zu verlieren.

Man kann sich natürlich die Frage stellen, welche Musik in einer für viele Menschen schwierigen Zeit erscheinen soll. Ich fände es wohl tatsächlich schwierig, in einer solchen Phase kompromisslose Gute-Laune-Musik zu veröffentlichen. Auf der anderen Seite will man mit seiner Musik die Leute nicht noch weiter runterziehen.

Lo: Wir fanden in dem Sinne einen Zwischenweg, als dass wir mit Ei Hand die anderi den zeitgebundensten und explizitesten Song bereits im Vorfeld und ausschliesslich auf Youtube veröffentlichten. So steht dieser quasi etwas ausserhalb.

Mit Ei Hand die anderi bezogt ihr klar Stellung im Vorfeld zur Abstimmung über die Pflegeinitiative. Ihr äussert euch auch sonst politisch, nicht nur in euren Songs. War es ein Prozess, um dahin zu gelangen, zu sagen, hey, wir alle tragen eine Verantwortung und müssen den Mund aufmachen und Haltung zeigen?

Leduc: Im Prinzip ist man immer politisch und alles ist politisch. Auch wenn man den Mund nicht aufmacht, ist dies politisch. Es war in dem Sinne ein Prozess, als dass wir durch die explosionsartige Steigerung unseres Bekanntheitsgrades plötzlich deutlich grössere Resonanzräume hatten.

Grundsätzlich hat aber jede und jeder Resonanzräume, und es gilt sich zu überlegen, wo und wie man Haltung zeigen will, oder eben nicht. An unserem Familientisch wurde immer rege über Politik diskutiert, und deshalb schien mir dies – unabhängig von meinem Beruf – als dringliche Notwendigkeit.

Lo: Ich bin erst später politisiert worden. Meiner Meinung nach war es nicht bloss ein Prozess, es ist jeden Tag wieder einer. Als Kulturschaffender wirst du immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob du zu diesem oder jenem Thema Stellung beziehen sollst und falls ja wie und wann: Lieber die Botschaft in einen Song verpacken? Oder lieber ein Post auf Social Media? Die Frage, wie man diese Resonanzräume sinnvoll füllt, begleitet einen ständig – gerade als weisse Cis-Männer.

Lo & Leduc halten einen Stimmzettel vor die Kamera.
Lo & Leduc scheuen sich nicht davor, politisch Haltung zu zeigen. Bild: Instagram Lo & Leduc

Zumal sich diese Resonanzräume auch ständig verändern. Gab es einen Moment, an dem ihr realisiert habt, eine Stimme zu haben, die gehört wird und entsprechend nutzen könnt?

Leduc: Auch dies war ein Prozess. Ab und an erhalten wir Mails à la «bleibt doch bei euren ‹Liedli› und spielt nicht Politiker». Es ist ein recht abenteuerlicher Ansatz, wenn man der Überzeugung ist, einzig PolitikerInnen sollen sich politisch äussern und handeln. Dabei sollte die Beteiligung am politischen Prozess so breit abgestützt als möglich sein und möglichst viele unterschiedliche Akteure involvieren.

Kann es zu einem Balanceakt werden, dass man irgendwann nicht mehr primär für sein künstlerisches Schaffen wahrgenommen wird?

Leduc: Es ist in der Tat ein Abwägen. Würde man politische Dossiers eins zu eins übersetzen und in seine Songs packen, verkäme man irgendwann zum Partei-Rapper, zur Kommunikationsabteilung einer Organisation.

Stellt diese Gefahr, als «singenden Flyer» wahrgenommen zu werden, für euch eine rote Linie in eurem Schaffen dar?

Lo: Ich glaube nicht, dass es auf inhaltlicher Ebene eine konkrete rote Linie gibt. Als MusikerIn vermittelt man immer gewisse Inhalte. Auch explizit unpolitische Songs haben eine politische Dimension, indem sie diesen Aspekt ausklammern. Aber es gibt schon Dinge, die wir wohl nicht tun würden. Beispielsweise bei der Delegiertenversammlung einer Partei aufzutreten.

Wie habt ihr auf «Mercato» versucht, neue Anreize zu schaffen? Sowohl in musikalischer Hinsicht als auch in Bezug auf das Songwriting.

