Kunst ist längst mehr als nur Ausdruck – sie ist Begegnung, Austausch und Inspiration. Der Verein kunstzürichsüd in Adliswil verbindet Kreativität, Gemeinschaft und Sichtbarkeit, um die bildende Kunst in der Region Zürich Süd zu fördern. Wir haben Gründungspräsident und Präsident Walter Diem gefragt, warum für ihn jedes Kunstwerk ein Dialog ist – und warum seine Mitglieder stets auf der Spur der nächsten Inspiration sind.
Herr Diem, Sie haben vor 8 Jahren den Verein kunstzürichsüd gegründet und haben heute eine vereinseigene Galerie, ein Gemeinschaftsatelier und über 100 Künstlerinnen und Künstler als Mitglieder. Zudem besuchen Sie gemeinsam mit Mitgliedern Ausstellungen im In- und Ausland. Die Mitglieder von kunstzürichsüd sind Maler, Bildhauer, Installations- und Performancekünstler, Fotografen und Videospezialisten. Wie fördert diese Vielfalt deren Kreativität?
Die Vielfalt an Künstlerinnen und Künstlern bietet enorme Möglichkeiten, sich gegenseitig zu inspirieren und auch vorwärtszubringen. Wer ist denn schon in der Lage, mit über 100 Künstlerinnen und Künstlern zu interagieren?
Wie schaffen Sie den Ausgleich zwischen künstlerischer Freiheit und gemeinschaftlicher Verantwortung?
Unser Gemeinschaftsatelier ist ein kreativer Raum, in dem niemand etwas muss, aber jeder alles kann. Wäre die künstlerische Freiheit nicht gegeben, wäre ein Gemeinschaftsatelier Unsinn. Genauso ist es in unserer Galerie: Wo sich Geschäftsgalerien meist auf eine Kunstrichtung spezialisieren, präsentieren wir das gesamte Spektrum künstlerischen Schaffens.
Welche Bedeutung haben Ausstellungen – sowohl eigene als auch externe – für Ihre Mitglieder?
Die Ausstellungen sind Orte, wo die Künstlerinnen und Künstler ihre Werke der breiten Öffentlichkeit präsentieren können. Es fühlt sich an wie Konzerte für die Musiker und Sänger. Davon lebt die Kunst. Leider sind die Geschäftsgalerien heute zu abgehoben, um «normale» Werke zu zeigen. Das brachte uns dazu, seit nunmehr sieben Jahren, eine eigene Galerie zu betreiben.
Investitionen in Kunst – was macht diesen Markt attraktiv, und wie profitieren Ihre Mitglieder davon?
In diesem Markt gibt es zwei Betrachtungsweisen: Die des Künstlers und die des Betrachters und allfälligen Käufers. Der Künstler investiert vor allem viel Zeit, Freude und Engagement in seine Werke und er freut sich, wenn seine Werke bei den Betrachtern etwas bewegen, das heisst, wenn sein künstlerischer Dialog ankommt. Die Krönung dieses Rituals ist natürlich der Verkauf eines Werkes. Die Besucher von Ausstellungen sollten sich vor allem Zeit nehmen, sich in die Werke, von denen sie sich angesprochen fühlen, zu vertiefen, nur so kann der künstlerische Dialog abgeschlossen werden. Mit dem Kauf eines Werkes kann sich der Kunstliebhaber sein Zuhause verschönern.
Was macht für Sie ein Kunstwerk aus, das wirklich bewegt?
Kunstwerke sind Kommunikationsmittel, sie sollen mit den Betrachtern interagieren. Ein gutes Werk ist das, welches betroffen macht.
Vernissagen, Kunstapéros und Tage der offenen Tür – warum ist Ihr Angebot so vielfältig?
