«Herzblut kann man nicht lernen»

Slavica Krstic leitet das Pflegewohnheim Smaily

Slavica Krstic leitet das Pflegewohnheim Smaily in Schlieren. Im Interview erklärt sie, warum biografiebezogene Betreuung für Menschen mit Demenz so wichtig ist, welche Rolle Hunde im Smaily-Alltag spielen und wieso Wärme und Würde im Heim mehr zählen als jedes Konzept.

Slavica Krstic, was macht das Pflegewohnheim Smaily besonders?

Wir sind bewusst klein – drei Wohngruppen mit je zehn Plätzen. Das erlaubt uns eine sehr persönliche, familiäre Atmosphäre. Unser Schwerpunkt liegt auf biografiebezogener Betreuung, ganzheitlicher Pflege und einem geschützten Umfeld. Wir unterscheiden uns von grösseren Institutionen durch Nähe und persönliche Begleitung. Mein Team lebt Demenzpflege nicht nur als Beruf, sondern mit Herzblut. 

Auf Ihrer Website steht: «Das Beste ist oft schwer erreichbar. Unser Ziel ist es trotzdem.» Was bedeutet das konkret?

Dass wir das scheinbar Selbstverständliche nie aus den Augen verlieren: Wärme, Würde und Geborgenheit. Wir orientieren uns an den individuellen Lebensgeschichten, fördern Ressourcen und schaffen ein Umfeld, in dem sich Menschen trotz Demenz sicher und zugehörig fühlen. 

Was verstehen Sie unter ganzheitlicher Betreuung?

Pflege, Alltagsgestaltung, Ernährung, Biografiearbeit und Palliativbegleitung gehören für uns untrennbar zusammen. Es geht darum, Selbstbestimmung zu erhalten, Ängste zu reduzieren und Ressourcen zu fördern. Ganzheitlich heisst für uns, den Menschen als Ganzes zu sehen – nicht nur seine Krankheit. 

Welche Rolle spielen Rituale und Strukturen im Alltag?

Sie geben Sicherheit. Wir haben feste Aufsteh- und Abendrituale, gemeinsame Mahlzeiten, Kaffeerunden, Jahresfeste. Orientierungshilfen sind wichtig: Zimmer sind mit Namen oder Symbolen angeschrieben, wir arbeiten mit angepasster Beleuchtung und bieten einen geschützten Garten. Auch persönliche Möbel im Zimmer oder das bewusste Ansprechen mit dem Namen schaffen Vertrautheit. 

Ihr Team ist speziell geschult – worauf legen Sie Wert?

Neben Fachwissen fördern wir Weiterbildung in Validation, Biografiearbeit, basaler Stimulation und Palliativpflege. Kommunikation, verbal wie nonverbal, ist zentral. Aber genauso wichtig wie die Ausbildung ist die innere Haltung: Geduld, Humor, Empathie. Fachkompetenz kann man lernen, Herzblut nicht. 

Bild von aussen vom Pflegewohnheim Smaily. Menschen sitzen auf der Terrasse

Im Smaily sind auch Angehörige stets willkommen. Bild: zVg

Wie können Angehörige bei Ihnen mitwirken?

Wir pflegen eine offene Tür. Angehörige sind jederzeit willkommen, sei es für Besuche, an Festen oder bei Gesprächen mit dem Team. Es gibt regelmässige Informations- und Austauschabende. Wir beziehen Familien bewusst ein, schaffen Nähe und Mitverantwortung. So fühlen sich auch Angehörige zuhause. 

Ein besonderes Merkmal vom Smaily sind die anwesenden Hunde. Was bewirken diese?

Sie bringen Lebendigkeit, Freude und Nähe. Viele Bewohnerinnen und Bewohner reagieren mit Lächeln, Zuwendung oder Erinnerungen an eigene Tiere. Hunde fördern die Kommunikation, bauen Ängste ab und lindern Stress. Besonders berührend ist es, wenn sich ein sonst zurückgezogener Mensch plötzlich öffnet, weil er einen Hund streichelt. Solche Momente zeigen, dass Begegnung auch ohne Worte möglich ist. 

Wie möchten Sie das Heim weiterentwickeln?

Wir wollen die familiäre Struktur beibehalten und neue therapeutische Impulse aufnehmen – etwa Musik, Bewegung oder tiergestützte Therapie. Auch die Zusammenarbeit mit Angehörigen soll noch intensiver werden. Ein Projekt ist zudem die Durchmischung der Generationen, etwa durch ein Tageshort-Angebot mit gemeinsamen Essen. 

Warum ist Ihnen die Arbeit mit Menschen mit Demenz persönlich so wichtig?

Weil Menschen mit Demenz besonders verletzlich sind. Ich möchte, dass sie trotz Krankheit Würde, Sicherheit und Freude erleben. Das ist mein Herzensanliegen. Meine 30-jährige Erfahrung in Spitälern, Psychiatrie und Spitex hat mir gezeigt, wie sehr ein geschütztes, liebevolles Umfeld gebraucht wird. Diese Erfahrungen haben in mir den Wunsch geweckt, ein eigenes familiäres Heim aufzubauen. 

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