Lo: Die grösste Freude bereiten einem meist Songideen. Anschliessend folgt eine grobe Ausformulierung und es entsteht eine Liedskizze. Nun gilt es, diese in eine Songstruktur zu giessen, ohne das anfängliche Gefühl, woraus die Songidee entstand, zu verlieren.

Genau dieser Herausforderung, dass die Songs im Verlaufe des Prozesses nicht steril werden, stellen wir uns aktuell. Beispielsweise bei Taxi Taxi ist uns dies sehr gut gelungen.

Leduc: Genau, es geht darum, eine Stimmung zu transportieren. Wenn man es stilistisch runterbrechen möchte, befinden wir uns aktuell nicht primär in linearen Geschichten, sondern eher in Collagen und Assoziationen.

Beispielsweise in Zwüschezit fragt man sich als HörerIn im ersten Moment vielleicht, inwiefern die eine Zeile mit der nächsten zusammenhängt, doch für uns fühlen sie sich in dieser Kombination richtig an.

Lo & Leduc auf der Bühne
Bald können Lo & Leduc endlich wieder auf Tour gehen. Bild: Facebook Schaffhausen in Bildern

Ihr sprecht das Collagenartige an. Dies kann die Songs für den Hörer oder die Hörerin etwas weniger zugänglich machen, der Mitsing-Faktor wird reduziert. Seid ihr bereit, weniger Kompromisse einzugehen im Vergleich zur Vergangenheit? Gerade weil ihr kommerziell äusserst erfolgreich unterwegs seid und ein sehr breites Publikum erreicht.

Leduc: Grundsätzlich ist immer Druck da, dass sich die Musik verkaufen muss. Man versucht jeweils, dies beim Songwriting auszublenden. Doch wäre es anmassend, zu denken, es habe keinen Einfluss. Generell trauen wir unseren HörerInnen sehr viel zu, dass sie mit uns wachsen.

Als KünstlerIn gilt es stets, ein Mittelmass zu finden, wie weit man sich immer wieder neu erfinden möchte und wann es auf der anderen Seite eine Wiederholung vergangener Werke ist.

Ein Musiker, der dies aktuell brillant umsetzt, ist Stromae. Nach acht Jahren kommt er zurück und in jeder Sekunde seiner neuen Werke hört man seine DNA raus – ohne dass es Duplikationen seiner vergangenen Hits wären.

Bei euch ist das Songwriting eine Co-Produktion. Kann das zu Konflikten führen, wenn jemand mit einem Song kommt, bei dem er das Gefühl hat, dieser ist praktisch ausgereift und funktioniert so und der andere nimmt den Song dann trotzdem nochmals auseinander?

Lo: Die ganze Zeit. Ich finde das jedoch grossartig. Wir sind selbst unsere grössten Kritiker mit dem zweitgrössten Kritiker, der direkt daneben sitzt und dem dritt- und viertgrössten, die ebenfalls im Studio sind.

Da ist es ein ständiges Aushandeln, wann ein Song für uns beide und die Produzenten funktioniert. Wenn wir beim Gefühl bleiben, das jemand im Song transportieren möchte: Kommt einer von uns mit einem solchen Gefühl ins Studio, muss er dieses erst den anderen vermitteln können.

Entweder findet man durch viel Kommunikation eine gemeinsame Ebene oder man muss die Songidee unter Umständen dem anderen überlassen. Dass einer von uns bei einem Song den Lead innehatte, gab es bei «Mercato» mehrmals, zum Beispiel bei Zwüschezit oder Affogato. Früher achteten wir stärker auf ausgeglichene Singanteile.

Kann dies auch schmerzen, wenn man eine Songidee, für die man Feuer und Flamme ist, aufgeben muss, weil dieses Feuer beim anderen nicht ankommt?

Lo: Dann war die Zeit einfach noch nicht reif für den Song und er oder Teile davon entstehen zu einem späteren Zeitpunkt. Das aktuelle Album enthält Liedzeilen, die zehn oder 15 Jahre alt sind. Im ersten Moment mag es weh tun, aber wenn die Idee gut ist, kommt zumindest ein Teil davon später zum Einsatz.