Unsere Galerie lebt von Aktivitäten. Jeden Monat präsentieren wir eine neue Ausstellung mit jeweils anderen Künstlerinnen und Künstlern. Diese werden mit einer Vernissage und der Vorstellung jedes einzelnen Künstlers feierlich eröffnet. An jedem dritten Sonntag im Monat findet ein Kunstapéro statt, der sich heute als soziales, kulturelles und gesellschaftliches Ereignis etabliert hat.
Wie wichtig ist für Sie Ihr Engagement als Präsident dieses Vereines?
Dieses Engagement ist für mich äusserst wichtig, ohne dieses gäbe es den Verein nicht. Man fühlt sich wie ein Elternteil, wenn man die über 100 Mitglieder betreut, motiviert oder einige auch einmal tadelt. So ist die erfolgreiche Führung dieses Vereins eine tägliche Herausforderung.
Sie sind ja selber Künstler, haben Sie denn noch Zeit für Ihre eigene Kunst?
Der Verein fordert sehr, das nimmt durchschnittlich 20 % meiner Aktivitäten ein. Aber ich profitiere vom Verein genauso wie jedes andere Mitglied. Ich werde inspiriert, immer wieder neue Wege zu gehen, mich künstlerisch zu diversifizieren und diese Werke auch zu präsentieren. So zum Beispiel meine neuen Bilderserien in Pop-Art.
Gibt es in Ihrem künstlerischen Schaffen auch eine durchgehende Linie?
Seit Beginn meines künstlerischen Schaffens gehört meine Liebe dem menschlichen Körper und der Natur. So entstanden die Egon-Schiele-artigen erotischen Skizzen und in der zeitgenössischen Interpretation die Pop-Art-Bilder. Aber auch Landschaftsbilder – vor allem Berge – gehören zu meinem Repertoire.
Gab es ein Projekt, das Sie besonders forderte – sei es hinsichtlich Logistik, Exklusivität oder Mitgliederwunsch?
Ja – unsere gemeinsamen Ausstellungen im Ausland (im 2025 in Luxemburg, München, Mühlhausen, Lausanne und Dornbirn). Diese stossen an Grenzen des Machbaren. Erstens ist es sehr teuer, sehr schwierig, die Werke zu transportieren, die Ausstellungsstände zur vollsten Zufriedenheit aller zu gestalten und fröhlich und zufrieden nach Hause zu reisen, auch wenn man einmal nichts verkauft hat.
Ist für Sie auch einmal etwas abgeschlossen oder geht es unaufhörlich weiter?
Bei uns geht alles Schritt für Schritt. Manchmal muss man etwas abschliessen, um vorwärts zu kommen und das ist unser aller Ziel. So wurde z.B. von der Stadt Adliswil unser Gemeinschaftsatelier auf Ende November 2025 gekündigt. Für uns heisst das abschliessen und etwas Neues wagen. Anfang November werden wir unser neues Gemeinschaftsatelier mit Platz für 14 Künstlerinnen und Künstler einweihen können. So schauen wir dafür, dass es mit unserem Verein stets vorwärtsgeht.
Was haben Sie für Pläne für die Zukunft?
Wir werden im nächsten Jahr – im Frühling und im Herbst – eine eigene externe Ausstellung organisieren, obwohl es davon schon viel zu viele gibt. Gründe dafür sind a) uns eindrücklich in anderen Regionen zu präsentieren, um neue Besucherkreise zu generieren und b) dies kostengünstiger als üblich zu erreichen. Unser Verein mit über 100 Mitgliedern ermöglicht es uns, solche Visionen zu realisieren. Wir hoffen, unserer Kunst so eine erhöhte Visualität zu geben und auch Besucher aus anderen Regionen auf unsere einmalige Galerie aufmerksam zu machen.
Kontakt:
Galerie kunstzürichsüd
Zürichstrasse 1
8134 Adliswil
Kontakt:
Präsident Walter Diem
+41 79 638 02 42
walter.diem@diempartner.ch
www.kunstzuerichsued.com