Drei Leute präsentieren ihre Platintafeln vor einem Zirkuszelt.
Auch der Song Tribut erreichte Platinstatus. Bild: Facebook Lo & Leduc

Im Gegensatz zu anderen MusikerInnen und Bands wart ihr in letzter Zeit nicht ganz auftrittslos. Die bislang letzten Auftritte waren am Zauberwald Lenzerheide am 17. Dezember und am Touch the Mountains in Interlaken am 1. Januar. Am 11. März startet dann die Mercato-Tour im Dachstock in Bern. Wie wichtig ist es, dass die auftrittslose Zeit nicht zu lange dauert, damit die Chemie auf der Bühne nicht verloren geht?

Lo: Wir haben gemerkt, dass man sich relativ schnell von dieser Bühnenrolle entfernt. Doch die Automatismen auf der Bühne klickten sehr schnell wieder und wir leckten umgehend wieder Blut. Klar ist: Wenn man viele Konzerte spielt, spielt man auch bessere Konzerte.

Leduc: Steht die Maschine mit uns, Band, TechnikerInnen etc. für längere Zeit still, muss sie erst wieder ins Laufen gebracht werden. Entsprechend kräftezehrend ist das Stop-and-Go. Die Mercato-Tour werden wir als DJ-Tour mit DJ Mo bestreiten, was sich durch das Mixtape-Feeling des Albums anbietet. Wir freuen uns sehr auf diese Konzerte!

Wie habt ihr die konzertfreie Zeit erlebt?

Lo: Ich realisierte, dass mir der Rummel und die Öffentlichkeit nicht wirklich gefehlt haben. Konzerte zu spielen ist etwas vom Grössten, doch ist es nicht die Aufmerksamkeit, die ich brauche. Es ist das Machen selbst.

Ihr wart auch mit einem Leseprogramm auf Tour: «Wörter wie wir». Wird man euch irgendwann mit einem neuen Programm wieder auf den Kleinkunstbühnen sehen?

Lo: Das ist der Plan.

Leduc: Es bietet sich auf jeden Fall an, denn wir werkeln sowieso die ganze Zeit an Texten rum. Es war kein einmaliger Ausflug, sondern vielmehr eine weitere Möglichkeit, wie wir gewisse Themen beackern können.

Themen, die sich schwer in Songs packen lassen?

Leduc: Genau. Manche sind zu komplex, um sie in einem dreiminütigen Song zu verarbeiten. Oder wir sind punkto Songwriting einfach noch nicht so weit.

Das Plakat zum Leseprogramm zeigt das Duo in weissen T-Shirts vor einem orangem Hintergrund.
Wann werden wir Lo & Leduc mit einem neuen Leseprogramm auf den Kleinkunstbühnen sehen? Bild: Instagram Lo & Leduc

Halfen euch diese Auftritte manchmal auch, euch wieder zu erden nach Auftritten vor Tausenden von Leuten?

Lo: Ich glaube nicht, dass wir das Bewusstsein verlieren, dass wir weiter hart arbeiten müssen. Auch nach grossen Konzerten nicht. Es ist einfach eine ganz andere Form des Auftretens: viel intimer und so auf eine Art viel schwieriger.

Bei einer Lesung kannst du jedem und jeder aus dem Publikum in die Augen schauen und erhälst weniger Rückmeldung: Kein Klatschen und Mitsingen wie bei Konzerten. Entsprechend muss bei Lesungen eine neue Selbstsicherheit auf der Bühne gewonnen werden.

Schauen wir zum Schluss noch etwas voraus. Mit der anstehenden Mercato-Tour ist das Programm grossmehrheitlich gesetzt. In welche Bereiche ausserhalb der Musik würdet ihr gerne mehr Zeit investieren?

Lo: Vielleicht mehr Sport treiben? Musiker ist ein Job ohne Ende – der jedoch sehr viel Spass macht. Für mich stimmt es eigentlich, was und woran wir arbeiten.

Leduc: Ist ein Projekt abgeschlossen, denkt man musikalisch bereits wieder weiter. Entsprechend wird der Fokus weiterhin auf der Musik liegen.

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